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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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Tötungsdelikt.«
    »Na, dann hat sich das Warten hier wenigstens gelohnt«, meinte Michael Gerlach und sah demonstrativ auf seine Armbanduhr. Es war eine recht dezimierte Anzahl von Mitarbeitern, denen sich der Leiter zu dieser Stunde gegenübersah. Er hatte die Kollegin Pia Korittki nach der Arbeit am Strand in den geplanten Urlaub geschickt. Friedrichs und Wohlert waren noch nicht von der Sektion zurückgekehrt.
    Nun war es über die Warterei auf den Bericht aus der Rechtsmedizin spät geworden, und die Konzentrationsfähigkeit der Anwesenden hatte trotz erhöhtem Kaffee- und Colakonsum merklich gelitten. Horst-Egon Gabler überlegte, wie er am besten vorgehen sollte. Das Wichtigste war jetzt, die Identität des Toten festzustellen.
    »Wie einige von Ihnen am Strand vielleicht schon mitbekommen haben, hat mich die Wasserschutzpolizei vorhin über ein Schiffsunglück informiert, das sich gestern auf der Ostsee ereignet hat. Eine Segeljacht ist dabei mit der Ostseefähre Peer Gynt kollidiert. Die Peer Gynt befand sich auf dem Weg nach Trelleborg, als eine Segeljacht vor ihr auftauchte. Die Jacht hätte der Fähre den Schilderungen nach Vorfahrt gewähren müssen, aber es passierte nichts. Daraufhin veranlasste die Crew der Peer Gynt ein Ausweichmanöver, aber die Fähre hatte die Jacht trotzdem noch mit dem Achterschiff erwischt. Die Jacht heißt im Übrigen Juvenile und ihr Heimathafen ist Grömitz.
    Die Wasserschutzpolizei hat anhand des Bootspasses herausgefunden, dass die Juvenile einem Holger Michaelis aus Neustadt gehört. Er ist am Freitag von Grömitz aus zu einer Segeltour aufgebrochen, die das ganze Wochenende lang dauern sollte. Das hat seine Frau der Wasserschutzpolizei gerade am Telefon mitgeteilt. Seitdem hat sie nichts mehr von ihm gehört oder gesehen.«
    »Dann ist der Mann, der in Pelzerhaken angetrieben worden ist, wahrscheinlich dieser Holger Michaelis?«, fragte Michael Gerlach.
    »Eine Identifizierung des Toten durch Frau Michaelis wird Klarheit in die Angelegenheit bringen. Unsere Kollegen von der Wasserschutzpolizei glauben nämlich nicht daran. Sie sagen, der Ort der Kollision ist zu weit von dem Strand entfernt, wo die Leiche angespült wurde. Aber vielleicht täuschen sie sich auch? Ich kenne mich mit Seemeilen und Strömungsgeschwindigkeiten nicht aus.«
    »Haben sich noch weitere Personen an Bord der Segeljacht befunden?«, fragte Heinz Broders.
    »Als die Rettungskräfte bei der Jacht eintrafen, befand sich niemand mehr an Bord. Trotzdem wird Holger Michaelis nicht unbedingt allein zu seinem Törn aufgebrochen sein. Man sagte mir, dass die Juvenile nicht unbedingt ein Einhandsegler ist. Wir sollten in Betracht ziehen, dass sich zu Beginn des Törns noch mindestens eine, wenn nicht mehrere Personen an Bord befunden haben.«
    Während eine Diskussion darüber anhob, wie jetzt weiter zu verfahren sei, läutete das Telefon erneut. Diesmal ging Kriminalrat Gabler selbst an den Apparat. Er winkte ungeduldig mit der Hand, um für Ruhe zu sorgen. Nach ein paar knappen »Ja« und »Ich verstehe« legte er den Hörer wieder auf.
    Alle sahen ihn erwartungsvoll an.
    »Das war noch einmal die Wasserschutzpolizei in Travemünde. Die Juvenile , Michaelis Jacht, befindet sich in Travemünde im Hafen. Sie haben mich darüber informiert, dass sie gerade unsere Kriminaltechnik angefordert haben. Die Spurensicherung soll die verunglückte Segeljacht untersuchen. Das Schiff scheint also noch so weit intakt gewesen zu sein, dass man es nach Travemünde schleppen konnte.«
    »Warum war dann keiner mehr an Bord, als die Rettungskräfte eintrafen?«, wollte Broders mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit wissen.
    »Das ist ein Punkt, der uns noch beschäftigen wird. Da die Rettungsmannschaft niemanden an Bord angetroffen hat, ist es ebenso gut möglich, dass sich bereits zum Zeitpunkt der Kollision keine Personen mehr an Bord befunden haben. Das würde zum Teil erklären, wie es überhaupt zu so einem Unglück kommen konnte. Auf den UKW-Anruf und das Typhon der Peer Gynt kam nämlich keinerlei Reaktion.
    Ich vermute, dass die Besatzung schon zu einem früheren Zeitpunkt das Schiff verlassen hat. Aber wie das passiert ist und warum, das sollen wir erst noch herausfinden.«
 
    Die Sonne stand bereits so tief, dass der größte Teil des Hinterhofes nun im Schatten lag. Es war Montagnachmittag, Pias erster Urlaubstag. Sie klappte ihr Buch zu und sah zu Clarissa hinüber, die mit einer gleichaltrigen Freundin und zwei

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