Blauer Montag
sorgenvollen Eindruck. Sein Anblick rührte ihr Herz so sehr, dass sie schon halb stand, doch dann setzte sie sich wieder und beobachtete, wie er seinen Pass vorzeigte. Sie sah ihn etwas sagen, höflich nicken und seine Taschen auf das Fließband stellen, das sie davontrug.
Sie hatte sich diesen Moment immer wieder ausgemalt. Sich vorgestellt, wie sie ihm eine Hand auf die Schulter legen und er sich daraufhin zu ihr umdrehen würde. Wie sich seine Miene bei ihrem Anblick vor Freude und Erleichterung aufhellen würde. Lächeln würden sie beide nicht. Manche Gefühle waren zu stark, um sie durch ein Lächeln zum Ausdruck zu bringen. Doch als er den Schalter schließlich verließ, rührte sie sich noch immer nicht von der Stelle. Er blieb einen Moment stehen, als wüsste er nicht, wohin er sich wenden solle. Dann
straffte er die Schultern, setzte eine entschlossene Miene auf und ging zielstrebig in Richtung Abflüge – mit großen Schritten, als hätte er es plötzlich eilig, von hier wegzukommen. Nun konnte sie nur noch seinen Rücken erkennen. Wenige Augenblicke später tauchte er in die Menge der Reisenden ein, die sich durch einen schmalen Durchgang in den gewölbeartigen, grell beleuchteten Saal dahinter drängten. Frieda war klar, dass er, wenn sie sich nicht ganz schnell in Bewegung setzte, gleich verschwunden sein würde – ohne sie auf dem Weg in seine neue Welt. Dann wäre es endgültig vorbei.
Frieda stand auf. Sie spürte plötzlich ein seltsames Gefühl in der Brust, eine Mischung aus tiefer Traurigkeit und ruhiger Entschlossenheit. In dem Moment begriff sie, dass sie hierhergehörte. In dieses kalte, windige, übervölkerte, gemäßigte Land. In diese wimmelnde, schmutzige, lärmende, pulsierende Stadt. In das kleine Haus in der versteckt gelegenen Kopfsteinpflasterstraße, das sie zu ihrem Refugium gemacht hatte. Sie wandte sich um und machte sich auf den Weg nach Hause.
Dank
D ies ist das erste Buch einer Serie und für uns der Beginn einer neuen Reise. Wir möchten Michael Morris, Dr. Julian Stern und Dr. Cleo Van Velsen für ihre großzügige Unterstützung und Beratung danken. Sie sollten nicht unbedingt für unsere Interpretation dieser Unterstützung und Beratung verantwortlich gemacht werden.
Tom Weldon und Mari Evans stehen uns schon so viele Jahre treu zur Seite, dass sich wohl niemand von uns an die genaue Jahreszahl erinnern möchte. Ihnen und dem dynamischen Team von Penguin schulden wir großen Dank.
Ferner sind wir jeden Tag dankbar für die nie nachlassende liebevolle Betreuung und Unterstützung durch unsere Agenten, Sarah Ballard und Simon Trewin, und auch durch St. John Donald und alle bei United Agents. Sam Edenborough und Nicki Kennedy von ILA beschützen und betreuen uns schon all die Jahre unseres gemeinsamen Schreibens.
Zum Weiterlesen nach »Blauer Montag«:
NICCI FRENCH
EISIGER DIENSTAG
PSYCHOTHRILLER
Deutsch von
Birgit Moosmüller
LESEPROBE
von Band 2 der neuen Nicci-French-Serie
Erscheint im Winter 2012
C. Bertelsmann
I m Laufschritt eilte Maggie Brennan die Deptford Church Street entlang. Während sie in ihr Handy sprach, überflog sie eine Akte und suchte gleichzeitig im Straßenverzeichnis ihres Stadtplans nach der Adresse. Obwohl erst der zweite Tag der Woche war, hinkte Maggie ihrem Zeitplan bereits zwei Tage hinterher. Dabei hatte sie die zusätzlichen Fälle, die sie von einer längerfristig krankgeschriebenen Kollegin geerbt hatte, noch gar nicht mit einberechnet.
»Nein«, sagte sie ins Telefon und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, »ich versuche es in die Besprechung zu schaffen, bevor ihr fertig seid.«
Sie steckte ihr Handy wieder ein. In Gedanken war sie noch ganz bei dem Fall, von dem sie gerade kam: einem dreijährigen Jungen mit Blutergüssen – verdächtigen Blutergüssen, wie der Arzt in der Ambulanz festgestellt hatte. Maggie hatte mit der Mutter gesprochen, sich das Kind angesehen und die Wohnung überprüft, in der die beiden lebten. Obwohl es sich um eine schreckliche, feuchtkalte Bude handelte, bestand dort für das Kind – zumindest auf den ersten Blick – keine unmittelbare Gefahr. Die Mutter behauptete, keinen Freund zu haben. Die Tatsache, dass Maggie im Bad keinen Rasierer gefunden hatte, schien das zu bestätigen. Der Mutter zufolge war der kleine Junge die Treppe hinuntergefallen. Das sagten die Leute immer, wenn sie ihre Kinder schlugen.
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