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Blaue Wunder

Blaue Wunder

Titel: Blaue Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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meine Phantasie ausreichte. Als ich nach zehn Minuten Rumprobieren immer noch die Meldung bekam: «Dieser Name ist bereits vergeben», tippte ich in meinem Ärger irgendeinen abscheulichen Begriff ein. Und ausgerechnet der wurde akzeptiert.
    «Sie haben Post», sagt mein Computer. Auf dem Bildschirm lese ich: «Willkommen, Schweinebacke.»
    Schade, die Post ist uninteressant. Nur die Bestätigung von Amazon, dass meine Bücher unterwegs sind. Ich hatte vorgestern eine kleine Auswahl unterstützender Literatur bestellt, darunter so viel versprechende Titel wie «Die Exliebe in sieben Tagen wiedergewinnen», «Herzschmerz? 100 todsichere Tipps gegen Liebeskummer» sowie «Plötzlich wieder Single - Eine Trennung ohne Tränen bewältigen».
    Keine Mail von Petra. Aus dem Nebenzimmer höre ich aussagekräftiges Stöhnen. Wie schön, Karsten scheint seinen Schock überwunden zu haben. O Mann, geht’s mir schlecht. Ich heule mal wieder voll los und verpasse fast das leise Pling, mit dem das Telegramm-
    Symbol auf dem Bildschirm erscheint. «Mehlwurm» hat geschrieben, und ich kann gar nicht glauben, dass es das Leben anscheinend auch mal wieder gut mit mir meint. Petra ist irgendwo im fernen Goa online! Sie hatte sich bei der Auswahl ihres AOL-Namens ähnlich dumm angestellt wie ich. Ich fange an zu lesen:
    Telegramm von Mehlwurm an Schweinebacke
    «Elli, das fass ich ja gar nicht! Bei dir muss es doch sechs Uhr morgens sein! Warum bist du denn schon wach? Ist dein Liebeskummer so schlimm? Du Arme!:-( Habe gestern deine Mails gelesen. Es ist der Hammer! Schade, dass ich nicht da bin. Wir würden uns diese Maklerschlampe schon vornehmen!»
    Ich klicke auf «Antworten»:
    «Petra! Ist das toll, dass du auch gerade am Computer sitzt. Kann Aufheiterung gebrauchen. Bin echt fertig. Fressattacken, Heulkrämpfe, Schlaflosigkeit, das volle Programm.:-( Bin bloß froh, wenn meine Zeit hier vorbei ist. Noch gut drei Wochen, dann fahre ich zurück nach Hause.»
    «Bist du wahnsinnig? Du willst zurück?»
    «Na, was dachtest du denn? Diese Stadt hat mir wirklich kein Glück gebracht.»
    «Jetzt hör mir mal gut zu. Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann ist dieser Martin für dich wirklich was Besonderes, oder?»
    «Große Liebe, würde ich sagen. So doof das klingt nach der kurzen Zeit.»
    «Na also. Und wie oft im Leben ist dir das schon passiert?»
    «Weiß nicht. Im Moment denke ich gerade wieder, dass Gregor vielleicht doch der Richtige gewesen wäre. Zu Anfang war ich ja auch richtig verliebt in den.»
    «Hör auf mit dem Mist! Und hör auf, wehleidig vor Martins Haus rumzuschleichen und Schokolade zu fressen. Wie viel hast du wieder zugenommen?»
    «Na ja, so zwei, allerhöchstens zweieinhalb Kilo könnten es schon sein. Du weißt ja, wie schnell man die wieder draufhat.»
    «Alles klar, du hast also mindestens drei Kilo zugenommen. Die müssen wieder runter. Mach Sport, mach Diät, mach eine Fastenkur. Wenn du in deinem Zustand auch noch immer dicker wirst, kommst du nie aus deinem Tief raus. Tu dich doch mit deinem dicklichen Vermieter zusammen, dann könnt ihr euch gegenseitig motivieren. Und was die Sache mit Martin angeht, da solltest du unbedingt zweigleisig fahren. Was wir brauchen, ist ein Plan.»
    «Was meinst du denn damit? Der Typ will mich nicht! Der geht in dreieinhalb Wochen mit seiner Verlobten nach Bielefeld. Was soll ich denn da bitte groß planen? Ich hab verloren:-(, damit muss ich mich abfinden.»
    «Blödsinn. Wie kann man denn verlieren, wenn man gar nicht gekämpft hat? Wenn du ehrlich bist, hast du ihm überhaupt keine Zeit gelassen, das Ganze zu verarbeiten. Du hast ihm die Pistole auf die Brust gesetzt und verlangt, sich innerhalb von Sekunden zu entscheiden. Und jetzt wunderst du dich, dass er sich unter Druck für das Altbekannte und Bewährte entschieden hat. Das hätte doch jeder so gemacht.»
    Ich bekomme Herzklopfen. Ob Petra Recht hat? Habe ich im Grunde die Trennung selbst verschuldet? Kann ich sie vielleicht wieder rückgängig machen? Ich hatte mir nie auch nur ansatzweise den Gedanken erlaubt, nochmal die Initiative zu ergreifen. Zwar hatte ich quasi sekündlich auf meinem Handy nachgeschaut, ob eine SMS von AMORE eingegangen ist, aber selbst Kontakt aufzunehmen war mir nicht in den Sinn gekommen.
    «Hallo, Elli, hat es dir die Sprache verschlagen?»
    «Allerdings! Du darfst nicht vergessen, was dieser Mann mir angetan hat. Ich stand auf dem Dach, während er sich mit seiner Verlobten

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