Blau wie Schokolade

nicht.«
    »Eigentlich nicht?«, zischte der III .
    »Nein, eigentlich nicht«, wiederholte Marychek und hob die Augenbrauen.
    »Ich möchte anmerken, dass der Polizeibeamte nicht kooperativ ist«, sagte der Anwalt.
    »Er ist kooperativ«, widersprach der alte Richter. »Frage gestellt, Frage beantwortet. Bitte fahren Sie fort!«
    Der  III . schaute Marychek böse an. »Was geschah, nachdem sie die Tat gestanden hatte?«
    »Mein Kollege und ich sahen es nicht als Tat an, verlasen ihr aber trotzdem die Rechte.« Er überlegte. »So halbwegs wenigstens.«
    »Was meinen Sie damit: so halbwegs?«, hakte der Anwalt nach.
    Marychek wand sich ein wenig und grinste dann breit. Er war ein netter Kerl. »Wir verlasen ihr die Rechte, aber wir mussten dabei lachen. Ich meine, bei dem Satz: ›Sie haben das Recht auf einen Anwalt‹ mussten wir lachen, weil wir uns vorstellten, dass Ms Stewart wegen eines Penisangriffs einen Anwalt engagieren würde.«
    Die Geschworenen lachten ebenfalls.
    »Mein Kollege bezeichnete Ms Stewart als Kondomkiller. Das war verdammt komisch.« Marychek schmunzelte, richtete sich wieder auf und versuchte, ernst dreinzublicken, was ihm jedoch nicht gelang. Wieder grinste er breit. »Wir überlegten, ob eine Heißklebepistole als Waffe zähle und ob wir das Sondereinsatzkommando rufen sollten, um die Waffe bei Ms Stewart beschlagnahmen zu lassen.«
    »Wir haben es verstanden, Officer«, presste der III . durch zusammengebissene Zähne hervor. »Was geschah nach dem Verlesen der Rechte?«
    »Mein Kollege, Officer Tobiason, und ich, bekamen ein Problem mit Ms Stewart.«
    »Ein Problem?« Zum ersten Mal wirkte der Anwalt erfreut. Offenbar hatte der Beamte das in seiner schriftlichen Aussage nicht vermerkt.
    »Ja. Officer Tobiason und ich mussten lachen, ich meine, wir waren wirklich am Grölen. Ich hatte Angst, Tobi würde sich in die Hose machen. Wir nannten Ms Stewart ›Prinzessin auf der Erdnuss‹, ›Ölbohrer‹ und so weiter. Wieder grinste Marychek breit, dann lachte er. Alle Männer unter den Geschworenen nickten zustimmend. »Dann tat Tobi so, als würde er mich mit einer Pipette beschießen.
    Wir hatten ganz schön Schwierigkeiten, ihr die Handschellen anzulegen, weil wir so lachen mussten. Tobi konnte kaum noch stehen. Am Ende hat Ms Stewart sie sich selbst angelegt.«
    Nach der Art und Weise zu urteilen, wie William Sheridan Stanton  III . Maulaffen feilhielt, hatte er eine andere Antwort erwartet.
    »Aber sie hat zugegeben, den Mann attackiert zu haben. Das ist nicht witzig!«, brüllte der Anwalt.
    »Sie hätten dabei sein müssen«, sagte Officer Marychek. Er nickte den Geschworenen zu, die sein Grinsen erwiderten. »Es war schon witzig zu hören, wie sie die Kondomverpackung mit dem Teppichmesser geöffnet hatte, glauben Sie mir. Sie musste einen klitzekleinen Schlitz hineinschneiden, um das Kondom herauszuziehen, aber sie versiegelte ihn sofort wieder mit der Heißklebepistole und –«
    »Einspruch!«, schrie der III .
    »Einspruch stattgegeben«, sagte der Richter gedehnt.
    »Gestand Ms Stewart zu wissen, dass Mr Nunley allergisch gegen Erdnussöl war?«
    »Nein. Wir sprachen nicht über Mr Nunleys Allergien oder seine bisherigen Probleme im Intimbereich.«
    Der Anwalt war so sauer, dass ich befürchtete, ihm würde die Schädeldecke explodieren. »Keine weiteren Fragen!«
    Roy war an der Reihe. »Gut, Ms Stewart widersetzte sich also weder Ihnen noch Ihrem Kollegen, ist das richtig?«
    »Ja, Sir, das ist richtig. Sie war sehr höflich. Bot uns Kaffee an, als wir kamen, und Plätzchen.« Er nickte mir anerkennend zu. »Zuckerkekse. Sehr lecker.«
    »Sie leistete also keinen Widerstand?«
    »Nein! Sie war sehr höflich und zuvorkommend. Wenn ich sie nicht festgenommen hätte, hätte ich sie zum Grillen zu mir eingeladen, damit sie meine Mutter kennenlernt. Sie sagte, sie hätte vor kurzem erfahren, dass Mr Nunley sie seit zwei Jahren mit einem ganzen Haufen Mädels betrogen hätte, und das ist so gefährlich, Mann, glauben Sie mir. In meinem Beruf höre ich ständig davon. Wenn man jemanden betrügt, bringt man ihn in Lebensgefahr.
In Lebensgefahr!
Man kann ihn mit Herpes oder Aids anstecken, die Leute flippen aus, ich sag’s Ihnen, sie flippen –«
    »Einspruch!«, schrie der III . fuchsteufelswild.
    Der Schlappschwanz legte die Hände vors Gesicht.
    »Egal«, fuhr Marychek fort. »Sie hatte ungeheure Angst. Der Kläger nahm außerdem tausendneunhundert Dollar Bargeld