Blaue Wunder
versöhnte!»
«Glaubst du denn, er hat sich das so ausgesucht? Das war für ihn doch mindestens so entwürdigend wie für dich. Und vergiss nicht, dass die blöde Kackbratze Astrid sich eigentlich am allermeisten blamiert hat. Bloß weiß sie nichts davon, und das ist doch das Allerschlimmste. So gesehen stehst du eigentlich gar nicht so doof da.»
«Was soll ich tun?»
Ich warte aufgeregt auf Petras Antwort. Sie lässt sich ziemlich viel Zeit. In meinem kopflosen Zustand wäre es ganz wunderbar, wenn jetzt jemand mein Leben in seine Hände nähme und mir genau sagte, was ich als Nächstes zu tun habe. Ich stelle mir vor, wie Petra in einem schrammeligen Cafe in Indien am Computer sitzt und einen genauen Schlachtplan für ihre liebeskranke Elli Dückers in Hamburg entwirft. Was für eine Freundin!
Pling!
«Hier kommt mein Vorschlag, Elli. Da du nur dreieinhalb Wochen Zeit hast, ist es natürlich ein recht straffes Programm.
Keine Selbstvernachlässigung!
Runter mit den Kilos! Und falls du aufgehört hast, dir die Beine und die Bikini-Zone zu rasieren, oder falls du dich nicht mehr schminkst und deine Haare nur noch wäschst, wenn sie anfangen zu stinken: Dann reiß dich zusammen! Zieh dich ordentlich an, mach dich zurecht, zupf dir die Augenbrauen.
Wiederannäherung ans Liebesobjekt
Nicht anrufen, nicht klingeln, keine rührseligen Briefe oder Mails schreiben. Du musst Martin dazu bringen, dass er auf dich zugeht. Wo kannst du ihn «zufällig» treffen? Geht er in einen bestimmten Club? Hat er ein Lieblingsrestaurant? Eventuell muss sich jemand Samstagabends an seine Fersen heften und dir Bescheid geben, wo du hinkommen sollst. Der arme dicke Schwule! Kennst du noch jemand anders in Hamburg, der das machen könnte? Du musst da natürlich locker und fröhlich und am besten in Begleitung eines ansehnlichen Mannes auftauchen (schicke dir gleich per SMS die Nummer von meinem Cousin Bert auf dein Handy. Der lebt in Hamburg, ist geschieden und sieht okay aus. Er ist allerdings der Oberspießer, aber für unsere Zwecke stört das ja nicht). Mach Martin eifersüchtig. Dieser schwachsinnige und durchschaubare Trick funktioniert garantiert immer. Männer hassen es, wenn man nicht gebührend um sie trauert. Martin wird herausfinden wollen, ob du wirklich schon über ihn hinweg bist und ob das mit dem Typen was Ernstes ist. Das ist deine Chance, wieder in Kontakt zu kommen und ihm zu zeigen, dass er die falsche Wahl getroffen hat.
Feindbeobachtung
Wer ist Astrid? Aussehen, Stärken und Schwächen erkunden. Empfehle, dass du dich als Wohnungssuchende ausgibst und mit ihr ein paar Objekte besichtigst. Natürlich nicht unter deinem Namen! Nimm den dicken Schwulen zur Tarnung mit.
Gleichzeitige Neuorientierung
Es kann natürlich sein, dass das alles nichts nützt und du Martin nicht wiederbekommst. Die Zeit ist ja wirklich sehr knapp. Für diesen Fall solltest du gerüstet sein. Fahre also zweigleisig: Während du versuchst, Martin zurückzubekommen, versäum nicht, Spaß zu haben, auszugehen, Männer kennen zu lernen, deinen Marktwert zu testen. Mach die Augen auf, verkriech dich nicht! Was ist zum Beispiel mit deinem Chef? Du hast geschrieben, dass der dir unter normalen Umständen ganz gut gefiele. Kannst du nicht mal mit ihm ausgehen? Versuch es.
So, das ist mein Plan für dich. Kriegst du es hin, deinen Hintern hochzuwuchten? Kummer macht träge und ist immer gut für faule Ausreden. Du neigst sowieso dazu, in Krisensituationen selbstmitleidig auf dem Sofa rumzuliegen oder kontraproduktive Sachen zu machen. Erinnere dich bitte an die Hochzeit von Gregor. Wir wollten eigentlich einen lässigen Auftritt hinlegen. Jeder sollte sehen, dass dir die Sache überhaupt nichts ausmacht. Und was tust du? Trinkst eimerweise Bowle, sitzt zwei Stunden heulend auf der Toilette, und als du - unglücklicherweise, das gebe ich zu - den Brautstrauß fängst, schmeißt du ihn mit solcher Wucht zurück, dass die Braut bis heute überall rumerzählt, du hättest sie mit dem Gebinde umbringen wollen. Lass dich dieses Mal bitte nicht gehen!»
Oh. Beleidigt lese ich die Zeilen meiner sonst eher milden, Kritik nur vorsichtig und meist überhaupt nicht formulierenden Freundin
Petra. Ehrlich gesagt, hatte ich auf etwas mehr Mitleid gehofft, auf Streicheleinheiten und ein paar sanfte Sätze wie: «Du armes Schätzchen, die paar Kilos machen doch überhaupt nichts aus. Du hast jetzt alles Recht der Welt, dich gehen zu lassen, stundenlang in
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