Blau wie Schokolade
Böse.« Sein Gesicht verzerrte sich.
»Von wem sprechen Sie?«, fragte der III .
»Von Jeanne Stewart. Die da vorne auf der Anklagebank sitzt.« Mit seinem langen Finger zeigte er auf mich, als kenne sonst niemand im Saal den Platz des Angeklagten. Ich widerstand der Versuchung, aufzustehen und wie eine Prinzessin huldvoll zu winken.
»Gab sie zu, es getan zu haben?«
»Ja, allerdings. Sie gab es zu, als ich sie abends anrief. Sie lachte. Sie lachte so laut, dass sie kaum noch sprechen konnte.« Wütend sah er mich an. »Jeanne Stewart hat Erdnussöl in meine Kondome getan, um mich umzubringen.«
Dann war Roy an der Reihe. Mannomann, das würde vielleicht lustig werden! Mit einem Finger schob ich mir die Brille zurück auf die Nase.
»So, Mr Nunley …« Roy stand auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Damit ich das recht verstanden habe …« Er schaute auf seine Aufzeichnungen. »Sie hatten Sex mit Ihrer … ähm …« Roy nestelte an seiner Brille. »Sie hatten Sex mit Ihrer anderen Freundin, Ihrer zweiten Freundin, sollte ich wohl sagen …«
»Einspruch!«, rief der III .
»Abgelehnt«, schnarrte der alte weiße Richter.
»Sie hatten Sex mit Ihrer zweiten Freundin – schließlich war meine Mandantin, Jeanne Stewart, Ihre erste Freundin, auch wenn Sie keine Kenntnis von einer zweiten Freundin hatte – und während des Geschlechtsverkehrs verfärbte sich Ihr Penis und schwoll stark, ist das korrekt?«
»Ja, das ist korrekt«, sagte der Schlappschwanz mit erstickter Stimme.
Roy wartete einen Moment, ehe er weitersprach. »Aha. Und ist es korrekt, wenn ich sage, dass Sie für Ihren Penis einen Krankenwagen riefen?«
Es dauerte eine Weile, bis alle Zuschauer ihr zuvor unterdrücktes Lachen wieder in den Griff bekamen. Besonders als eine der Frauen aus der Jubeltruppe das Geräusch eines Krankenwagens nachahmte.
»Mr Nunley«, hob Roy an. »Was war Jeanne Stewart zum Zeitpunkt dieses Zwischenfalls?«
»Meine Exfreundin.«
»Aha«, machte Roy. »Wie lange waren Sie zusammen?«
»Zwei Jahre.«
»Würden Sie Ihre Beziehung als ernsthaft bezeichnen?«
Der Schlappschwanz zuckte mit den Achseln. »Wir waren halt zusammen.«
Roy nickte. »Sie waren halt zusammen.«
»Hm. Ja.«
»Sie wohnten zusammen. Trifft das zu?«
Der Schlappschwanz erstarrte.
»Trifft das zu?«, wiederholte Roy seine Frage. »Sie müssen Ihre Antwort für die Protokollantin laut und vernehmlich geben. Sie kann nicht schreiben ›Er nickte mürrisch‹.«
»Einspruch«, rief der III .
»Zurückgezogen«, lenkte Roy ein.
Der Schlappschwanz starrte ihn düster an.
»Ja, wir haben zusammengewohnt, aber die Beziehung war schon vorbei.«
Roy schaute erstaunt drein. »Wusste Ms Stewart auch, dass die Beziehung vorbei war?«
Der Schlappschwanz überlegte und hustete. »Ja, das wusste sie.«
Roy nickte. »Woher wusste sie es?«
Jared zuckte mit den Achseln. »Sie wusste es, ich wusste es. Es war vorbei. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis wir uns trennen würden.«
»Aha. Also haben Sie nie zu ihr gesagt: ›Ich möchte mich von dir trennen‹?«
Lange Pause. »Nein.«
»Sie haben nie gesagt: ›Es ist besser, wenn wir getrennte Wege gehen‹?«
Der Schlappschwanz rutschte auf seinem Stuhl herum, als würde sein Hintern jucken. »Nein, wir hatten kein dementsprechendes Gespräch oder so … Wir hatten kein offizielles Trennungsgespräch …«
»Wusste Ms Stewart, dass Sie mit anderen Frauen schliefen?«
Der Schlappschwanz wand sich.
Roy hob die Augenbrauen. »Wusste Ms Stewart, dass Sie mit anderen Frauen schliefen?«
»Ähm. Ääh, nein«, flüsterte er.
»Mr Nunley, was machen Sie beruflich?«
»Ich bin Berater.«
Ich lachte laut auf. Das Geräusch hallte im Gerichtssaal wider. Der Richter schlug mit dem Hämmerchen auf sein Pult und sah mich strafend an. »Die Angeklagte hat sich zusammenzureißen.«
»Was genau heißt das, Mr Nunley?«, fragte Roy.
»Das heißt … das heißt, dass ich Unternehmern helfe, ihre Geschäftsidee ans Laufen zu bringen. Ich berate sie professionell in Finanzfragen. Helfe ihnen, ein Portfolio aufzubauen. Ich erstelle Forecasts und Businesspläne, ich –«
»Das klingt, als wären Sie sehr erfolgreich, Mr Nunley.«
»Es geht mir nicht schlecht.« Der Schlappschwanz legte ein Bein übers andere.
»Ach, ja?« Roy hob die Augenbrauen. »Mr Nunley, wie viel verdienten Sie in den Jahren, als sie mit Ms Stewart zusammen waren?«
»Einspruch!«,
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