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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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sie.
    »Ja, am Heiligen Abend für eine Stunde oder so und dann noch einmal am zweiten Weihnachtsfeiertag.«
    »Das muss schwer für Sie sein.«
    Er zuckte nur mit den Achseln, weil er befürchtete, bei diesem heiklen Thema könnte ihm die Stimme den Dienst versagen.
    »Ich habe keine Kinder«, fuhr Frieda fort, als spräche sie mit sich selbst. »Vielleicht weil ich mich diesem ganzen Schmerz nicht aussetzen will. Bei meinen Patienten kann ich es ertragen, aber wenn es um die eigenen Kinder geht… Ich weiß nicht.«
    »Meine Wut auf Sie war nicht angebracht«, wechselte er das Thema. »Sie können ja im Grunde nichts dafür.«
    »Nein, Sie hatten schon recht. Ich hätte ihm die Adressen nicht geben sollen.« Sie wartete einen Moment. »Bei den Reeves kommen Sie wohl nicht weiter?«
    »DC Long ist gerade drinnen bei Dean Reeve, um alles noch einmal mit ihm durchzukauen. Sie hat normalerweise ein Händchen dafür, die Leute zum Reden zu bringen, aber in diesem Fall habe ich wenig Hoffnung.«
    Er griff nach dem Glas, das Frieda gezeichnet hatte, trank einen Schluck und wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab. »Es gibt Leute«, erklärte er, »die dem Druck standhalten. Ich habe es gleich gespürt, als ich den Verhörraum betrat und mich ihm gegenüber niederließ. Der Kerl macht einen völlig unbekümmerten Eindruck.«

    »Sie meinen, er fühlt sich sicher?«
    »Sieht ganz danach aus. Er ist offenbar der Meinung, dass wir ihm nichts anhaben können. Die Frage ist nur: warum?«
    Frieda wartete. Karlsson griff nach dem Glas, betrachtete es einen Moment und stellte es dann wieder hin. »Der Junge ist tot«, sagte er. »Oder wenn nicht, wird er es bald sein. Wir werden ihn nicht finden. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Wir geben nicht auf. Wir tun alles in unserer Macht Stehende. Obwohl Weihnachten ist und meine Leute eigentlich bei ihren Kindern sein sollten, sind alle im Einsatz. Wir nehmen das Haus der Reeves noch einmal gründlich unter die Lupe. Wir klopfen an alle Türen, an die wir bereits geklopft haben. Wir werden uns über jeden Job informieren, den Dean Reeve im Lauf des letzten Jahres gemacht hat. Vielleicht bringt uns das ja irgendwie weiter. Wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Leuten die Gegend durchkämmen und dabei auch Spürhunde einsetzen. Aber Sie wissen ja selbst, wie es dort aussieht: lauter mit Brettern vernagelte Gebäude, alte Lagerhäuser, leer stehende Wohnungen. Es gibt dort Tausende solcher Wohnungen, und in jeder könnte er sein – oder an einem ganz anderen Ort. Wobei wir wahrscheinlich am ehesten nach einem frisch umgegrabenen Fleckchen Erde Ausschau halten sollten oder nach einer im Fluss treibenden Leiche.«
    »Aber Sie glauben, dass Reeve unser Mann ist.«
    »Ich rieche es förmlich«, erklärte Karlsson mit einem wilden Ausdruck in den Augen. »Ich weiß, dass er es ist, und er weiß, dass ich es weiß. Das ist genau der Grund, warum er das Ganze so genießt.«
    »Er ist also davon überzeugt, dass Sie ihm nichts anhaben können. Warum? Wie kann er da so sicher sein?«
    »Weil er alle Beweise vernichtet hat.«
    »Was ist mit seiner Frau? Sagt die etwas?«
    »Die?« Er schüttelte frustriert den Kopf. »Die ist noch schlimmer als er, falls das überhaupt möglich ist. Sie sitzt nur
da, sieht einen an, als würde man lauter wirres Zeug reden, und wiederholt ständig den gleichen Satz. Er ist der dominante Partner, daran besteht kein Zweifel, aber es kann einfach nicht sein, dass sie nichts weiß. Ich vermute, dass sie mit Matthew das Gleiche gemacht hat, was Dean Reeves Mutter mit Joanna getan hat: das Kind in den Wagen gelockt. Aber das ist wie gesagt nur eine Vermutung. Ich habe nicht die Spur eines Beweises.«
    »Gar nichts?«
    »Nun ja.« Er bedachte sie mit einem grimmigen Blick. »Natürlich haben wir unseren neuen großen Joker, Kathy Ripon. Sie wollte zu ihm und ist seitdem verschwunden. Wir sprechen gerade mit den Eltern, ihrem Freundeskreis, allen Leuten, die sie gesehen haben könnten, und organisieren eine groß angelegte Suchaktion. Zusätzlich sichten wir sämtliche Videoaufzeichnungen. Mal schauen, ob wir nachweisen können, dass sie in der Gegend war. So, wie die Medien auf dem Thema herumhacken, möchte man meinen, es gäbe an jeder Ecke eine Kamera, und nichts bliebe unbeobachtet, aber dem ist keineswegs so. Außerdem habe ich manchmal das Gefühl, dass die Tage oder Wochen, die man braucht, um sich die ganzen Aufzeichnungen anzusehen, die

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