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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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nichts. Wisst ihr denn schon, wer der Tote war?«
    »Es hat sich eine Frau aus Neustadt bei der Polizei gemeldet, die ihren Mann vermisst. Er wollte am Wochenende auf der Ostsee segeln ... Das mit dieser Segeljacht, die verunglückt ist, hattest du am Sonntag ja noch mitbekommen. Viel mehr haben wir momentan auch nicht. Ich wollte eigentlich nur, dass du weißt, dass Gabler sich vielleicht noch bei dir melden könnte. Ich meine, bevor du dir zu viel Farbe anmischst.«
    »Ich mische nicht, wenn überhaupt, streiche ich nur weiß.«
    »Hattest du nicht gesagt Ochsblutrot?« Heidmüller klang enttäuscht.
    »Wenn ich sagen würde, dass ich drei Köpfe habe, würdest du es auch glauben, oder? – Hey, nicht mit Matsch gegen die Scheiben werfen? Woher habt ihr überhaupt das Wasser?«
    »Okay, Pia. Ich höre, du hast alle Hände voll zu tun. Mach’s gut!«
    »Tschüss, und danke für deinen Anruf ...«
    Pia ließ das Telefon in ihre Tasche fallen und lief zu den beiden Mädchen hinüber, die Matschkugeln auf dem Sandkistenrand vorbereitet hatten und sich nun anschickten, selbige gegen die Fensterscheiben im Erdgeschoss zu werfen.
    »Clarissa, Berit, was soll der Unsinn?«
    »Da wohnt Herr Senkblei, der ist doof.«
    »Ja und? Hat er deshalb kein Recht auf saubere Fensterscheiben?«
    Berit ließ den Arm mit der Matschkugel sinken. Schmutzig braunes Wasser tropfte auf ihre weißen Strümpfe und die blauen Lacksandalen.
    »Der schimpft uns immer aus, und Mama sagt auch, dass er keine Kinder ausstehen kann ...«
    »Der ist böse«, setzte Clarissa hinzu und warf noch einen Klumpen in Richtung Fenster, der glücklicherweise in der Luft zerfiel, bevor er sein Ziel erreichen konnte.
    »Hör sofort auf mit dem Unsinn!«
    »Böse und schlecht. Mama sagt, ich soll nicht mit ihm reden. Man weiß nie, wo der Teufel ist ...«
    »Der Teufel? Kommt jetzt mit! Wenn euch nichts mehr einfällt, was ihr spielen könnt, dann räumt schon mal eure Sachen zusammen. Eure Puppenkinder sind auch schon ganz müde.«
    Pia deutete auf die beiden Puppenbuggys. Clarissas Geschöpf hing halb aus dem Sitz heraus, und die hellblaue Stoffmütze war quer über das braune Plastikgesicht gerutscht. Was hatte ihre Nichte mit dem Teufel? Das war ein Ausdruck, den Pia weder von Clarissa noch von ihren Eltern erwartet hätte. Sie nahm sich vor, Tom danach zu fragen.
    Zu Pias Überraschung begannen die Mädchen tatsächlich, ihre verstreut liegenden Spielsachen zusammenzutragen. Es war im Laufe des Nachmittags so viel geworden, dass sie unmöglich alles auf einmal in den dritten Stock hinauftragen konnten.
    Berit, die weniger Spielzeug mithatte, verabschiedete sich und verschwand durch die Haustür des Nachbarhauses. Da sie auch allein heruntergekommen ist, ist das wohl so in Ordnung, dachte Pia.
    »Pass auf, Clarissa! Wir kriegen nicht alles auf einmal mit. Soll ich schon einmal vorgehen und den Buggy und die Kochsachen mitnehmen. Dann komme ich wieder runter und wir tragen den Rest hinauf? Du kannst ja so lange schaukeln.«
    Zu Pias Überraschung verzog sich das Gesicht der Kleinen zu einer Grimasse, die eher über kurz als lang in ein Heulen übergehen würde.
    »Ich will nicht allein hier unten bleiben. Ich will nicht allein sein ...«
    »Wenn du jetzt mit hochkommst, musst du aber einen Moment allein in der Wohnung bleiben, oder willst du die Treppen zweimal laufen?«
    »Nein!«
    »Was willst du dann? Oben warten?«
    Jetzt heulte sie tatsächlich, und Pia hob sie hoch, um sie zu trösten. Clarissa war schwerer, als sie gedacht hatte.
    »Ich hab Angst, allein ...«, schluchzte das Kind und schien sich immer mehr in seine Mutlosigkeit hineinzusteigern. Pia musste an das Ratespiel mit dem Fuchs, der Gans und dem Fährmann denken. Wie sollte sie alles nach oben bekommen, ohne dass Clarissa irgendwo allein blieb oder aber zweimal gehen musste? Sicher war sie müde und vermisste ihre Mutter.
    »Clarissa, dein Papa kommt jetzt bald von der Arbeit zurück. Wollen wir ihm Abendbrot machen?«
    »Nein. Ich hab Angst ...«
    »Wovor denn? Es ist alles in Ordnung.«
    »Mama sagt, ich darf nicht allein sein. Oma sagt das auch. Ich will zu meiner Oma!«
    Sie meinte sicherlich Marlenes Mutter, die sich schon immer viel um ihr Enkelkind gekümmert hatte. Aber Frau Brinkmann, Marlenes Mutter, war heute in den Urlaub geflogen und würde erst in drei Wochen zurückkehren. Sie stand zurzeit nicht zur Verfügung. Und bis sich Marlene wieder an ihr Kind und ihren Ehemann erinnerte,

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