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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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gewachsene Baum, dessen Stamm von einer Schlingpflanze zu Tode gewürgt zu werden schien.
    Bevor sie in den Pfad einbog, lauschte sie. Nichts als das Tropfen aus den Bäumen und das Klopfen eines Spechts waren zu hören. Dieses Mal war der Pfad gut sichtbar: Niedergetretene Grashalme und geknickte Zweige zeigten ihr, dass hier vor kurzem jemand lang gegangen war. Sie war sich ziemlich sicher, dass es nicht ihre eigenen Spuren vom Vormittag waren.
    Pia zog ihre Jacke aus und hängte sie am Beginn des Pfades an einen Busch. Nur für den Fall, dass Broders oder ein paar andere Kollegen so weit kämen, wüssten sie dann, wo sie abbiegen mussten. Mit klopfendem Herzen hastete sie den Pfad hinunter, drosselte das Tempo erst, als sie der Lichtung schon ganz nahe war.
    Plötzlich sah sie sie: Dorothea Bauer, unverkennbar mit ihrem rötlichen Haar. Vor ihr eine andere Frau mit einem platinblonden Pagenkopf. Im ersten Moment war Pia verunsichert, doch als sie näher kam, erkannte sie, dass die zweite Frau eine Perücke trug. Das Haar sah künstlich aus und passte nicht zur Gesichtsfarbe. Das Gesicht war ihr vertraut: Marlene!
    Marlene kniete vor Dorothea Bauer, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Um nicht von den beiden Frauen gesehen zu werden, ging Pia in die Hocke. Sie hörte erregte Stimmen und lauschte. »Das war nicht unsere Vereinbarung, Marlene. Ich wollte ihn lebend, nicht eine verdammte Leiche im Keller vom Siechenheim!«
    Die Antwort war so leise, dass Pia sie nicht verstand, aber Dorotheas Erwiderung tönte gut verständlich durch den Wald. »Das reicht nicht, Marlene! Überhaupt nicht! Du hast keine Ahnung, du verstehst nichts. Das war schon immer so. Ich ...bin ...am ... Ende! Meinst du nicht auch, 20 Jahre zu warten ist genug, Marlene? Erinnerst du dich überhaupt noch? Ich erinnere mich jeden beschissenen Tag daran! Es war hier, genau hier, als dieses Schwein ... und du hast da oben gehockt und zugesehen!«
    Wieder eine leise Erwiderung.
    »Quatsch! Marlene, du hättest es gekonnt. Verdammt! Du bist ein Feigling und eine Heuchlerin. Die liebe, unschuldige Marlene. Nichts gesehen, nichts unternommen. Wenn du nicht so ein erbärmlicher Feigling gewesen wärst, dann hätten sie das Schwein damals gefasst!«
    Pia hörte leises Schluchzen.
    »Deine Eltern! Du hast doch sonst nicht darauf gehört, was deine Eltern wollten. Du hattest Angst, mit in diesen Sumpf zu geraten. Das Opfer ist immer auch ein Schandfleck. Deswegen seid ihr auch weggezogen. Um eine größtmögliche Entfernung zwischen die gefallene Dorothea und die unschuldige Marlene zu bringen. Du hast immer bekommen, was du wolltest. Und andere Menschen haben dich dabei einen Dreck gekümmert. Wir waren mal Freundinnen, aber du hast mich mit alldem allein gelassen!«
    Pia verstand nichts von dem, was Marlene ihrer früheren Freundin antwortete. Sicher war nur, dass sich Dorotheas Wut und Hass immer weiter steigerten.
    »Seit dem Tag hier im Wald bin ich nichts! Niemand hat mir geholfen, ich hatte überhaupt keine Chance! Weißt du überhaupt, dass sie mir Anfang des Jahres die Eierstöcke entfernen mussten, weil in mir alles ständig entzündet ist? Alles psychisch, toll was? Ich bin nicht einmal mehr eine richtige Frau! Ich bin nur noch das, was dieser Alfred Heck hier auf der Lichtung zurückgelassen hat. Und du ...« Marlene trat zu. Pia hörte ein dumpfes Geräusch und einen unterdrückten Aufschrei, »du hast immer alles bekommen, auf deine verlogene Art und mit deiner Feigheit ...«
    Pia kroch vorsichtig noch dichter an die Lichtung heran. Sie verbarg sich, so gut es ging, hinter einer aus dem Boden gerissenen Baumwurzel. Dorothea und Marlene waren nur noch etwa sieben Meter von ihr entfernt. Dorothea trat Marlene weiter mit dem Fuß, sodass sie zu Boden fiel. Dann hörte Pia das gedämpfte Geräusch, als Dorothea der am Boden liegenden Marlene in die Seiten trat. Marlenes Hände schienen auf dem Rücken zusammengebunden zu sein, denn sie versuchte, sich vor den Tritten in Sicherheit zu bringen, aber sie schaffte es nicht.
    Sie hatte keine Chance gegen Dorothea Bauer, die offensichtlich vor Wut wie von Sinnen war. Marlene schwebte in großer Gefahr. Wenn sie nicht eingriff, würde Dorothea Bauer sie schwer verletzen, wenn nicht gar töten.
    Pia griff nach ihrer Waffe, zog den Schlitten der Pistole nach hinten, um eine Patrone im Lauf zu haben, und sprang auf. Das klickende Geräusch, als sie den Hahn spannte, ließ Dorothea Bauer

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