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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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kein Monopol beanspruche, unter diesem unglaublichen System Unrecht gelitten zu haben.
    »Da haben wir's wieder«, rief Mr. Gridley mit unverminderter Leidenschaftlichkeit. »Das System! Auf allen Seiten heißt es, es sei das System. Nach den Personen solle man nicht fragen. Es ist das System. Ich darf nicht in den Gerichtssaal gehen und sagen: Mylord! Ich möchte von Ihnen wissen, bin ich im Recht oder im Unrecht? Entschließen Sie sich doch endlich, mir zu sagen, es ist so oder so, und ich sei jetzt entlassen. Mylord weiß natürlich von nichts. Er sitzt dort, um das System zu handhaben. Ich darf nicht zu Mr. Tulkinghorn, dem Solicitor in Lincoln's-Inn-Fields, gehen und ihm sagen, wenn er mich durch seine Ruhe und Gleichgültigkeit wütend macht – was sie alle tun, denn sie gewinnen dabei, während ich verliere –, ich darf nicht zu ihm sagen, ich will eine Entschädigung dafür haben, daß man mich zugrunde gerichtet hat durch gesetzliche Mittel oder durch Schwindel! Er ist nicht verantwortlich. Es ist das System! Aber wenn ich ihnen nicht noch etwas antue – dann...! Ich weiß nicht, was noch geschieht, wenn ich einmal die Besinnung verliere! Ich werde die betreffenden Werkzeuge dieses Systems Angesicht zu Angesicht vor dem ewigen Richterstuhl anklagen.«
    Seine Leidenschaftlichkeit war schrecklich. Ich würde nie eine solche Wut für möglich gehalten haben, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte.
    »Ich bin fertig«, schloß Gridley, setzte sich nieder und trocknete sich die Stirn. »Mr. Jarndyce, ich bin fertig. Ich bin heftig, ich weiß, oder sollte es wenigstens wissen. Ich habe gesessen wegen Beleidigung des Gerichtshofs. Ich habe gesessen wegen gefährlicher Drohung gegenüber dem Solicitor. Ich war in alle möglichen Ungelegenheiten verwickelt und werde es wieder sein. Ich bin der Mann aus Shropshire, und manchmal gehe ich ihnen doch ein wenig über den Spaß, –wenn sie es auch für einen Jux gehalten haben, mich einzusperren, mich in Haft vor die Schranken zu stellen; und so weiter. Ich täte besser, sagen sie, wenn ich mich mehr beherrschte. Und ich sage ihnen, daß, wenn ich mich beherrschte, ich blödsinnig werden müßte... Ich glaube, ich war früher gutmütig. Die Leute in meiner Heimat sagen, sie hätten mich noch so gekannt. Aber jetzt muß ich mir Luft machen, oder meine fünf Sinne gehen aus dem Leim. 'Es wäre viel besser für Sie, Mr. Gridley', sagte vorige Woche der Lordkanzler zu mir, 'wenn Sie, anstatt Ihre Zeit hier zu vertrödeln, sich unten in Shropshire nützlich beschäftigen'
    'Mylord, Mylord, das weiß ich selbst', sagte ich zu ihm. 'Und noch viel besser wäre es für mich gewesen, wenn ich den Namen Ihres hohen Amtes nie gehört hätte, aber leider kann ich die Vergangenheit nicht ändern, und deshalb muß ich hier sein...' Außerdem«, setzte Gridley mit einem Wutausbruch hinzu, »will ich mich zu ihrer Schande immer im Gerichtshof sehen lassen. Bis zuletzt. Wenn ich wüßte, wann ich sterben muß, und ich könnte mich hintragen lassen und noch ein Wort sprechen, würde ich ihnen zurufen: Ihr habt mich hierhergebracht und weggeschickt, viele, viele Male. Jetzt schickt mich das letzte Mal hinaus, mit den Füßen voraus.«
    Sein Gesicht hatte sich offenbar seit vielen Jahren so an seinen streitsüchtigen Ausdruck gewöhnt, daß es sich selbst jetzt, wo er innerlich ruhiger war, nicht glättete.
    »Ich kam her, um die Kleinen eine Stunde herunter in mein Zimmer zu nehmen und sie dort ein wenig spielen zu lassen«, sagte er und ging wieder zu ihnen. »Du fürchtest dich doch nicht vor mir, Tom, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte Tom. »Mit mir sind Sie nie böse.«
    »Da hast du recht, Kind. Du gehst wieder an die Arbeit, Charley ? Ja? Also komm, Kleiner!« Er nahm das Jüngste auf den Arm, und es ließ es sich gern gefallen. »Ich sollte mich gar nicht wundern, wenn – wir einen Pfefferkuchensoldaten unten fänden. Wir wollen ihn einmal suchen gehen.«
    Er grüßte Mr. Jarndyce wieder in seiner früheren derben Weise, der es nicht an einer gewissen Achtung fehlte, dann verbeugte er sich flüchtig gegen uns und ging die Treppe hinunter in sein Zimmer.
    Zum ersten Mal nach seiner Ankunft fing Mr. Skimpole jetzt wieder in seiner gewohnten lustigen Weise an zu plaudern. Er sagte, es sei wirklich ein angenehmer Anblick, zu sehen, wie sich die Dinge so ganz von selbst ihrem Zweck anpaßten. Hier sei z. B. dieser Mr. Gridley, ein Mann von kräftigem Willen und erstaunlicher

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