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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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ihr jedoch bestens zu Gesicht standen.
    »Mein Freund und Vermieter Reuben hat für euch Pampuschky gemacht.«
    Reuben hob sein Wodkaglas und vollführte eine wackelige Verbeugung.
    »Und ihr müsst unbedingt Kutja essen. Aus Weizen, Honig, Mohn und Nüssen. Ohne Kutja geht es nicht. Damit sagen wir ›Freude, Erde, Freude!‹« Nach einer kurzen Pause sagte er noch einmal: »Freude, Erde, Freude!«

    »Freude, Erde, Freude«, wiederholte Chloë mit lauter, klarer Stimme. Sie strahlte übers ganze Gesicht und rückte ein Stück näher an Josef heran, der das genauso freudestrahlend zur Kenntnis nahm. Chloë kicherte. Frieda sah zu Olivia hinüber, doch Olivia schenkte dem verliebten Gehabe ihrer Tochter keine Beachtung. Stattdessen stocherte sie in den Köstlichkeiten herum, die sich auf dem mit Platten und Tellern vollgestellten Tisch türmten.
    »Du meine Güte! Wie lange hast du denn dafür in der Küche gestanden?«
    »Viele Stunden, ohne Pause. Weil Frieda meine Freundin ist.«
    »Deine Freundin Frieda hat nicht mal einen Baum besorgt. Und auch keine Knallbonbons«, bemerkte Chloë.
    »Frieda ist hier, falls du es noch nicht bemerkt hast, und Frieda war beschäftigt«, erklärte Frieda, die sich vor Müdigkeit ganz schwer fühlte und das Ganze wie aus weiter Ferne wahrnahm. Sie fragte sich, was Kathy Ripons Eltern wohl gerade taten. Dieses Weihnachtsfest war für sie der Beginn eines neuen Lebens – eines Lebens ohne ihre Tochter. Der erste von vielen kinderlosen Tagen.
    »Das mit den Knallbonbons ist nicht so schlimm. Wir können uns nach dem Essen ja Witze erzählen«, meinte Reuben mit einem lüsternen Blick auf Paz, die nur die Augen verdrehte. »Nein? Na, dann eben nicht.«
    »Einen Trinkspruch!«, rief Josef, der in Friedas Haus offenbar die Rolle des Gastgebers übernommen hatte.
    »Zum Teufel mit allen untreuen Ehemännern!«, schlug Olivia vor. Ihr Versuch, ihren Wodka hinunterzukippen, ging leicht daneben, sodass der Großteil davon in ihrem Gesicht landete.
    »Sei nicht zu hart zu den untreuen Ehemännern«, meinte Reuben. »Sie sind auch nur Männer. Schwache, törichte Männer.«
    »Einsam und fern von daheim!«, warf Josef ein.

    »Ist das ein Trinkspruch?«, fragte Paz. »Darauf trinke ich.« Woraufhin sie schwungvoll ihr Glas leerte.
    »Armer Josef«, sagte Chloë in mitfühlendem Ton.
    »Das schmeckt wirklich köstlich, Josef. Soll man da Süßes mit Herzhaftem mischen?«, erkundigte sich Olivia.
    »Du bist so still«, wandte Reuben sich an Frieda.
    »Ja. Ich bin sogar zum Reden zu müde.«
    »Ist dir schon aufgefallen, dass hier jeder jemanden vermisst?«
    »Da hast du vermutlich recht.«
    »Was für eine Ansammlung von Verlassenen und Eigenbrötlern wir doch sind!«
    Frieda blickte sich an dem von Kerzen beleuchteten Tisch um. Paz, die mit ihren lächerlichen Schleifen so süß und sinnlich aussah. Josef mit seinem wilden Haar und seinen dunklen Augen. Olivia, ebenfalls sehr sinnlich, aber völlig neben der Spur und so betrunken, dass die Worte nur so aus ihr herausquollen. Und natürlich Reuben, der seinen eigenen Niedergang ironisch kommentierte und an diesem Abend eine rote Weste trug, mit der er wie ein Dandy wirkte. Alle redeten durcheinander, keiner hörte dem anderen zu.
    »Wir hätten es schlimmer erwischen können«, meinte Frieda und hob ihr Glas.
    Mehr brachte sie als Trinkspruch oder Willkommensgruß einfach nicht zustande.
     
    Nachdem er sich von ihr heruntergerollt hatte, ließ Carrie sich in ihrem dunklen Schlafzimmer keuchend zurücksinken. Sie spürte die Feuchtigkeit nicht nur zwischen ihren Beinen, sondern auch auf dem Laken, und rückte ein klein wenig zur Seite. Sie fühlte sein Gewicht neben sich. Sie wartete ein bisschen. Obwohl sie unbedingt etwas loswerden musste, hielt sie es für besser, damit noch ein, zwei Minuten zu warten. Hoffentlich schlief er vorher nicht ein. Sie zählte bis fünfzig, ehe sie zu sprechen begann.

    »Das war wundervoll«, sagte sie.
    »Ja, nicht wahr?«
    »Für mich ist es das schönste Weihnachtsfest meines Lebens. Es ist eine Ewigkeit her, dass wir das letzte Mal so miteinander geschlafen haben, Alan. Manchmal habe ich schon gedacht, wir würden es nie wieder tun. Aber jetzt!« Sie stieß ein kehliges Lachen aus, das fast wie das Gurren einer Taube klang. »Das war wirklich wundervoll!«
    »Wir haben schließlich einiges nachzuholen.«
    Als er die Hand auf ihren nackten Oberschenkel legte, drehte sie sich um und lächelte ihn verträumt

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