Bleakhouse
Sir Leicester abweisend und kalt, »daß Myladys Name in dieser Angelegenheit überhaupt nicht genannt würde.«
»Ich auch, Sir Leicester Dedlock, Baronet, aber – es ist unmöglich.«
»Unmöglich?«
Mr. Bucket schüttelt erbarmungslos das Haupt.
»Sir Leicester Dedlock, Baronet, es ist rein unmöglich. Was ich zu sagen habe, bezieht sich auf die Gnädigste. Sie ist der Punkt, um den sich alles dreht.«
»Inspektor«, entgegnet Sir Leicester mit flammendem Auge und zuckenden Lippen, »Sie kennen Ihre Pflicht. Tun Sie ihre Pflicht, aber hüten Sie sich, darüber hinauszugehen. Ich würde das unter keinen Umständen dulden. Ich würde es nicht ertragen können. Wenn Sie Myladys Namen mit der Sache in Verbindung bringen, so tun Sie das auf Ihre Verantwortung, – auf – Ihre – Verantwortung! Myladys Name ist kein Name, mit dem gewöhnliche Leute spielen dürfen!«
»Sir Leicester Dedlock, Baronet, ich sage, was ich sagen muß, und nicht mehr.«
»Ich hoffe, daß sich das erweisen wird. Gut. Fahren Sie fort. Fahren Sie fort, Sir.«
Mit einem Blick auf die zornfunkelnden Augen, die ihm jetzt ausweichen, und auf die Gestalt, die vom Kopf bis zu den Füßen in Entrüstung bebt und sich dennoch bemüht, ruhig zu erscheinen, tastet sich Mr. Bucket seinen Weg und fährt mit leiser Stimme fort.
»Sir Leicester Dedlock, Baronet, es ist jetzt meine Pflicht, Ihnen mitzuteilen – daß der verstorbne Mr. Tulkinghorn seit langer Zeit Argwohn und Verdacht gegen Lady Dedlock hegte.«
»Wenn er gewagt hätte, das nur mit einer Silbe anzudeuten, Sir, hätte ich ihn mit eigner Hand getötet«, ruft Sir Leicester aus und schlägt mit der Faust auf den Tisch. Aber selbst mitten in seinem Zornesausbruch hält er inne, gebannt von den wissenden Augen Mr. Buckets, der jetzt seinen Zeigefinger wieder langsam hin und her bewegt und voller Selbstvertrauen und Geduld den Kopf schüttelt.
»Sir Leicester Dedlock, der verstorbne Mr. Tulkinghorn war listig und verschlossen, und was er von Anfang an eigentlich im Sinn gehabt hat, getraue ich mich nicht zu sagen. Aber ich weiß aus seinem eignen Munde, daß er seit langer Zeit Lady Dedlock im Verdacht hatte, sie habe beim Anblick einer Handschrift, die ihr vor Augen gekommen – in diesem Hause hier und in Ihrer Anwesenheit, Sir Leicester Dedlock –, zu ihrem Entsetzen entdeckt, daß eine gewisse Person noch am Leben sei (und zwar in höchst ärmlichen Verhältnissen), die, ehe Sie um Mylady geworben, ihr Geliebter gewesen und ihr Gatte hätte werden müssen.« Mr. Bucket hält inne und wiederholt nachdrücklich: »Der ihr Gatte hätte werden müssen. Darüber ist kein Zweifel. Ich weiß aus Mr. Tulkinghorns eignem Munde, daß er, als dieser Mann kurz darauf starb, Lady Dedlock im Verdacht hatte, seine elende Wohnung und sein noch elenderes Grab allein und im geheimen besucht zu haben. Durch meine eignen Nachforschungen und durch das Zeugnis meiner eignen Augen und Ohren weiß ich, daß Lady Dedlock in den Kleidern ihrer Zofe heimlich diese Orte besucht hat, denn der verstorbne Mr. Tulkinghorn gebrauchte mich dazu, die Gnädigste dingfest zu machen – wenn Sie das Wort entschuldigen wollen, das wir gewöhnlich brauchen –, und ich habe sie so weit vollständig dingfest gemacht. Ich konfrontierte die Zofe in der Kanzlei in Lincoln's-Inn-Fields mit einem Zeugen, der Lady Dedlock als Führer gedient hatte, und es blieb nicht der Schatten eines Zweifels übrig, daß Mylady die Kleider der Zofe angehabt hatte, ohne daß diese es wußte. Sir Leicester Dedlock, Baronet, ich habe mich gestern bemüht, sie ein wenig auf diese unangenehme Enthüllung durch die Äußerung vorzubereiten, daß selbst in vornehmen Familien zuweilen sehr seltsame Dinge geschehen. Alles dies und noch mehr hat sich in Ihrer eignen Familie, in Verbindung mit der Gnädigsten, zugetragen. Ich glaube, daß der verstorbne Mr. Tulkinghorn seine Nachforschungen bis zur Stunde seines Todes fortgesetzt hat und daß Lady Dedlock und er sich noch am Abend vor seiner Ermordung wegen dieser Sache entzweit haben. Sie brauchen dies bloß, Sir Leicester Dedlock, Baronet, Mylady mitzuteilen und sie zu fragen, ob sie nicht, nachdem er das Haus hier verlassen, nach seiner Kanzlei gegangen ist, um noch weiter mit ihm darüber zu sprechen, und bei dieser Gelegenheit einen weiten schwarzen Mantel mit langen Fransen daran angehabt hat.«
– Sir Leicester sitzt wie ein Steinbild da und starrt den grausamen Finger an, der in
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