Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch
aber dazu hatte ich keine Zeit.
»Wyatt …«
»Ich dachte, du könntest selbst auf dich aufpassen«, sagte er und knallte mir meine eigenen Worte von Evangeline um die Ohren. »Erinnerst du dich? Du musst nicht gerettet werden.«
»Muss ich auch nicht. Ich versuche nur, jemand anderen zu retten. Und dazu brauch ich deine Hilfe.«
»Ich scheiß auf das, was du brauchst! Wie lange hast du schon vorgehabt, den SCHLÜSSEL zu stehlen, Hanna? Seit wir uns zum ersten Mal gesehen haben?«
»Ich hätte dich da nie reingezogen, wenn du mir bei Wet William nicht in die Quere gekommen wärst!«
»Oh, es tut mir so leid, dass ich dich gezwungen habe, mir und meiner Familie etwas zu stehlen!«
Ich stieß mich von dem Baum ab und rieb meinen Rücken, aber meine Schmerzen schienen ihn nicht zu interessieren. »Du hast gesagt, ich müsste nie schwere Entscheidungen treffen, aber das stimmt nicht, Wyatt. Glaubst du, es war einfach, mich zwischen dir und Rosalee zu entscheiden?«
»Offenbar verdammt leicht!« Er war kurz davor, sich auf mich zu stürzen, aber dann hielt er inne und schien zu überlegen. »Wozu brauchte Rosalee unseren SCHLÜSSEL ?«
»Weil Rosalee besessen war. Besessen ist . Runyon hat sich in den letzten zwanzig Jahren in ihr versteckt, und die einzige Möglichkeit, ihr zu helfen, war, ihm den SCHLÜSSEL zu bringen. Er hat versprochen, sie zu verlassen, wenn ich es tue.«
Als er sich wegdrehte, fiel das Licht von oben auf einen Teil seines Gesichts. Er war fassungslos. Vermutlich hatten ihn seine Mortmaine-Freunde nicht aufgeklärt. Vielleicht, weil er immer noch seine zwei Tage Auszeit hatte, die Sera ihm verschafft hatte.
»Du hättest ihn mir nicht stehlen müssen. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du in Schwierigkeiten steckst?«
»Dir sagen, dass Rosalee besessen war? Du hast Petra getötet, und sie war deine Freundin. Was bedeutet dir denn schon Rosalee? Hättest du sie verschont?«
Er sagte nichts.
»Ich habe den SCHLÜSSEL nicht genommen, um dich zu verletzen. Ich habe ihn genommen, um meine Mutter zu retten. Du verstehst doch etwas von Verpflichtungen, ja? Nun, ich habe ihr gegenüber eine Verpflichtung. Deshalb habe ich es riskiert hierherzukommen, obwohl ich wusste, dass du mich hassen oder sogar verraten würdest. Ich musste es versuchen. Kannst du das verstehen?«
Er sagte immer noch nichts.
»Und es ist ja nicht so, dass wir den SCHLÜSSEL nicht zusammen mit Rosalee zurückbekommen könnten. Sie befinden sich beide am selben Ort. Aber das schaff ich nicht ohne dich.«
Nichts.
Ich fiel auf dem nassen, mit Blättern übersäten Boden auf die Knie. Offenbar musste ich mir die Zeit dafür nehmen. »Es tut mir leid, dass ich deinen SCHLÜSSEL gestohlen habe, Wyatt. Es tut mir leid, dass ich dich benutzt habe. Ich schwöre, ich werde es wiedergutmachen, ganz egal, wie lange es dauert. Auch wenn …«
Er zog mich auf die Beine und stellte uns beide in das Licht, das von oben herunterfiel. Ich sah, wie beklemmende Gefühle über sein Gesicht huschten, allen voran Wut und Scham, aber seltsamerweise waren sie alle gegen ihn selbst gerichtet.
»Du liegst falsch. Ich habe keine Ahnung von Verpflichtungen. Wenn ich sie hätte, hätte ich dem Ältesten gesagt, er soll zur Hölle fahren, und ich hätte alles versucht, um Pet zu helfen. Alles, anstatt …« Er seufzte. »Dein Pflichtbewusstsein ist wesentlich weniger neben der Spur als meins.«
Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, wie um die Gefühle wegzuwischen, die unter der Oberfläche brodelten. »Es tut mir so leid wegen deiner Mutter«, sagte er, als er sich wieder unter Kontrolle hatte. »Dass sie besessen ist. Aber du musst wissen, dass sie, ganz egal, was ich auch versuche …«
Aber das wollte ich nicht hören. »Das hat Zeit bis später. Alles der Reihe nach. Ich glaube, ich kann Runyon überreden wegzugehen, aber wenn ich das mache, kannst du mir helfen, dass sie nicht krank wird und stirbt? Du hast gesagt, du würdest versuchen, dir etwas zu überlegen.«
»Ich habe mir was überlegt. Ich war gerade mit etwas fertig geworden, das das Richtige sein könnte, als du den SCHLÜSSEL gestohlen hast und die Hölle ausbrach.«
»Aber das ist doch toll!«, sagte ich und ignorierte die Bitterkeit in seiner Stimme.
» Vielleicht . Ich habe es noch nie zuvor ausprobiert. Ich habe es nicht getestet …«
»Du kannst es testen, wenn wir sie zurückhaben.«
»Hast du denn wenigstens einen Plan?«, fragte er ärgerlich.
»Wir gehen
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