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Blaubeeren und Vanilleeis

Blaubeeren und Vanilleeis

Titel: Blaubeeren und Vanilleeis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Helgadottir
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Die Leute saßen teils drinnen, teils draußen auf der Veranda und beobachteten, wie die letzten abendlichen Sonnenstrahlen in den zart belaubten Bäumen spielten. Und viele sahen sich das Album an, das die Kinder ihrer Mutter geschenkt hatten. Im Schaukelstuhl in der Ecke lag Vala, das Nachthemd um den Hals gewickelt, und schlief wie ein Stein.
    Papa und seine Frau Sigga gingen zuletzt. Als alle anderen schon weg waren, saßen sie noch einen Augenblick auf der Veranda – Mama, Oma und Opa, Tumi und Vildis, Papa und Sigga, die nicht ganz so fröhlich wirkte.
    »Es war wunderbar bei dir, Lolla«, sagte Papa.
    »Ich hatte gute Hilfsköche«, sagte Mama und lächelte.
    »Ja, du bist wirklich perfekt«, sagte Sigga und hickste.
    Oma stand auf. »Komm mal eben mit mir, Sigga«, sagte sie und zog sie geradezu vom Stuhl hoch und ins Wohnzimmer.
    »Wir sollten jetzt schnell nach Hause«, sagte Papa fast entschuldigend. »Sigga ist sicher erschöpft. In ihrem Laden war heute so viel zu tun.« Sigga führte nämlich ein piekfeines Modegeschäft.
    Papa drückte Vildis an sich und auch Tumi kam dazu. Sie schmiegten sich an ihn und eine Weile sagte niemand etwas.
    »Hör mal, Björn«, sagte Mama plötzlich, »ist es nicht mal wieder an der Zeit, dass du mit den Kindern zu deinem Vater in den Norden fährst? Er ist so einsam, seit deine Mutter gestorben ist. Heute Morgen hat er sich bei mir gemeldet. Er denkt immer an meinen Geburtstag, der Gute.«
    »Au ja«, riefen die Geschwister freudig, während Papa zustimmend nickte. »Gute Idee!«
    Oma und Sigga stießen wieder zu ihnen.
    »Nun denn, meine gute Alte, jetzt möchte ich in die Falle«, sagte Opa.
    »Du bist sicher müde«, sagte Mama an Oma gewandt.
    »Nicht der Rede wert. Aber eure Kinder, die haben euch heute Abend alle Ehre gemacht – wie immer«, sagte Oma. »Richtige Musterkinder habt ihr da.«
    »Sie sind wunderbar«, sagte Papa beglückt. »Aber das ist nicht mir zu verdanken.«
    »Na, ein bisschen was von dir steckt schon in ihnen«, sagte Mama und streichelte ihm über den Arm.
    »Wir fahren zu Opa in den Norden, sobald ihr Schulferien habt«, versprach Papa und küsste alle, bevor er ging. Auch Mama – auf die Wange.
    Gut, dass sie Freunde sind, dachte Tumi. Die Eltern von Raggi haben seit Jahren kein Wort gewechselt. Raggis Mutter kreischt noch jetzt jedes Mal auf, wenn sie ein Bild von ihm sieht. Er ist nämlich manchmal in der Zeitung. In Badehosen. In seinem Fitnessstudio. Raggi sagt, dass sie sich getrennt haben, weil sein Vater nicht wollte, dass er Gudjon heißt.
    »Eines habe ich jetzt kapiert«, sagte Tumi zu seiner Schwester, als die letzten Gäste gegangen waren. »Man ist ein Musterkind, wenn man seiner Mutter ein Fotoalbum zum Geburtstag schenkt.«
    »Ganz genau.« Vildis lachte. »Jetzt musst du nur noch kapieren, welchen Filialleiter du nächstes Mal zu Mamas Geburtstag einlädst.«
    Die Geschwister gingen ins Badezimmer.
    »Ist doch gut gelaufen, findest du nicht?«, fragte Tumi mit dem Mund voller Zahnpasta.
    »Meinst du das mit dem Bankmann?«, fragte Vildis.
    »Das war auch ganz in Ordnung. Aber ich meinte das ganze Fest und so. Mama war richtig glücklich.«
    »Hör auf, dir immer einzubilden, dass Mama unglücklich ist«, sagte Vildis. »Sie ist fast immer froh. Und das Fest war richtig super.«
    »Ich war ganz schön aufgeregt«, sagte Tumi. »Am Anfang. Da wäre ich fast gestorben.«
    »Dann mach halt nicht immer so einen Blödsinn«, sagte Vildis.
    Tumi zuckte nur mit den Schultern und sah seine Schwester dann bittend an. »Hast du vielleicht Lust, mir ein kleines bisschen vorzulesen? Dann kann ich besser einschlafen.«
    Was tut man nicht alles für so einen Quatschkopf, dachte Vildis. Es war schon ziemlich spät. Doch sie las ihm immer vor, wenn er sie darum bat, weil ihm das beim Lesenlernen half. Das Lesen fiel ihm nämlich viel schwerer als den anderen in seiner Klasse. Er bekam Spezialunterricht deswegen. Vildis hatte zuerst Angst gehabt, dass die anderen Tumi deswegen hänseln würden, doch der Lehrer hatte das alles so gut erklärt, dass es niemandem mehr komisch vorkam. Ansonsten war Tumi ja auch richtig gut in der Schule. Außerdem hatte er schon große Fortschritte gemacht, und der Lehrer meinte, dass er irgendwann auch noch richtig lesen lernen würde.
    Sie legten sich in sein Bett, und Vildis fing an, das erste Kapitel aus ihrem Lieblingsbuch zu lesen,
Ronja Räubertochter
:

    In der Nacht, als Ronja geboren wurde, rollte der

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