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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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jugendliches Herz.«
    Ich sah zwar gerade keinen Beweis von Mr. Skimpoles Uneigennützigkeit in dem Umstand, daß er sich seine Reisekosten von Richard bezahlen ließ, aber ich machte weiter keine Bemerkung darüber.
    Er kam jetzt selbst herein, und das gab unserm Gespräch eine andere Wendung. Er war entzückt, mich zu sehen, sagte, er hätte meinetwegen zuweilen während sechs Wochen Tränen der Freude und Teilnahme vergossen, wäre nie so glücklich gewesen, als wie er von meiner Genesung gehört habe, und finge jetzt an, einzusehen, warum in der Welt Gutes mit Schlimmem gemischt sei. Er fühle, daß er die Gesundheit um so höher schätze, wenn jemand anders krank sei, und sagte, er wisse durchaus nicht, ob es nicht im Schöpfungsplan läge, daß A. schielen müsse, um B. wegen seines eignen geraden Blickes glücklich zu machen, oder daß C. ein hölzernes Bein habe, um D. zufriedener mit seinem eignen aus Fleisch und Blut in einem seidnen Strumpf zu machen.
    »Meine liebe Miß Summerson. Hier haben Sie unsern Freund Richard zum Beispiel. Er ist erfüllt von herrlichen Zukunftsträumen, die er aus der Nacht des Kanzleigerichtshofs heraufbeschwört. Ist das nicht herrlich, begeisternd und voller Poesie? In alten Zeiten wurden die Wälder und Einöden für den Schäfer durch die Pfeifen des Pan und den Tanz der Nymphen belebt und erhellt. Unser idyllischer Richard, dieser Schäfer der Gegenwart, bringt heitere Fröhlichkeit in die schläfrigen Advokatenkanzleien, indem er die Nymphe Fortuna und ihr Gefolge nach den melodischen Noten eines Urteils vor dem Richterstuhl tanzen läßt. Das ist doch wirklich erfreulich, das müssen Sie doch selbst sagen! Irgendein bärbeißiger, sauertöpfischer Kerl wird vielleicht einwenden: Was, einen Nutzen sollen alle diese Mißbräuche unsrer Gerichtshöfe auch noch haben? Wie können Sie so etwas verteidigen! Und ich antworte darauf: Mein bärbeißiger Freund, ich verteidige sie nicht, aber sie sind mir sehr angenehm. Ich habe einen Freund, einen jungen Schäfer, der sie in etwas für meine Einfalt geradezu Faszinierendes verwandelt. Ich sage nicht, daß sie erwiesenermaßen zu diesem Zweck existieren – aber es könnte vielleicht doch sein... Sie müssen bedenken, daß ich unter euch weltgesinnten Brummbären ein Kind bin und mich überdies nicht verpflichtet fühle, euch oder mir wegen irgend etwas Rechenschaft zu geben.«
    Es wurde mir sofort klar, daß Richard kaum irgendeinen schlimmeren Freund hätte finden können als gerade diesen. Es machte mir große Sorge, daß er noch dazu zu einer Zeit, wo er eines festen Vorsatzes und Zieles am meisten bedurft hätte, diesen gewinnenden Leichtsinn, dieses jederzeit bereite Wegschieben unangenehmer Dinge vor Augen hatte. Ich glaubte mir wohl erklären zu können, warum ein fester Charakter wie der meines Vormunds – in der Welt erfahren und überdies gezwungen gewesen, die unglückseligen Verschleppungen des Familienunglücks mit anzusehen – einen so großen Trost in Mr. Skimpoles Offenherzigkeit hinsichtlich seiner Schwächen und seines Zurschautragens harmloser Aufrichtigkeit fand, aber ich konnte doch nicht so ganz davon durchdrungen sein, daß Mr. Skimpoles Wesen vollständig uneigennützig sei.
    Sie gingen beide mit mir nach Hause, und nachdem Mr. Skimpole uns am Gartentor verlassen hatte, trat ich leise mit Richard ein und sagte:
    »Liebe Ada, ich habe einen Herrn mitgebracht, der dich besuchen will.«
    Es war nicht schwer, in ihrem errötenden erschrockenen Gesicht zu lesen. Sie liebte ihn innig, und er wußte es, und ich wußte es. Es war eine durchsichtige Sache, dieses »Einander-nur-Vetter-und-Kusine-Sein«.
    Ich machte mir fast Vorwürfe, in meinem Argwohn engherzig zu sein, aber ich fühlte mich doch nicht so ganz sicher, ob Richard Ada ebenso innig liebte wie sie ihn. Er bewunderte sie sehr – das hätte jeder tun müssen – und würde, glaube ich wohl sagen zu dürfen, sein jugendliches Verlöbnis mit Stolz und Freude erneuert haben, wenn er nicht gewußt hätte, wie fest sie das ihrem Vormund gegebne Versprechen gehalten haben würde.
    Dennoch quälte mich der Gedanke, daß der ihn beherrschende Einfluß sich sogar bis hierher erstreckte, daß er hier wie in allem andern das Beste aufschöbe, bis ihm 'Jarndyce kontra Jarndyce' nicht mehr auf der Seele liege. Was Richard ohne diesen geistigen Mehltau hätte sein können, entzieht sich wohl für immer meinen Blicken.
    Er sagte Ada in seiner offensten Weise,

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