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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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steht eine Weile vor diesen Kasten wie vor Gemälden und tritt wieder an den Kamin und wiederholt dabei die Worte: »Sir Leicester Dedlock, Baronet«, und »Rittergut Chesney Wold. Hm!«
    »Hat schrecklich viel Geld, Mr. George«, flüstert Großvater Smallweed und reibt sich die Schenkel. »Fürchterlich reich.«
    »Wen meinen Sie? Diesen alten Herrn oder den Baronet?«
    »Diesen Herrn, diesen Herrn.«
    »Hab es auch schon gehört. Hat auch so manchen im Sack, möchte wetten. Kein schlechtes Quartier übrigens«, sagt Mr. George und sieht sich wieder um. »Schauen Sie mal die eiserne Kasse dort.«
    Mr. Tulkinghorns Ankunft schneidet die Antwort ab. Er sieht natürlich aus wie immer. Sein Anzug ist stumpf schwarz. Die Brille trägt er in der Hand, und sogar ihr Futteral ist abgeschabt. Sein Benehmen ist verschlossen und abweisend, die Stimme tonlos und gedämpft. Sein Gesicht ist wach, aber wie hinter einem Vorhang. Wer weiß, vielleicht ist er ein Misanthrop oder ein Weltverächter. Der hohe Adel könnte nach allem vielleicht wärmere Verehrer haben und treuere Anhänger als Mr. Tulkinghorn.
    »Guten Morgen, Mr. Smallweed, guten Morgen«, sagt er beim Hereintreten. »Sie haben den Sergeanten mitgebracht, wie ich sehe. Setzen Sie sich, Sergeant.«
    Während Mr. Tulkinghorn die Handschuhe auszieht und sie in seinen Hut legt, wirft er unter den Lidern hinweg einen Blick auf die andre Seite des Zimmers, wo der Kavallerist steht, und sagt leise, wahrscheinlich zu sich selbst: »Du könntest mir so passen, mein Freund.«
    »Setzen Sie sich, Sergeant«, wiederholt er laut, tritt an den Tisch neben dem Kamin und nimmt in seinem Lehnstuhl Platz. »Kalt und rauh heute morgen, kalt und rauh...« Mr. Tulkinghorn wärmt sich vor dem Kamingitter abwechselnd Innen- und Außenseite seiner Hände und betrachtet hinter seinem Gesichtsvorhang, der immer heruntergelassen ist, hervor das im Halbkreis herumsitzende Kleeblatt.
    »Nun, ich möchte jetzt wissen, woran ich bin, Mr. Smallweed.«
    Der alte Herr wird von Judy zurechtgeschüttelt, um an der Unterhaltung teilnehmen zu können.
    »Sie haben den Sergeanten mitgebracht, wie ich sehe.«
    »Ja, Sir«, antwortet Mr. Smallweed und liegt auf dem Bauch vor dem Reichtum und Einfluß des Advokaten.
    »Und was meint der Sergeant zu der Sache?«
    »Mr. George«, sagt Großvater Smallweed und streckt seine runzelige Hand zitterig aus. »Dies ist der Herr, Mr. George.«
    Mr. George begrüßt den Herrn, sitzt aber dabei steif aufrecht und in tiefstem Schweigen auf der Vorderkante seines Stuhls, als ob er seine ganze feldmäßige Adjustierung anhätte.
    Mr. Tulkinghorn fährt fort: »Nun, George, ich glaube, Ihr Name ist doch George?«
    »So ist's, Sir.«
    »Was sagen Sie dazu, George?«
    »Entschuldigen Sie, Sir«, entgegnet der Kavallerist, »aber ich möchte wissen, was Sie dazu sagen.«
    »Meinen Sie hinsichtlich Bezahlung?«
    »Ich meine in jeder Hinsicht.«
    Das stellt Mr. Smallweeds Geduld derartig auf die Probe, daß er plötzlich herausfährt: »Du Höllenhundsbestie!« Ebenso schnell bittet er Mr. Tulkinghorn um Entschuldigung, indem er sich damit herausredet, daß er zu Judy sagt: »Mir ist deine Großmutter eingefallen, mein Kind.«
    »Ich glaubte, Mr. Smallweed hätte Ihnen bereits die Sache genügend auseinandergesetzt, Sergeant«, beginnt Mr. Tulkinghorn von neuem, lehnt sich in den Stuhl zurück und schlägt die Beine übereinander. »Sie ist übrigens bald erklärt. Sie haben unter Kapitän Hawdon gedient, ihn in seiner Krankheit gepflegt, ihm manchen kleinen Dienst geleistet und waren sein Vertrauter, wie ich hörte. Verhält es sich so?«
    »Ja, Sir, so verhält es sich«, bestätigt Mr. George mit militärischer Kürze.
    »Sie besitzen daher vielleicht etwas – gleichgültig was –, Rechnungen, Instruktionen, Befehle, einen Brief oder sonst etwas von Kapitän Hawdons Hand? Ich wünsche seine Handschrift mit einem in meinem Besitz befindlichen Schriftstück zu vergleichen. Wenn Sie mir das ermöglichen, werde ich Sie für Ihre Mühe entschädigen. Drei, vier, fünf Guineen würden wohl anständig bezahlt sein, schätze ich.«
    »Nobel, mein lieber Freund!« ruft Großvater Smallweed und drückt die Augen halb zu.
    »Wenn es Ihnen nicht genug ist, so sagen Sie auf Ihr Gewissen als Soldat, wieviel mehr es sein soll. Sie brauchen die Schrift nicht aus der Hand zu geben, wenn es Ihnen widerstrebt, obgleich es mir lieber wäre, wenn sie in meinen Besitz überginge.«
    Mr. George

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