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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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verwende Butter, jede Menge Butter. Die jungen Leute wollen Butter immer von ihrem Speiseplan streichen, damit sie abnehmen. Sie sollten eher versuchen, sich nicht dick und dämlich zu essen, statt die Butter zu streichen. Ich sage es ihnen immer wieder, aber sie hören ja nicht auf mich.«
    Ich bestellte acht Kuchen.
    Am liebsten hätte ich mir auf der Stelle eine Gabel geschnappt und einen der Kuchen mit der guten Butter gegessen. »Ich nehme bitte ein Stück Schokoladencremekuchen.«
    Es war acht Uhr morgens, doch Zelda zuckte nicht mit der Wimper. »Gut, meine Liebe, und dann bringe ich dir noch Kaffee und Sahne. Aufs Haus.«
    Sie verpackte alle Kuchen, ich gab ihr das Geld, setzte mich dann an einen kleinen Puppenhaustisch ans Fenster und probierte den ersten Bissen Schokoladencremekuchen.
    Unglaublich.
    Nein, der Kuchen war mehr als unglaublich. Die Schokolade war samtweich und eiskalt vom Kühlschrank. Die Kruste bestand aus zerdrückten Schokoladenkeksen.
    Man bekommt nicht täglich einen Vorgeschmack auf den Himmel, deshalb beschloss ich, ihn richtig zu genießen. Ich bestellte mir ein Stück Kürbiskuchen (Gemüse ist gesund) und einen Baiserkuchen (Eiweiß auch). Ich trank vier Tassen Kaffee mit Sahne.
    Vielleicht würde ich durch die Kuchen ein bisschen Fleisch auf die Rippen und die Hüften bekommen.
    Als ich gehen wollte, umarmte mich Zelda. Unter der Last von acht Kuchen wankte ich nach draußen. »Komm bald wieder, meine Liebe, jederzeit! Ich mache die besten Kuchen in ganz Weltana.«
    Das würde ich tun.
    Ich stellte die Kuchen im Arbeiterlager vor die Türen, dazu pro Schuppen zwei prallgefüllte Tüten mit Lebensmitteln. Ich hatte Brot, Hühnchen, Plätzchen, Milch, Eier, Gemüse, Dosenchilis und Dosensuppen, Erdnussbutter, Gelee, Chips und Obst eingekauft. In fast allen Hütten bewegte sich jemand, doch niemand kam nach draußen.
    Gut, dachte ich. So gefiel es mir.
    Ich winkte meiner Großmutter im Himmel zu.
     
    »Dein Stadthaus ist verkauft; deine Einrichtung ebenfalls«, erklärte mir meine Immobilienmaklerin Joyce Herber ungefähr eine Woche später am Telefon. »Die Käufer haben bar bezahlt, und da keine Hypothek mehr drauf war, wird dir die Bank bald einen fetten Scheck schicken. Ich schicke dir auch den Scheck vom Verkauf deines Hausstands, der hat siebzehntausend Dollar erbracht. Unterzeichne die gefaxten Papiere, dann kann es losgehen.«
    »Hört sich gut an«, sagte ich. »Obwohl ich auch ganz gerne mal anhalten würde.«
    Joyce dachte nach. Ich hörte ihr Schweigen laut und klar. »Wie geht es dir, Jeanne? Du bist doch nicht etwa total verrückt geworden, oder?«
    Ich lehnte mich in meinem blauen Himmelbett zurück. »Mir geht’s gut.«
    »Nein, Jeanne, komm! Jetzt mal ehrlich, wie geht es dir?« Ich hörte Joyce’ besorgten Tonfall.
    »Gut, Joyce, du bekommst die Exklusivmeldung von mir: Ich habe ein neues Haus gefunden. Es wird von Mäusen, Termiten und mindestens einem Waschbären heimgesucht. Die Treppe wackelt und kracht wahrscheinlich bald zusammen. Das Dach sackt ein; die Badezimmer sind höchstens Latrinen, und die Böden haben einen Wasserschaden.«
    Joyce lachte.
    »Das ist kein Witz.«
    Sie hörte auf zu lachen.
    »Hast du das Haus gekauft?«
    »Ja.«
    »Hast du schon unterschrieben?«
    »Ja.«
    Erneutes Schweigen. Dann: »Hast du völlig den Verstand verloren, Jeanne?«, flüsterte sie.
    »Ich glaube, ja. Aber das ist noch lange nicht das Schlimmste. Ich werde als Flitzer am Fluss entlanglaufen.«
    »Als Flitzer?« Joyce’ Stimme klang wie eine pfeifender Zug. »Soll das heißen: nackt?«
    »Ja. Als nackter Flitzer.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht. Aber ich mache es trotzdem.«
    »Du willst nackt an einem Fluss entlanglaufen? Allein?«
    »Das ist zutreffend. Ich werde rennen. Nackt. Am Fluss entlang. Allein.«
    »Aber warum? Warum? Das ist doch verrückt, gefährlich und dumm. Nackt laufen? Warum?«
    »Weil ich meine Wut vertreiben will. Nackt.«
     
    Ich würde meinem wöchentlichen Aggressionsbewältigungskurs die Schuld an meinem Nacktlauf entlang dem Fluss geben.
    »Eure Aufgabe für die heutige Sitzung«, sagte Emmaline auf ihrem schwarzen Sitzsack zu uns allen, »ist, etwas zu tun, was ihr noch nie getan habt. Etwas Gewagtes, aber nichts Verbotenes. Etwas Lustiges, aber nichts Gefährliches. Etwas, das ihr immer schon tun oder erleben wolltet. Etwas Neues, das euch den Atem raubt.«
    Soman, Becky, Bradon und ich waren auf unsere Sitzsäcke

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