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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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konnte. Sie sah ihn wieder vor sich, wie er dort lag. Stark abgemagert und mit blauen Flecken übersät. Mit offenen, aber blicklosen Augen und angstverzerrtem Mund. Das war das Schlimmste gewesen. Anfangs hatte er nämlich nicht begriffen, dass sie gekommen waren, um ihn zu retten. Er hatte geglaubt, Dean und Terry seien zurückgekehrt.
    Frieda ging noch etwas anderes durch den Kopf. Wo war Kathy? Lag sie auch irgendwo neben einer feuchten Wand?
    »Was er durchgemacht haben muss!«, sagte Mr. Faraday. Er beugte sich zu Frieda hinüber. »Hat man ihn … wurde er … Sie wissen schon.«
    Frieda schüttelte den Kopf. »Was dieser Mann getan hat, war sehr, sehr schrecklich«, erklärte sie, »aber ich glaube, er hat ihn trotzdem als sein Kind gesehen.«
    »Dieser Mistkerl!«, stieß Mr. Faraday hervor. »Haben sie ihn schon erwischt?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Frieda.
    »Er verdient es, lebendig begraben zu werden – so, wie er es mit meinem Sohn gemacht hat.«
    Eine junge, sehr hübsche Ärztin trat in das Wartezimmer. Sie hatte eine rosige Pfirsichhaut und blondes, zu einem strengen Pferdeschwanz zurückgebundenes Haar. Ihr strahlendes Gesicht sagte Frieda, dass sie mit guten Nachrichten kam.
     
    Sie knieten zu beiden Seiten des Bettes unter gleißenden Lampen, umgeben von herabhängenden Schläuchen, und hielten seine verbundenen Hände. Dabei wiederholten sie ständig seinen Namen und gurrten zusätzlich alle möglichen Kosenamen,
als wäre er ein neugeborenes Baby: Mäuschen, Schätzchen, Muffin, Mattie-Boy, Täubchen. Er hatte die Augen immer noch geschlossen, aber sein Gesicht wirkte nicht mehr so totenbleich. Das grünstichige Weiß war einer etwas gesünderen Hautfarbe gewichen. Sein Körper wirkte auch nicht mehr ganz so steif. Die völlig aufgelöste Mrs. Faraday schluchzte und redete gleichzeitig. Immer wieder quoll ein Schwall liebevoller Worte aus ihr heraus. Ihr Sohn reagierte kaum. Er wirkte so benommen, als wäre er mitten in der Nacht aus einem tiefen Schlaf gerissen worden.
    »Matthew, Matthew«, murmelte Mrs. Faraday mit der Nase fast an seiner Wange. Als er plötzlich etwas flüsterte, rückte sie noch näher an ihn heran. »Was sagst du?« Er wiederholte es, woraufhin sie sich mit fragender Miene zu Frieda umwandte.
    »Er hat ›Simon‹ gesagt. Was meint er damit?«
    »So haben sie ihn wohl genannt«, erklärte Frieda. »Ich glaube, sie haben ihm einen neuen Namen gegeben.«
    »Was?« Mrs. Faraday brach in Tränen aus.
    DC Munster trat neben Mr. Faraday, beugte sich über das Bett und begann auf Matthew einzureden. Dann hielt er dem Jungen ein Foto von Kathy Ripon vors Gesicht. Matthew hatte sichtlich Schwierigkeiten, sich darauf zu konzentrieren.
    »Das ist nicht richtig!«, zeterte Mrs. Faraday. »Es geht ihm viel zu schlecht. Das kann er noch nicht. Bestimmt schadet es ihm!«
    Eine Krankenschwester erklärte, die Kinderpsychologin sei bereits unterwegs, habe jedoch telefonisch Bescheid gegeben, dass sie im Stau stecke. Frieda hörte, wie DC Munster den Eltern zu erklären versuchte, dass sie zwar ihren Sohn zurückhätten, ein anderes Elternpaar aber immer noch um eine Tochter bange, woraufhin Mr. Faraday irgendetwas sehr Wütendes antwortete und Mrs. Faraday noch lauter weinte.
    Frieda presste die Finger an die Schläfen. Sie versuchte den Lärm auszublenden, um nachdenken zu können. Matthew war
von den Reeves entführt und versteckt worden. Offenbar hatten sie ihn nicht nur geschlagen, sondern auch hungern lassen und ihm außerdem eingeredet, seine Mutter sei nicht mehr seine Mutter und sein Vater nicht mehr sein Vater. Sie hatten ihn davon zu überzeugen versucht, dass er nicht mehr er selbst sei, sondern ein anderer Junge – ein Junge namens Simon –, und dann hatten sie ihn in das Grab gesperrt, um ihn halbnackt und mutterseelenallein in der Kälte sterben zu lassen. Nun lag er blinzelnd in einem viel zu grell beleuchteten Raum, wo sich immer wieder fremde Gesichter zu ihm hinunterbeugten und einander Worte zuriefen, die er nicht verstand, sodass er sich vermutlich erneut wie in einem Albtraum vorkam. Er war schließlich noch ein kleiner Junge, gerade mal dem Kleinkindalter entwachsen. Trotzdem hatte er überlebt. Als niemand ihn retten konnte, hatte er sich selbst gerettet. Was für Geschichten er sich wohl erzählt hatte, als er dort in der Dunkelheit lag?
    Frieda trat gegenüber von Mrs. Faraday ans Bett.
    »Darf ich?«, fragte sie.
    Mrs. Faraday starrte sie

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