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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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sehr wütend war.
    »Ich habe noch nie davon gehört, dass das auch beim Gedächtnis funktioniert«, erklärte Tom.
    »Einen Versuch ist es wert.«
    Karlsson ließ sich auf den Stuhl sinken und starrte auf den Bildschirm, von dem ihm eine Frau mittleren Alters mit einem Tuch über dem Haar entgegenstarrte. »So, meinen Sie?« Seine Stimme troff vor Sarkasmus. »Das sind doch nur blöde Spielchen, die Sie da spielen. Unbewusste Wahrnehmung!«
    »Können wir das ausdrucken?«, wandte sich Frieda an Tom, wobei sie Karlsson bewusst ignorierte, doch der griff nach dem Blatt Papier, sobald es aus dem Drucker kam, und wedelte damit vor ihrem Gesicht herum.

    »Was für ein Bockmist! Wahrscheinlich hat Rose sich die Frau nur ausgedacht. Weil sie uns eine Hilfe sein wollte. Sie ist ein sehr hilfsbereiter Mensch. Sie wollte uns nicht enttäuschen.«
    »Ja«, sagte Frieda, »vermutlich.«
    »Selbst wenn sie es sich nicht ausgedacht hat und Sie tatsächlich auf eine Erinnerung gestoßen sind, dann könnte es sich dabei genauso gut um das Gesicht einer Frau handeln, die an jenem Tag dort zufällig gerade ihre Einkäufe erledigte.«
    »Stimmt.«
    »Und selbst wenn – und das ist das größte gottverdammte Wenn, das mir je untergekommen ist – diese Frau tatsächlich etwas mit der Sache zu tun hatte, dann verfügen wir auch nur über ein Bild, das uns zeigt, wie irgendeine Person vor zwanzig Jahren ausgesehen hat. Es gibt keine Verdächtigen, mit denen wir es vergleichen können, keine Zeugen, die wir dazu befragen können.«
    »Sie könnten das Bild anderen Leuten zeigen, die damals vor Ort waren. Vielleicht erinnert sich jemand.«
    »Und dann? Selbst wenn dem so wäre – was bestimmt nicht der Fall sein wird –, was würde uns das nützen? Sollen wir die Betreffenden hier antanzen lassen, damit Sie sie in Trance versetzen und dazu bringen können, sich eine Adresse vorzustellen ?«
    »Das bleibt Ihnen überlassen«, gab Frieda zurück. »Sie sind der Detective.«
    »Dann zeige ich Ihnen jetzt mal, was ich von Ihrer Aktion halte.« Mit diesen Worten zerknüllte Karlsson den Ausdruck und zielte damit auf den metallenen Papierkorb, traf allerdings daneben.
    »Das ist zumindest eine klare Stellungnahme«, meinte Frieda.
    »Sie verschwenden meine Zeit.«
    »Nein. Sie verschwenden meine , Detective Chief Inspector Karlsson. Noch dazu auf eine höchst unhöfliche Weise.«

    »Sie können jetzt gehen. Es gibt nämlich auch Leute, die wirklich etwas zu tun haben.«
    »Mit dem allergrößten Vergnügen.« Sie beugte sich hinunter und hob das zusammengeknüllte Papier auf.
    »Was wollen Sie damit?«
    »Vielleicht behalte ich es als Souvenir.«
     
    Rose saß draußen auf einem Stuhl, die Hände auf dem Schoß, den Blick in die Ferne gerichtet.
    »Wir sind fertig«, sagte Frieda zu ihr, »und wir sind Ihnen sehr dankbar.«
    »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen groß helfen konnte.«
    »Wer weiß? Einen Versuch war es wert. Sind Sie in Eile?«
    »Hm, ich weiß nicht so recht …«
    »Zehn Minuten.« Frieda nahm sie am Arm und führte sie in Richtung Ausgang. »Da vorne ist gleich ein Café.«
    Sie bestellte eine Kanne Tee für zwei Personen und einen Muffin, falls Rose Hunger hatte, doch das Gebäckstück blieb unberührt zwischen ihnen liegen.
    »Waren Sie je in Therapie?«
    »Ich? Warum? Glauben Sie, ich brauche eine? Merkt man das so deutlich?«
    »Ich glaube, jeder Mensch in Ihrer Situation bräuchte eine. Nach allem, was Sie durchgemacht haben… Sind Sie denn nach dem Verschwinden Ihrer Schwester nicht professionell betreut worden?«
    Rose schüttelte den Kopf. »Gleich danach habe ich ein bisschen mit einer Polizistin geredet. Sie war sehr nett.«
    »Aber sonst nichts?«
    »Nein.«
    »Sie waren erst neun. Ihre Schwester verschwand praktisch vor Ihrer Nase. Sie sollten eigentlich auf sie aufpassen – zumindest hielten Sie das damals für Ihre Aufgabe. Meiner Meinung nach kann man einer Neunjährigen noch nicht die Verantwortung
für einen anderen Menschen aufbürden. Ihre Schwester ist nie wieder aufgetaucht, und Sie fühlen sich seitdem schuldig. Sie glauben, es war Ihre Schuld.«
    »War es ja auch«, flüsterte Rose, »das haben alle so gesehen.«
    »Das bezweifle ich – aber im Moment ist nur wichtig, was Sie selbst empfunden haben. Und was Sie inzwischen empfinden. Ich habe den Eindruck, dass Ihre Psyche stark durch diesen alles überschattenden Verlust geprägt wurde. Aber glauben Sie mir, es ist nie zu spät. Sie

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