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Blaufeuer

Titel: Blaufeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Kui
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oder eine Wohnung oder ein Boot, hat er es bekommen, und zwar in der Luxusausführung. Nur eben nicht als Eigentum. Glauben Sie mir, es war besser so.«
    »Ich weiß von seiner Spielsucht. Trotzdem denke ich, dassdiese Art von Entmündigung ihm selbst weitaus weniger genützt hat als dem Unternehmen. Doch das Thema ist wohl durch. Als er aus dem Ruhestand zu uns zurückkam, hatte ich Sie ja gebeten, die Formalitäten zu regeln, Frau Bremer. Haben Sie ihm da die alten Konditionen vorgeschlagen?«
    »Selbstverständlich. Und er hat akzeptiert. Allerdings muss ich gestehen, dass jetzt aus der Kaffeekasse fünfzig Euro fehlen, seit Birger verschwunden ist.«
    »Fünfzig Euro aus der Kaffeekasse? Und aus dem Tresor?«
    Gabi Bremer wird blass. »Da habe ich noch nicht nachgesehen.«
    Gemeinsam holen sie das nach. Janne weiß, dass ihr Vater im Tresor nicht viel Bargeld, sondern lediglich eine Notreserve aufbewahrt, wie er es nennt. Einen ähnlichen Tresor gibt es auch in Jannes Elternhaus. Paul Flecker ist ein großer Befürworter von Notreserven, dieser Tick schließt Geld, Schmuck und Lebensmittel mit ein. Die Vorratskammer im Keller ist stets bis unter die Decke gefüllt mit Konserven und Instantprodukten, die regelmäßig erneuert werden. Wenn die Versorgungslage schlecht wäre, könnte er sein Übergewicht monatelang halten. Und literweise Champagner trinken, der das Luxussegment der Notreserve bildet, obwohl Paul Flecker überhaupt keinen Champagner mag. Ein Klicken verrät, dass die Zahlenkombination stimmt. Anschließend dreht Gabi Bremer den Schlüssel herum, und die Tresortür öffnet sich.
    »Birger Harms, dieser Lump«, entfährt es ihr. »Es fehlen zehntausend Euro.«
    »Und wie viel war drin?«, fragt Janne.
    »Zehntausend Euro.«
    »Rufen Sie die Polizei und erstatten Sie Anzeige im Namen der Firma. Ich muss weg.«
    Im Blaufeuer herrscht Hochbetrieb, denn in der Fischfabrik ist die Frühschicht vorbei, und auch die ersten Arbeiter der Flecker-Werft haben sich zum Feierabendbier eingefunden. Zwei Kellnerinnen versorgen sie mit Frikadellen und Bier. Johnny Ritscher steht hinter dem Tresen. Als Janne in den feuchtwarmen Dunst tritt, unterbrechen die Arbeiter ihre Gespräche, um ihr zuzunicken. Sie nickt knapp zurück. Ohne zu zögern, geht sie hinter den Tresen und gelangt durch eine Schwingtür in einen schmalen Flur. Johnny Ritscher heftet sich an ihre Fersen. »Janne Flecker, was gibt es?«
    Sie betreten einen länglichen Raum mit der Aufschrift Büro. Dort steht ein erstaunlich aufgeräumter Schreibtisch. Es gibt ein verwohntes Ledersofa, einen silbernen Aktenschrank und Poster an den Wänden: Pin-up-Girls in karibischer Umgebung.
    »Ich wollte dich sprechen, und zwar allein«, sagt Janne.
    »Setz dich doch.« Er deutet auf das Sofa.
    »Nein danke, zum Sitzen bin ich viel zu wütend.«
    Johnny Ritscher kratzt sich am Hinterkopf.
    »Keine Bange, nicht auf dich. Ich bin bestohlen worden, um nur einen Grund für meine Wut zu nennen. Zur Sache: Wie gut kennst du Birger Harms?«
    »Ich rede nicht über meine Gäste.«
    »Für mich wirst du eine Ausnahme machen, sonst ...«
    Er hebt die Brauen. »Sonst?«
    Eine Pause entsteht. »Sonst werde ich beim nächsten Jagdtreffen mit meinen Freunden vom Nautischen Verein darüber reden müssen, inwieweit deine Spelunke noch zum Image des neu gestalteten Hafenreviers passt.«
    »Seit wann hast du Freunde im Nautischen Verein? Das wüsste ich aber. Trotzdem, Janne, Applaus: Du wirst deinem Vater immer ähnlicher. Allerdings klingen deine Drohungen noch nicht ganz so glaubwürdig.«
    »Ich weiß. Ich arbeite daran.«
    Johnny Ritscher setzt sich auf das Sofa und verschränkt die Arme vor der Brust. »Was willst du wissen?«
    »Ich nehme an, du bist darüber informiert, dass Birger ein Zocker ist?« Janne muss mehrmals hintereinander niesen.
    »Er hat aufgehört.«
    »Angenommen, er hätte einen Rückfall - wohin würde er fahren, um zu spielen?«
    »Keine Ahnung. Zur Spielbank nach Hittfeld oder nach St. Pauli. Aber er spielt nicht mehr.«
    »Aus unserem Tresor wurde Bargeld geklaut.«
    Johnny schlägt mit der Faust auf die Armlehne des Sofas. »Und was hat das mit Birger zu tun? Wie kommst du dazu, ihn zu verdächtigen? Holst ihn aus dem Ruhestand, um ihn mit Schmutz zu bewerfen. Schäm dich, Janne Flecker. Weißt du eigentlich, was er alles für euren Scheißladen getan hat? Im Grunde müsste die Werft ihm gehören. Paul Flecker wäre ein Niemand ohne Birger. Er ist ein

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