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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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unterließ.
    »Mr. Woodcourt«, sagte ich also, »es wird Sie gewiß freuen, aus meinem Munde, ehe ich Ihnen gute Nacht sage, zu hören, daß ich in der Zukunft, die so klar und hell vor mir liegt, glücklich und sorgenlos sein und nichts zu beklagen und nichts zu wünschen haben werde.«
    Es freue ihn wirklich von ganzer Seele, das zu hören, gab er zur Antwort.
    »Von Kindheit an«, fuhr ich fort, »bin ich der Mittelpunkt der unerschöpflichen Güte des besten aller Menschen gewesen. Ich bin durch jedes Band von Zuneigung, Dankbarkeit und Liebe so fest an ihn geknüpft, daß alles, was ich im Laufe eines ganzen Lebens tun könnte, nicht imstande wäre, die Gefühle eines einzigen Tages auszudrücken.«
    »Ich teile diese Gefühle«, entgegnete er. »Sie sprechen von Mr. Jarndyce.«
    »Sie kennen seine hohen Eigenschaften, Mr. Woodcourt, aber wenige sind imstande, die Größe seines Charakters so zu kennen wie ich. Aber alle seine schönsten und besten Eigenschaften sind mir noch nie in glänzenderem Lichte erschienen als in der Aussicht auf die Zukunft, in der ich mich so glücklich fühle, und wenn Sie ihm noch nicht die höchste Verehrung und Achtung zollten, so würden Sie es jetzt, glaube ich, nach dieser Versicherung tun, und infolge des Gefühls, das Sie meinetwegen für ihn empfinden müßten.«
    Er antwortete mit Innigkeit, ich wisse gar nicht, wie hoch er Mr. Jarndyce schätzte, und ich reichte ihm abermals die Hand.
    »Gute Nacht!« sagte ich. »Leben Sie wohl...!«
    »Das erste, bis wir uns morgen wiedersehen; das zweite als einen Abschied von diesem Gegenstand für uns auf immer?«
    »Ja.«
    »Also, gute Nacht! Leben Sie wohl!«
    Er ging, und ich stand an dem dunkeln Fenster und sah auf die Straße hinaus. Seine Liebe hatte mich in ihrer Treue und ihrem Edelsinn so sehr überwältigt, daß er noch keine Minute von mir fort war, als mich all meine Kraft verließ und ein Tränenstrom die Straße vor meinem Blick verhüllte.
    Aber es waren nicht Tränen des Schmerzes und der Trauer. Nein. Er hatte mich die Geliebte seiner Seele genannt und gesagt, ich würde ihm immer so teuer bleiben wie jetzt, und diese Worte erfüllten mein Herz mit einem solch seligen Frohlocken, daß ich glaubte, es müsse zerspringen. Ich hatte mein inneres Gleichgewicht wieder gefunden. Es war nicht zu spät, seine Worte zu hören, denn es war nicht zu spät, von ihnen zur Hochherzigkeit, zur Wahrheit, zur Dankbarkeit und zur Zufriedenheit angespornt zu werden.
    Wie eben war mein Weg; wie viel ebener als der seinige!

62. Kapitel
Noch eine Entdeckung
    Ich hatte nicht den Mut, an diesem Abend jemanden zu sehen, nicht einmal den Mut, mich selbst im Spiegel zu sehen, denn ich fürchtete, den Anblick meiner verweinten Augen wie einen Vorwurf zu empfinden. Ich ging im Finstern in mein Zimmer hinauf und betete im Finstern und legte mich im Finstern schlafen. Ich brauchte kein Licht, um meines Vormundes Brief noch ein Mal durchzulesen; konnte ich ihn doch auswendig. Ich nahm ihn aus meiner Schublade und wiederholte mir seinen Inhalt im Geiste bei seinem eignen hellen Licht reiner Liebe und schlief mit dem Briefe neben mir auf dem Kissen ein.
    Ich stand des Morgens sehr zeitig auf und machte mit Charley einen Spaziergang. Wir kauften Blumen für den Frühstückstisch und kamen wieder nach Hause und stellten sie in die Vasen und waren so geschäftig wie möglich. Wir wurden mit allem so frühzeitig fertig, daß ich vollauf Zeit hatte, Charley noch vor dem Frühstück ihre Lektion zu geben, und meine kleine Zofe, die in der Grammatik noch immer nicht recht sattelfest war, bestand die Prüfung mit Auszeichnung, und wir klappten ruhmbedeckt unsre Bücher zu. Als mein Vormund eintrat, sagte er: »Wahrhaftig, kleines Frauchen, du siehst ja frischer aus als deine Blumen!« Und Mrs. Woodcourt rezitierte und übersetzte eine Stelle aus dem Mewlinwillinwodd, in der sie mich mit einem sonnenbeschienenen Berge verglich. Das alles war so hübsch und erfreulich für mich, daß ich hoffe, es machte mich dem Berge ein wenig ähnlicher, als ich es vorher gewesen war. Nach dem Frühstück schäfterte ich ein bißchen herum, um nicht untätig zu sein, und bemerkte dabei, daß mein Vormund allein in seinem Zimmer – dem Zimmer von gestern abend – saß. Ich benutzte meine Würde als Wirtschafterin als einen Vorwand, hineinzugehen, und machte die Türe hinter mir zu.
    »Nun, Hausmütterchen?« sagte mein Vormund. – Die Post hatte ihm mehrere Briefe

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