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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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Unerbittlichkeit, mit der die Zeit verrann und sich der Sonntag seinem Ende näherte, nahm auch Toms Besorgnis wieder zu. Gegen Mitternacht wanderte sein Blick alle paar Minuten zum Telefon und dann wieder zur Tür. Wenn er draußen Autotüren schlagen hörte, eilte er ans Fenster, um hinauszusehen.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Marlene etwas passiert sein könnte«, sagte er schließlich unvermittelt, »du kannst dir so etwas bestimmt eher vorstellen, Pia. Du hast ja täglich mit solchen Dingen zu tun. Aber Marlene und ich, wir leben ganz normal unser Leben hier.«
    Er sagte das fast vorwurfsvoll, so als hätten mit Pias Person auch gleich Mord und Totschlag Einzug in seine Wohnung gehalten.
    »Marlene taucht bestimmt wieder auf, Tom. Vielleicht braucht sie einfach eine Art Auszeit. Sie hat schließlich eine Menge um die Ohren mit Familie und Job. Ist dir in letzter Zeit vielleicht irgendetwas aufgefallen? Wirkte sie nervös oder abgelenkt auf dich?«
    »Nein, nein und nein. Das hat Mama mich auch schon alles gefragt. Aber sie war wie immer. Sie wollte nur für ein Wochenende ihre Freundin in Zürich besuchen. Das machen Frauen doch, sich gegenseitig besuchen, um in Ruhe miteinander zu reden. Um ehrlich zu sein, ich habe mich für sie gefreut, dass sie mal rauskommt ...«
    Er stützte den Kopf in die Hände. Sein Fuß stieß gegen eine der Flaschen, die umfiel und eine Lache aus Bier auf dem Florteppich hinterließ. Pia wischte die Flüssigkeit mit dem Stapel mitgelieferter Servietten auf.
    Sie fühlte sich hilflos im Angesicht von Toms Kummer. Statt ihn in den Arm zu nehmen, wie sie es vielleicht hätte tun sollen, stapelte sie die Essenspackungen und trug alles in die Küche. Warum konnte sie ihren Bruder nicht trösten? Hatte sie solche Angst davor, abgewiesen zu werden?
    Als sie wieder ins Wohnzimmer kam, saß er immer noch genau so da, wie sie ihn verlassen hatte.
    »Ich fahre jetzt nach Hause, Tom«, sagte Pia leise, »wenn ich Clarissa morgen abholen soll, ruf mich einfach an.«
    Er nickte, ohne aufzusehen.

4. Kapitel
 
    S ind Sie sicher, Kinneberg?« Was für eine blöde Frage! Heinz Broders hörte förmlich, wie Dr. Enno Kinneberg am anderen Ende der Leitung die Augen verdrehte.
    »Sicher ist nur der Tod, Herr Hauptkommissar. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche. Der Mann, der gestern am Strand von Pelzerhaken angetrieben worden ist, ist zwar ertrunken, trotzdem war sein Tod mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Unfall!«
    »Und warum nicht?«
    Kinneberg machte eine Kunstpause.
    »Wir haben Gift in seinem Magen gefunden. Das Labor hat die Analyse des Mageninhalts gerade abgeschlossen. Ein Pflanzengift namens Aconitin, schreiben die. Wäre der Mann nicht ertrunken, wäre er kurze Zeit später an diesem Gift gestorben – qualvoll, wie wir aus Erfahrung wissen.«
    »Dann sind wir also dran. Ich hatte gehofft, der Mann wäre zur Abwechslung mal freiwillig ins Wasser gegangen ...«
    »Sie bekommen das in Kürze noch einmal alles in Schriftform. Trotzdem wollte ich schon mal bei Ihnen im Kommissariat Bescheid geben. Ihre Kollegen Friedrichs und Wohlert, die so freundlich waren, mir bei der Sektion Gesellschaft zu leisten, werden Ihnen das Gleiche sagen. Es kann allerdings noch einen Moment dauern. Sie sind wohl beide erst mal nach Hause gefahren, um zu duschen ...«
    Er kicherte meckernd, und Broders hielt den Hörer ein Stück vom Ohr weg.
    »Danke, Kinneberg. Ich werde das weitergeben. Wir hören voneinander.«
    »Ja, gute Nacht!«
    Broders rieb sich gedankenverloren seinen Nacken. Erst war der Mann so gut wie vergiftet worden, dann im Meer ertrunken. Das hörte sich nach einer mittelalterlichen Todesstrafe an: Damals waren die Menschen doch angeblich ziemlich wild darauf gewesen, verurteilte Straftäter mehrfach zu Tode kommen zu lassen. Erhängen, ausweiden, vierteilen und zur Sicherheit auch noch verbrennen?
    Broders schüttelte sich. Er griff nach seinen Notizen, um Horst-Egon Gabler von dem Telefonat mit der Rechtsmedizin zu berichten.
 
    »Also doch!« Gabler hieb mit der flachen Hand auf den Besprechungstisch. »Der Mann, der am Strand von Pelzerhaken angetrieben wurde, ist nicht einfach nur ins Wasser gefallen und ertrunken. Kinneberg sagt, dass er eine tödliche Dosis Gift in seinem Magen hatte. Demnach ist er ertrunken, bevor das Gift in seinem Magen ihn getötet hat. Das kann ein Suizid gewesen sein oder aber, und das halte ich für wahrscheinlicher, ein

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