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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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gesunken, nachdem wir aus unserer Wut Kunst gemacht hatten. Soman hatte einen zwei Meter großen grinsenden rosa Vogel Strauß auf gelbes Fleischerpapier gemalt. »Weil ich ein netter Kerl bin, aber manchmal meinen dicken Kopf in den Sand stecke.«
    Becky hatte eine Collage aus Stöckchen gefertigt und sie dann schwarz angemalt. »Ich versuche, all das Schwarze aus meinen Erinnerungen loszuwerden.« Sie zerschlug ihr Werk mit dem Hammer.
    Bradon hatte mit schwarzen Kohlestiften eine Uhr wie aus
Alice im Wunderland
gezeichnet, gewölbt und schief. »Die Zeit verrinnt. Die Zeit für die Kinder in meiner Gegend verrinnt.« Er wischte sich eine Träne aus dem Auge und legte den Kopf auf den Tisch.
    Ich fertigte Kreuze aus Ton. Einige mittelgroße, ein riesengroßes, mehrere kleine. »Für meine Mutter«, sagte ich. Emmaline sagte, sie würde sie brennen. Ich ging für eine Weile in die Schrei-Ecke und drückte mir ein Kissen auf den Kopf.
    Als wir fertig waren mit der Kunst, kommandierte Emmaline uns zu den Sitzsäcken. Wir waren nur noch vier.
    Drake Windham war aus dem Kurs geworfen worden, er saß im Knast. Nach dem Zwischenfall in der Leichenhalle hatte er zwei Wachmänner angegriffen, als er im Gefängnis aus seinem Alkoholrausch erwachte.
    Emmaline war nicht begeistert. »Sinn und Zweck dieser Übung ist für euch alle, euch neu zu erfinden, jemand anders zu werden.« Sie schlug mit den Armen gegen ihren Sitzsack und warf uns mit ihren stechenden Augen durchdringende Blicke zu. »Ihr müsst bessere Wege für euch finden, bessere Straßen, bessere Alleen, bessere Gassen. Wenn ihr irgendwann aus euren negativen Mustern ausbrecht, werdet ihr ohne den sonst üblichen schwelenden Zorn denken können, denn der ist euer persönlicher Untergang.«
    »Ich kann also wieder Drogen nehmen, muss mir nur eine andere Droge aussuchen?«, fragte Becky.
    »Natürlich nicht!«, rief Emmaline. Becky zuckte zusammen. Wenn Emmaline doch nicht so schreien würde; es machte Becky so nervös. »Drogen zu nehmen fällt in die Kategorie ›verboten‹, Becky, jetzt denk doch mal nach! Denk nach! Du musst die Kraft in dir finden. Du musst aufhören, dich immer für den einfachen Weg, für die Flucht vorm Leben zu entscheiden. Du hast ein paar schlimme Fehler gemacht, furchtbare Fehler! Dein größter Fehler war es, dass du nicht stark genug warst, deinen armseligen, dürren Hintern aus dem Feuer zu ziehen. Du bist immer wieder zu den Drogen zurückgekehrt, und dafür gibt es keine Entschuldigung, keine! Sieh zu, dass du ein starkes Rückgrat bekommst! Hör auf zu schmollen und dich in deinem Selbstmitleid zu suhlen!«
    Becky saß da, als wäre sie am liebsten in ihrem Sitzsack versunken. Herrje, ich würde mit Emmaline über ihr Geschrei reden müssen.
    Emmaline breitete die Arme weit aus. »Wir haben hier vier neue Leben vor uns, vier knospende Leben, die aus Herabsetzung und Verzweiflung entstehen, vier neue Seelen, die dem Zorn entfliehen, der sie jahrelang gefangen hielt. Ihr beginnt ein neues Leben, eine neue Lebensweise, eine neue Denkweise. Alles ist neu, so neu.«
    Sie sprang von ihrem Sitzsack auf und zeigte auf Soman.
    »So, Soman, heute fangen wir mit dir an, weil du meiner Meinung nach der Gefährlichste in dieser Gruppe bist.«
    »Ich? Ich bin nicht gefährlich!«
    »Streite nicht ab, was ich dir sage!«, fuhr Emmaline ihn an. »Ich habe deine Vorstrafen gesehen. Schlägereien. In Kneipen. Auf der Straße. Damit ist jetzt Schluss! Du bist eine unkontrollierte Kampfmaschine. So. Was willst du tun, das neu und frisch ist und dich fortführt vom Pfad der Verwüstung und Vernichtung?«
    »Eh, kein Plan. Ich werd ganz normal arbeiten gehen. Dann geh ich mit den Jungs raus und abends nach Haus. Das ist alles. Ich werd versuchen, keinem das Gesicht einzuschlagen.«
    Wie aus dem Nichts baute sich Emmaline vor ihm auf und schob seinen großen Schädel in den Nacken, nicht gerade zärtlich. Somans Zöpfe baumelten ihm auf dem Rücken. »Schwachsinn!«, kreischte sie. »Das ist Versagen! Mangelnde Motivation! Du musst in dich selbst hineinhören, die Ruhe in dir finden und darauf aufbauen. Die Ruhe wird deine Aggressivität ersticken, wird deine Neigung unterdrücken, andere Menschen zu schlagen. Höre in dein aggressives Selbst hinein. Du hast doch bestimmt ein friedliches Hobby, irgendetwas Sanftes, Sicheres, das du gerne tust? Soman, sag mir eins: Was hast du für ein Hobby?«
    Soman wandte den Blick ab, zur Seite, zur Decke,

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