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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Sir.«
    Wenn Mr. Snagsby nach Hause eilen zu müssen glaubt, um seiner kleine Frau die Mühe, nach ihm zu sehen, zu ersparen, so könnte er darüber vollkommen beruhigt sein. Seine kleine Frau hat ihn die ganze Zeit über hinter der Ecke der »Sonne« hervor belauert und schlüpft ihm jetzt nach, ein Taschentuch über den Kopf gebunden, und beehrt Mr. Weevle und seinen Hausflur beim Vorbeigehen mit einem sehr argwöhnischen Blick.
    »Nun, jedenfalls werden Sie mich wiedererkennen, Maam«, brummt Mr. Weevle vor sich hin. »Und über Ihr Aussehen mit Ihrem eingebundenen Kopf kann man Ihnen auch kein Kompliment machen, wer Sie auch sein mögen. – Will denn der Kerl gar nicht kommen?«
    Der Kerl kommt näher, während er noch brummt. Mr. Weevle hält warnend die Hand empor, zieht ihn am Ärmel in den Gang und macht die Haustür zu. Dann gehen sie die Treppe hinauf. Mr. Weevle schwerfällig, Mr. Guppy mit sehr leichtem Schritt. Als sie die Tür des Zimmers hinter sich zugemacht haben, sprechen sie in leisem Ton miteinander.
    »Ich dachte schon, du wärst mindestens nach Jericho gegangen, anstatt zu mir zu kommen«, brummt Tony.
    »Ich sagte doch, gegen zehn.«
    »Gegen zehn«, wiederholt Tony. »Gegen zehn! Nach meiner Rechnung ist es schon zehn Mal zehn. Ist es schon hundert Uhr! In meinem ganzen Leben habe ich noch keinen solchen Abend gehabt.«
    »Was war denn los?«
    »Das ist's ja eben«, sagt Tony. »Nichts war los. Ich habe hier in dieser lieblichen alten Krippe geraucht und gesessen, bis mir die Schauer fingerdick über den Rücken gelaufen sind. Da, sieh nur einmal diese liebenswürdige Kerze.« Tony deutet auf das trüb brennende Licht auf dem Tisch, das am Docht große Räuber und ein Leichenhemd um hat aus abgetropftem Talg.
    »Dem läßt sich leicht abhelfen«, bemerkt Mr. Guppy und nimmt die Lichtschere zur Hand.
    »Ja, ja! aber nicht so leicht, wie du meinst. Sie hat so schlecht gebrannt, seitdem sie angezündet ist.«
    »Was ist eigentlich mit dir los, Tony ?« fragt Mr. Guppy, sieht ihn, mit der Lichtschere in der Hand, an, setzt sich hin und stützt die Ellbogen auf den Tisch.
    »William Guppy«, entgegnet der andre, »ich bin schon ganz trübsinnig. Es kommt von dieser unerträglichen langweiligen selbstmörderischen Stube – und dem alten Popanz unten, glaube ich.« Mr. Weevle schiebt mürrisch mit dem Ellbogen den Lichtscherenkasten weg, stützt den Kopf in die Hand, stemmt die Füße auf das Kamingitter und starrt ins Feuer. Mr. Guppy sieht ihn an, zuckt leise die Achseln und setzt sich an die andre Seite des Tisches in ungezwungner Haltung hin.
    »War das nicht Snagsby, der vorhin mit dir sprach, Tony?«
    »Ja, und hol dich... Ja, es war Snagsby«, sagt Mr. Weevle und ändert rasch die Worte, die er sich zuerst gedacht hat.
    »In Geschäften?«
    »Nein. Nicht in Geschäften. Er kam gerade vorbei und blieb stehen, um zu tratschen.«
    »Ich habe mir gleich gedacht, es müsse Snagsby sein«, sagt Mr. Guppy, »und glaubte, es wäre gut, wenn er mich nicht sähe. Deshalb wartete ich, bis er fortging.«
    »Da haben wir's wieder, William Guppy!« ruft Tony und wirft einen verzweifelten Blick auf die Decke. »So geheimnisvoll und versteckt! Zum Donnerwetter, wenn wir einen Mord beabsichtigten, könnten wir nicht geheimnisvoller tun.«
    Mr. Guppy heuchelt ein Lächeln und besieht sich, um dem Gespräch eine andre Wendung zu geben, mit echter oder vorgeblicher Bewunderung die Schönheitsgalerie an den Zimmerwänden und beschließt sie beim Porträt der Lady Dedlock, das sie darstellt auf einer Terrasse, einer Vase auf dem Piedestal, ihrem Schal auf der Vase, einem Pelzkragen auf dem Schal, ihrem Arm auf dem Pelzkragen und einem Armband an ihrem Handgelenk.
    »Es sieht Lady Dedlock wirklich sprechend ähnlich. Sie ist es selbst.«
    »Ich wollte, es wäre so«, brummt Tony, ohne seine Stellung zu ändern, »dann hätte man wenigstens eine fashionable Unterhaltung hier.«
    Mr. Guppy hat sich jetzt überzeugt, daß sich sein Freund nicht in eine heiterere Stimmung hineinscherzen läßt, gibt den Versuch als nutzlos auf und macht ihm Vorstellungen.
    »Tony«, sagt er, »ich kann Trübsinn entschuldigen. Niemand weiß besser als ich, wie es ist, wenn er über einen kommt. Und vielleicht weiß das ein Mensch, in dessen Herzen unerwiderte Liebe wohnt, am besten, aber Trübsinn muß seine Grenzen haben, und ich muß dir gestehen, Tony, daß mir dein Benehmen weder gastfreundschaftlich noch besonders anständig

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