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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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mit und verschwand mit ihrem Mountainbike.« Er sah den Schlappschwanz an. »Sie will das Mountainbike zurück.«
    Officer Tobiason nickte mir zu, als er seinen Eid leistete. Er war ein riesengroßer Latino und sah aus wie ein Schläger in Uniform. Seine Mutter sei aus Lateinamerika, hatte er mir erzählt, sein Vater aus England. Wir hatten Zeit für ein Gespräch gehabt, als andere Täter vor mir ins Polizeirevier geführt wurden. Es stellte sich heraus, dass er sich für Mode interessierte und meine Schuhe ganz toll fand. Daraus entspann sich ein auf Spanisch geführtes leises Gespräch über Schuhe und Stil und die Entwicklung der Modeszene in den USA . Ich fragte ihn, ob er die neue Frühjahrsmode auf den Laufstegen gesehen hätte. Umwerfend, da waren wir uns einig. Einfach grandios.
    Seine Aussage dauerte nicht lange. »Ich will Ihnen was sagen, Herr Anwalt«, knurrte Tobiason den III . an, beugte sich vor und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Wir reden hier über Erdnussöl, Junge. Erdnussöl! Wir reden über einen Mann, der einen Ausschlag am Dödel hatte. Verdammt, ein Ausschlag ist ein kleiner Preis für einen Mann, der seine Frau betrügt. Ich bin verheiratet und habe sieben Kinder. Wenn ich meine Frau betrügen würde, hätte ich nicht mal mehr Zeit, ›bu‹ zu sagen. Am Nachmittag stände ein Killer vor meiner Tür. Also lassen Sie mich in Ruhe, ja? Lassen Sie mich verdammt nochmal in Ruhe mit dem Scheiß!«
    Das Gericht gönnte sich eine gottverdammte Ruhepause.
     
    Am nächsten Vormittag war ich als Erste mit meiner Zeugenaussage an der Reihe. Als ich in den Zeugenstand gerufen wurde, schob ich den Stuhl nach hinten und tat mich absichtlich ein wenig schwer damit, mich von meinem Platz zu erheben. Ich stieß gegen den Tisch und versuchte, das kleine Törchen zum Zeugenstand falsch herum zu öffnen. Dann stolperte ich hinauf und nestelte an meiner Brille.
    Ich hob die rechte Hand, zitterte ein wenig, schwor, die Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit, so wahr mir Gott helfe, und schwor mir selbst, nie wieder im Leben ein kotzgrünes Kostüm mit klobigen Schuhen und eine Strumpfhose mit kleiner Laufmasche zu tragen.
    Dazu hatte ich das Haar unordentlich zu einem Knoten zusammengefasst und war nicht geschminkt. Der einzige Schmuck war ein Kreuz.
    Der  III . trat vor mich. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und tat so, als hätte ich eine Heidenangst vor ihm. Ich merkte an den bösen Blicken von ihm und dem Schlappschwanz, dass die beiden mich durchschauten. Das freute mich noch mehr. Später sagte man mir, ich hätte sehr erschöpft und mitleiderregend gewirkt.
    William Sheridan Stanton  III . stellte mir zuerst die üblichen Fragen. Er war so aalglatt, dass er kaum zu fassen war. Auf mich wirkte er ungeheuer schleimig. Ich schielte kurz zu den Geschworenen hinüber. Mindestens die Hälfte hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
    Der Anwalt legte eine Hand auf die Geschworenenbank, die andere steckte in seiner Tasche.
    »Ms Stewart, Sie haben gestanden, die Kondome meines Klienten mit Erdnussöl präpariert zu haben, stimmt das?«
    Ich bemühte mich, verwirrt zu tun. »Ja, das habe ich gestanden.«
    »Nun, wir wissen jetzt, dass er nicht nur eine leichte Allergie gegen Erdnussöl hat, sondern eine schwere. Er musste ins Krankenhaus –«
    »Er hat eine leichte Allergie!«, fuhr ich ihn an. »Das Krankenhaus wollte ihn nach Hause schicken, nachdem er behandelt worden war, er hat sich ja bloß geweigert zu gehen.« Schnell hielt ich den Mund. Ich rief mir in Erinnerung, das Opfer zu spielen. Als hätte der Anwalt mich eingeschüchtert, senkte ich den Kopf.
    »Euer Ehren, bitte fordern Sie die Zeugin auf, die Frage zu beantworten.«
    Euer Ehren war auf Draht. »Ich habe keine Frage vernommen, Herr Anwalt.«
    Der  III . öffnete und schloss den Mund wie ein Goldfisch.
    »Ms Stewart, tut es Ihnen leid, welche mentalen und emotionalen Nöte Sie bei meinem Mandanten ausgelöst haben?«
    Ach, du liebe Güte! Eine einfache Frage, aber ich konnte darauf leider nicht ehrlich antworten. »Es tut mir leid, dass der Schla–« Ups! Ich musste mich zusammenreißen. »Ja, es tut mir leid. Es sieht ja so aus, als habe dieser Zwischenfall bei Jared zu weiteren sexuellen Störungen und Problemen mit seinem Stehvermögen geführt. Und er hatte wohl riesengroße Angst, weil er einen Krankenwagen brauchte, der ihn … ähm, seinen … der ihn ins Krankenhaus brachte, und da wollte er unbedingt einen

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