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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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einer Wassermelone weiter spucken zu können als ich. Ich behauptete, ich könne den ganzen Tag Hula-Hoop tanzen. Er bezweifelte es. Im Vertrauen verriet mir Bob, dass er bald in Rente gehen wolle, damit er mit seiner Frau reisen könne. Ihr Ziel sei es, jeden Geburtstag der Enkelkinder mitzufeiern. Das hielt ich für eine super Idee. Diese verfluchten Leute mit ihrer Armee von Enkelkindern, dachte ich bei mir.
    Ich unterließ es, ihm von meinem bevorstehenden Gerichtsprozess zu erzählen, und hatte das Gefühl, er würde es verstehen. Ganz bestimmt.
    Am Ende waren wir die besten Freunde.
    Wir vereinbarten einen Termin für das Gespräch mit dem Gouverneur.
    »Jay ist ein netter Kerl«, sagte Bob, »aber er kann ein wenig einschüchternd sein. Er ist allen anderen meilenweit voraus, hat einen brillanten, agilen Verstand und nimmt bei seinen Mitarbeitern und auch sonst kein Blatt vor den Mund. Er kann schonungslos sein, sogar schroff. Andererseits wird man keinen ehrlicheren, aufrichtigeren, engagierteren Mann als ihn finden, und er weiß genau, was er tut. Holen Sie tief Luft, geben Sie kurze Antworten und lassen Sie sich von ihm nicht einschüchtern.«
    Ich erklärte mich einverstanden, mein Bestes zu tun.
     
    Ich hatte Spaß gehabt auf der Pensionierungsfeier, beim Bowlingturnier und auf der Teeparty mit Linda, Margie und Louise, meinen Freundinnen vom Supermarkt, auch wenn wir vier zu viel Wodka getrunken und am Ende im Kanon »She’ll be coming round the mountain« gesungen hatten.
    Mein gesellschaftlicher Terminkalender in Weltana nahm langsam Gestalt an. So viel war sicher.
    Jippie!
     
    Das Kapitol von Oregon in Salem war, wie zu erwarten, ein gewaltiges weißes Gebäude inmitten gepflegter Rasen- und Parkanlagen. Zu beiden Seiten des Eingangs standen Marmorstatuen. Steile Treppen führten hinauf. Eine Skulptur zeigte einen Planwagen mit Pionieren, die andere die Indianerin Sacajawea, die Lewis und Clark auf ihrer Expedition führte. Die Männer saßen auf Pferden, die armen Frauen mussten zu Fuß gehen.
    Auf dem Boden des Rundbaus war das Staatssiegel von Oregon riesengroß in Bronze eingelassen. Nicht übel. Wenn man den Kopf in den Nacken legte und von dem Siegel direkt nach oben blickte, schaute man in die Kuppel, die aufwendig bemalt und mit dreiunddreißig Sternen verziert war, da Oregon stolz darauf ist, der dreiunddreißigste Bundesstaat zu sein. Mir wurde schwindelig, als ich mir vorstellte, so etwas zu malen.
    Die Wände des Rundbaus wurden von vier beeindruckenden Gemälden mit historischen Szenen aus Oregon geschmückt. Links und rechts führten Treppen hinauf zu den Sitzungssälen von Senat und Abgeordnetenhaus. Die Geschäftsräume des Gouverneurs befanden sich dazwischen. Es gab einen eher kleinen Empfangsraum, ein repräsentatives Büro, wo der Gouverneur sich in Pose warf, Erklärungen abgab oder Gesetze unterzeichnete, sowie ein Privatbüro.
    Überall hallte das Echo. Das Echo der Geschichte, das Echo klappernder Frauenabsätze und Handys, das Echo von Männern und Frauen in Anzügen und Kostümen, die auf dem Flur debattierten, das Echo der Stimmen müder Lehrer, die ihre Schüler umherführten.
    Ich saß im Empfangsraum und wartete darauf, dass der Gouverneur den Termin vor meinem beendete. Das Warten störte mich nicht. Die Sekretärinnen unterhielten sich, Leute gingen ein und aus, darunter zwei Gruppen mit Schulkindern, von denen eins einen Raumfahrtanzug und einen Astronautenhelm trug. Manche Menschen trugen Anzüge. Andere Jeans. Ein Mann hatte eine Angelrute und eine kleine Kühltasche dabei. Keine Ahnung, was er hier wollte. Die Sekretärinnen winkten ihn durch ins Heiligtum.
    Ich hatte ausreichend Zeit, um mich zu meinem Outfit zu beglückwünschen. Ich trug meine neuen rosa Stöckelschuhe mit der goldenen Schnalle. Dazu ein hellbeiges Leinenkostüm, eine weiße Seidenbluse und mehrere lange Ketten mit schicken rosafarbenen Glassteinen.
    Ich liebe diese Schuhe, wirklich.
    Ich überlegte, was ich zum Gerichtstermin in Chicago anziehen würde. Die schwarzen Slingpumps mit der Lederkappe? Die grünen Stilettos aus falschem Krokoleder? Die schwarzen kniehohen Lederstiefel? Keins meiner Exemplare schien mir dafür richtig. Das war schon besorgniserregend.
    »Ms Stewart?« Eine Sekretärin mit niedlichem Gesicht kam auf mich zu. Sie trug ein rotes Kleid und umwerfende Schuhe mit roten und violetten Punkten. »Sie können jetzt hereinkommen. Der Gouverneur ist gleich für Sie da.«
    Ich

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