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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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setzten gleichzeitig zum Sprechen an, entschuldigten sich beide und versuchten erneut gleichzeitig etwas zu sagen.
    »Du zuerst«, ließ Frieda ihm den Vortritt.
    Er strich ihr über die Wange. »Ich war darauf nicht vorbereitet«, erklärte er, »es ging alles so schnell.«
    »Das klingt, als fändest du das schlimm.«
    Er zog sie neben sich aufs Bett, beugte sich über sie und ließ eine Hand an ihrem Körper hinabgleiten. »Ganz und gar nicht«, entgegnete er, »aber ich habe das Gefühl, nicht zu wissen, wo ich stehe.« Er schwieg einen Moment. »Sag was.«
    »Ich glaube, ich wollte genau das Gleiche sagen. Das mit uns beiden war überhaupt nicht eingeplant.«
    Sandy lächelte. »Du hast einen Plan?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich verbringe meine Zeit damit, Menschen zu helfen, die Geschichte ihres Lebens zu entwirren. Sozusagen ihren roten Faden zu finden. Dabei weiß ich selbst nicht so recht, wie mein eigener roter Faden aussieht. Im Moment habe ich das Gefühl, von etwas mitgerissen zu werden, bin mir aber nicht sicher, worum es sich dabei handelt.«
    Sandy küsste sie erst leicht auf Hals und Wange und dann leidenschaftlich auf den Mund, die Lippen fest auf ihre gepresst. »Bleibst du über Nacht?«
    »Eines Tages«, antwortete Frieda, »aber nicht heute.«
    »Darf ich dann auch mit zu dir?«
    »Eines Tages.«

5
    D etective Constable Yvette Long blickte zu ihrem Chef hinüber, Detective Chief Inspector Malcolm Karlsson. »Sind Sie bereit für die Meute?«, fragte sie.
    »Spielt das eine Rolle?«, entgegnete er, woraufhin sie ins Freie traten.
    Obwohl es sich um den Seitenausgang des Gerichtsgebäudes handelte, gab es vor den Reportern und Kameras kein Entrinnen. Er versuchte, trotz des Blitzlichtgewitters keine Miene zu verziehen, weil das sonst später, wenn die Bilder in den Nachrichten kamen, wie die Nervosität eines Verlierers wirken würde. Einige der Gesichter erkannte er wieder, er hatte sie in den vergangenen Wochen oft genug auf den Presserängen des Gerichtssaals gesehen. Ein Wirrwarr aus Fragen schallte ihm entgegen.
    »Bitte der Reihe nach«, sagte er. »Mr. Carpenter«, wandte er sich an einen kahlköpfigen Mann, der ein Mikrofon umklammert hielt.
    »Sehen Sie die Tatsache, dass das Verfahren eingestellt wurde, als persönliche Niederlage oder als ein Versagen des Systems?«
    »Ich habe mich in Übereinstimmung mit der Staatsanwaltschaft dazu entschlossen, den Fall vor Gericht zu bringen. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.«
    Eine Frau hob die Hand. Sie arbeitete für eine der seriösen Zeitungen, auch wenn ihm gerade nicht einfiel, für welche.
    »Man hat Ihnen vorgeworfen, den Fall vorschnell vor Gericht gebracht zu haben. Was sagen Sie dazu?«
    »Ich habe die Ermittlungen geleitet. Ich übernehme die volle Verantwortung.«

    »Werden Sie Ihre Ermittlungen nun von vorne aufrollen?«
    »Falls neue Hinweise auftauchen sollten, werden wir diesen selbstverständlich nachgehen.«
    »Glauben Sie, das ganze Unterfangen war eine Verschwendung von Arbeitskraft und öffentlichen Geldern?«
    »Ich war der Meinung, wir hätten genügend stichhaltige Beweise gesammelt«, erwiderte Karlsson, während er versuchte, ein Gefühl von Übelkeit zu unterdrücken. »Das Gericht war offenbar anderer Meinung.«
    »Werden Sie zurücktreten?«
    »Nein.«
     
    Einer alten Tradition folgend, traf man sich später im Duke of Westminster. In einer Ecke des Pubs, wo in einer Glasvitrine allerlei Seemannsknoten zu bewundern waren, hatten sich ein paar Beamte zu einem ziemlich lauten Haufen zusammengefunden. DC Long ließ sich neben Karlsson nieder. Sie hielt zwei Whiskygläser in Händen, stellte dann aber fest, dass er dasjenige, das vor ihm stand, noch kaum angerührt hatte.
    Karlsson schaute zu den anderen Beamten hinüber. »In Anbetracht der Umstände«, bemerkte er, »sind sie recht guter Laune.«
    »Weil Sie die ganze Schuld auf sich genommen haben«, antwortete sie. »Das hätten Sie nicht tun sollen.«
    »Es gehört zu meinem Beruf«, erwiderte er.
    Yvette Long sah sich um. »Nicht zu fassen«, stieß sie erbost hervor, »Crawford ist auch da! Dieser Mistkerl hat vielleicht Nerven, sich hier blicken zu lassen. Schließlich hat er Ihnen das Ganze doch eingebrockt.«
    Karlsson lächelte. Er hatte sie noch nie so aufgebracht erlebt. Demnach war sie wirklich wütend.
    Der Polizeipräsident blieb einen Moment an der Bar stehen, ehe er herüberkam und sich zu ihnen setzte. Die zornigen Blicke von DC Long schien er

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