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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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auch nicht.«
    »Ho!« sagt Großvater Smallweed entmutigt.
    »Aber wenn ich auch ganze Scheffel davon hätte, würde ich nicht soviel zeigen, als zu einer Patrone reicht, ohne zu wissen, wozu?«
    »Sir, ich habe Ihnen doch gesagt, wozu! Mein lieber Mr. George, ich habe Ihnen doch gesagt, wozu!«
    »Das ist nicht genug.« Der Kavallerist schüttelt den Kopf. »Ich muß mehr wissen und damit einverstanden sein.«
    »Wollen Sie dann mit zu dem Advokaten kommen? Mein lieber Freund, kommen Sie mit, und besuchen wir den Herrn«, drängt Großvater Smallweed und zieht eine verhungerte alte Uhr heraus mit Zeigern wie die Beine eines Skeletts. »Ich sagte ihm, ich würde ihn zwischen zehn und elf heute vormittag besuchen, und es ist jetzt halb elf. Wollen Sie mich zu dem Herrn begleiten, Mr. George?«
    »Hm«, überlegt der Kavallerist ernst. »Mir ist's gleich. Ich möchte nur wissen, warum Ihnen gar soviel daran liegt.«
    »Mir liegt an allem, was mir die Möglichkeit gibt, etwas über den Kapitän zu erfahren. Hat er uns nicht alle eingetunkt? Ist er uns nicht allen ohne Ausnahme ungeheure Summen schuldig? Mich angehen? Wen kann es mehr angehen als mich? Nicht etwa, mein lieber Freund«, sagt Großvater Smallweed mit ruhigerem Ton, »daß ich Ihnen zumute, etwas zu verraten. Weit entfernt davon. Sind Sie bereit, mitzukommen, mein lieber Freund?«
    »Na ja! Ich komme. Aber ich verspreche nichts, verstanden!«
    »Nein, mein lieber Mr. George, nein.«
    »Und Sie wollen mich doch nicht glauben machen, daß Sie mich in Ihrem Wagen mitfahren lassen, ohne etwas dafür zu berechnen?« höhnt Mr. George und holt seinen Hut und seine dicken waschledernen Handschuhe.
    Dieser Spaß gefällt Mr. Smallweed so sehr, daß er lange und leise vor dem Feuer lacht. Aber selbst während er lacht, blickt er über seine gelähmte Schulter nach Mr. George und belauert mit gierigen Augen, wie er das Vorhängschloß vor einem einfachen Schrank am hintern Ende der Galerie öffnet, in den obern Fächern herumsucht und schließlich etwas herausnimmt, das wie Papier raschelt, es zusammenfaltet und in die Brusttasche steckt. Dabei stößt Judy Mr. Smallweed an, und Mr. Smallweed stößt Judy an.
    »Ich bin bereit«, sagt der Kavallerist und kommt zurück.
    »Phil, du kannst diesen alten Herrn an seinen Wagen tragen. Gib aber acht!«
    »O Gott, o Gott! Warten Sie einen Augenblick«, sagt Mr. Smallweed. »Sie sind schrecklich schnell. Wissen Sie auch sicher, daß nichts geschieht, mein Bester?«
    Phil gibt keine Antwort, packt den Stuhl und stürzt seitwärts, von dem jetzt sprachlosen Mr. Smallweed krampfhaft umklammert, durch den Gang, als hätte er den freundlichen Auftrag, den alten Ehrenmann nach dem nächsten Vulkan zu tragen. Da sein Ziel jedoch schon der Wagen ist, setzt er ihn dort hinein, die schöne Judy nimmt daneben Platz, und der Stuhl verziert das Dach.
    Mr. George setzt sich auf den Bock.
    Mr. George ist ganz verblüfft von dem Schauspiel, das sich ihm bietet, wenn er von Zeit zu Zeit durch das Fenster zurück in den Wagen blickt, wo die grimme Judy regungslos sitzt, während der alte Herr, das Käppchen über einem Auge, von dem Sitz in das Stroh hinuntergerutscht ist und mit dem freien Auge in hilfloser Klage, daß ihn das Rütteln so in den Rücken stoße, zu ihm hinaufschaut.

27. Kapitel
Schachzüge
    Nicht lange braucht Mr. George, die Arme verschränkt, auf dem Bock zu sitzen, denn das Ziel ist Lincoln's-Inn-Fields. Als der Kutscher hält, steigt er herunter, sieht zum Fenster hinein und fragt:
    »Was, Mr. Tulkinghorn ist Ihr Gewährsmann?«
    »Ja, lieber Freund. Kennen Sie ihn denn, Mr. George?«
    »Ich habe von ihm gehört –, ihn auch schon gesehen, glaube ich. Aber ich kenne ihn nicht und er mich auch nicht.«
    Zuerst muß Mr. Smallweed die Treppe hinaufgetragen werden, was mit des Kavalleristen Hilfe leicht vonstatten geht. Man bringt ihn in Mr. Tulkinghorns großes Zimmer und setzt ihn auf den türkischen Teppich neben den Kamin. Mr. Tulkinghorn ist momentan nicht anwesend, wird aber gleich wieder zurück sein. Der Inhaber des Pultes im Vorzimmer meldet dies, schürt das Feuer und überläßt es dem Kleeblatt, sich zu wärmen.
    Mr. George sieht neugierig im Zimmer umher, zu der gemalten Decke hinauf, betrachtet die alten juristischen Bücher, die Porträts der vornehmen Klienten und liest laut die Namen auf den Kasten.
    »Sir Leicester Dedlock, Baronet«, buchstabiert er gedankenvoll. »Ha! Rittergut Chesney Wold. Hm!« Er

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