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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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sitzt unbeweglich stramm, blickt auf den Boden, auf die gemalte Decke hinauf und spricht kein Wort. Mr. Smallweed kratzt wütend in der Luft herum.
    »Die Frage ist«, sagt Mr. Tulkinghorn in seiner methodischen, gedämpften, teilnahmslosen Weise, »erstens, ist etwas von Kapitän Hawdons Handschrift in Ihrem Besitz?«
    »Erstens, ist etwas von Kapitän Hawdons Handschrift in meinem Besitz, Sir?« wiederholt Mr. George.
    »Zweitens, was wollen Sie für Ihre Mühe haben?«
    »Zweitens, was will ich für meine Mühe haben, Sir?« wiederholt Mr. George.
    »Drittens können Sie selbst urteilen, ob dies der Handschrift irgendwie ähnlich sieht«, sagt Mr. Tulkinghorn und gibt dem Kavalleristen plötzlich einige zusammengebundene Bogen beschriebenen Papiers in die Hand.
    »Ob sie dieser irgendwie ähnlich sieht, Sir. Ich verstehe«, wiederholt Mr. George.
    Alle drei Sätze spricht Mr. George ganz mechanisch nach und sieht Mr. Tulkinghorn unverwandt an und wirft auch nicht den flüchtigsten Blick auf das Affidavit in Sachen Jarndyce kontra Jarndyce, das ihm der Advokat, um ihn zu überrumpeln, gegeben hat, sondern sieht Mr. Tulkinghorn mit einer Miene unruhigen Grübelns an.
    »Nun?« fragt Mr. Tulkinghorn. »Was meinen Sie dazu?«
    »Nun, Sir«, antwortet Mr. George, richtet sich straff auf und sieht wie ein Riese aus. »Sie entschuldigen schon, aber ich möchte lieber nichts mit der Sache zu tun haben.«
    Äußerlich nicht im mindesten erregt, fragt Mr. Tulkinghorn: »Warum nicht?«
    »Warum nicht, Sir? Ich habe wohl militärische Disziplin, bin aber sonst kein Geschäftsmann. Unter Zivilisten bin ich, was man so sagt, das fünfte Rad am Wagen. Ich habe schriftliche Sachen nicht gern, Sir. Ich kann jedes Feuer besser aushalten als ein Feuer von Kreuzfragen. Ich erwähnte erst vor einer Stunde zu Mr. Smallweed, daß, wenn man mir von derlei Dingen zu reden anfängt, mir ist, als müßte ich ersticken. Und so ist mir jetzt wieder zumut«, sagt Mr. George und sieht die Anwesenden der Reihe nach an.
    Dann macht er drei Schritte vorwärts, um die Papiere wieder auf den Tisch zu legen, und drei Schritte rückwärts zu seinem frühern Platz. Und dort bleibt er aufrecht stehen, blickt auf den Boden und dann wieder auf die gemalte Decke und versteckt die Hände auf dem Rücken, wie um kein Dokument mehr annehmen zu müssen.
    Das reizt Mr. Smallweed dermaßen, daß er sein Lieblingsschimpfwort wieder mit »Höllenschwefel...« beginnt, aber noch rechtzeitig verschluckt, »mein lieber Freund«, sagt und eine Pause macht.
    Dann aber fängt er an, seinen lieben Freund aufs zärtlichste zu ermahnen, nicht starrköpfig zu sein, sondern zu tun, was so ein hervorragender Gentleman wünsche, und zwar bereitwillig und unbedenklich, da es ebenso tadellos sei wie gewinnbringend. Nur gelegentlich flicht Mr. Tulkinghorn einen Satz ein wie: »Sie müssen am besten wissen, wie hoch Sie es veranschlagen, Sergeant. – Denken Sie selbst nach, ob es Ihnen Schaden bringt. – Ganz, wie es Ihnen beliebt, ganz wie es Ihnen beliebt. – Wenn Sie wissen, was Sie wollen, so genügt das vollkommen.« Er spricht die Sätze anscheinend mit vollkommener Gleichgültigkeit, kramt dabei unter den Papieren auf seinem Tisch herum und trifft Vorbereitungen, einen Brief zu schreiben.
    Mr. George blickt mißtrauisch von der gemalten Decke auf den Boden, von dem Boden auf Mr. Smallweed, von Mr. Smallweed auf Mr. Tulkinghorn und von Mr. Tulkinghorn wieder auf die gemalte Decke und läßt in seiner Verlegenheit seinen Körper bald auf dem einen, bald auf dem andern Bein ruhen.
    »Ich versichere Ihnen, Sir«, sagt er, »ohne Sie beleidigen zu wollen, daß ich mich zwischen zwei solchen Leuten wie Ihnen und Mr. Smallweed wahrhaftig fünfzig Mal hintereinander ersticken fühle. Tatsächlich, Sir! Ich kann es mit zwei solchen Gentlemen nicht aufnehmen. Darf ich fragen, warum Sie des Kapitäns Handschrift zu sehen wünschen, falls ich eine Probe davon finden sollte?«
    Mr. Tulkinghorn schüttelt ruhig den Kopf. »Nein! Wenn Sie Geschäftsmann wären, Sergeant, so würde ich Ihnen nicht erst zu sagen brauchen, daß es in meinem Beruf Vertrauenssache ist, auch Gründe, die an und für sich ganz harmlos sind, geheim zu halten. Aber wenn Sie fürchten, Kapitän Hawdon vielleicht irgendwie zu schaden, so können Sie in dieser Hinsicht beruhigt sein.«
    »Das glaube ich ohne weiteres. Er ist ja tot, Sir.«
    »So?« Mr. Tulkinghorn setzt sich ruhig zum Schreiben hin.
    »Es tut

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