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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Tischen.
    Die Wände waren aus rotem Ziegelstein, unter der fünf Meter hohen Decke sah man die freigelegten, schwarz gestrichenen Holzbalken. Das Licht wurde fast ausschließlich von Kerzen auf den Tischen gespendet.
    Und da saß ich an einem Tisch, zusammen mit den anderen Groupies, und hielt Jays Hand umklammert. Vor Angst schlotterte ich am ganzen Leib.
    Man hätte denken können, dass
ich
in der Kneipe auftreten und mir die Seele aus dem Hals singen müsste.
    Aber nicht ich trat hier auf, sondern Becky.
    Die zerbrechliche, schmale, hübsche blonde Becky mit der furchtbaren Vergangenheit.
    Sie stand draußen, an die Wand gelehnt, und übergab sich. Soman rieb ihr den Rücken.
    Ich saß bei Jay, Emmaline, Bradon, Olivia und ihren beiden einundzwanzigjährigen Zwillingssöhnen, die noch nicht trinken durften, wie Bradon behauptete. Rosvita trug weiße Handschuhe und einen Blumenkranz auf dem Kopf. Auch Donovan saß bei uns, schick und stilvoll in einem Seidenhemd und einer Hose mit Bügelfalten.
    »Becky muss heute Abend ihren Auftrag erfüllen«, sagte Emmaline. Blass führte sie sich das Glas an die Lippen. »Es ist der letzte Schritt für sie, der Schritt, den sie machen muss, um vom Weg der Selbstzerstörung abzukommen. Sie muss es einfach tun, es gehört zu den Voraussetzungen. Wenn sie es nicht macht, lasse ich sie durchfallen, dann muss sie die Therapie wiederholen.« Emmaline trank noch einen großen Schluck Wein und füllte ihr Glas nach. »Dass ihr das ja keiner ausredet!«
    »Natürlich nicht«, sagte Bradon. »Obwohl ich nicht glaube, dass es gut ankommt, wenn sie sich auf der Bühne übergibt.«
    Ich nickte. »Stimmt.«
    »Becky wird sich nicht übergeben!«, behauptete Emmaline und trank den nächsten Schluck. »Das tut sie nicht!«
    Jay drückte meine Hand. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    Das Eheleben gefiel uns ein wenig zu gut. Während ich bei meinem Prozess in Chicago gewesen war, hatte Jay die Nachlese des Wahlkampfs betreiben können. Mein Bruder hatte mir erzählt, dass Jay in der Zeit, als ich fort war, achtzehn Stunden am Tag arbeitete. Jay erklärte mir später, wenn er das nicht getan hätte, wäre er vor Sorge um mich verrückt geworden.
    Nach der Hochzeit machten wir unsere Flitterwochen auf den San-Juan-Inseln, wo wir ein Haus mit Blick auf den Ozean, die Inseln und die Wale mieteten. Später erfuhren wir von den Inselbewohnern, dass es der am wenigsten verregnete Dezember gewesen sei, den sie je erlebt hätten.
    In diesem grünen Paradies gestand ich Jay, dass ich froh sei, meinen Bronco vor Monaten nicht ins Meer gefahren zu haben. Seufzend drückte er mich an sich. Ich wusste, dass es ihm genauso ging. Lange blieben wir im Bett, und in der geringen restlichen Zeit gingen wir wandern, segeln, setzten uns ans Wasser, warfen Steine und unterhielten uns. Stundenlang. Es war, als hätten wir ein Leben lang aufeinander gewartet.
    Wir gingen zusammen essen, zum Grillen, zum Brunch und zum Dinner bei Kerzenlicht, und das Essen ging mir irgendwie besser herunter, alles schmeckte … nun, wie soll ich es erklären? Das Essen schmeckte so lebendig. Nach Sonnenstrahlen und Tautropfen, nach Vogelgezwitscher, Wassermelone und Lilien, nach Kaugummi, Sonnenaufgang und Nordlicht, nach allem zusammen.
    Nach unserer Rückkehr versteckten wir uns zuerst in meinem und seinem Haus in Weltana, mieden die Presse, die erst nach dem Aufbruch in die Flitterwochen über unsere Hochzeit informiert worden war. Der heutige Abend war unsere erste gemeinsame Unternehmung in Portland. Wenn Becky nicht gewesen wäre, wäre ich lieber mit Jay allein am Fluss gewesen, hätte das Ufer erforscht, den Eulen gelauscht. Doch diese Glückseligkeit würde nicht von langer Dauer sein. Wir würden in das Herrenhaus Mahonia Hall in Salem ziehen, ein Haus im Tudorstil aus dem Jahre 1924 . Zu dem Gebäude gehörten ein Ballsaal, ein Weinkeller und ein Geist, der im Nachthemd herumspukte. Ich, im Haus des Gouverneurs! Wer hätte das gedacht!
    »Ich liebe dich, Jay«, flüsterte ich.
    Er küsste mich auf die Lippen. »Ich liebe dich auch, Süße.«
    Und dann ging alles ziemlich schnell. Soman stand neben uns, den Arm um Beckys Taille, und wir erhoben uns. Ein gewaltiges Zittern durchfuhr mich wie ein kleines Erdbeben. Ich umarmte Becky. Sie hatte pure Panik in den Augen.
    »Los geht’s«, sagte Soman, und seine Augen quollen vor Angst fast heraus. »Meine Süße wird euch heute alle umhauen. Die macht euch fertig.« Ihm

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