Bleib bei mir – bleib in Sydney
nicht?"
Der Vorwurf traf Leigh tief. "Ich habe nicht gedacht, dass es jemand stören würde."
Was ihr einen vernichtenden Blick eintrug. "Wenn du hier in aller Öffentlichkeit die arme Cinderella spielst? Wo, in aller Welt, hast du dieses Kostüm ausgegraben? Im Schlussverkauf?"
Ihre Kleidung erregte Anstoß? Aber Richard hatte ihr Komplimente gemacht! War es wirklich so offensichtlich, dass ihr Kostüm von der Stange war? Leigh errötete. Es war nicht ihre Absicht gewesen, die "arme Cinderella" zu spielen. Doch verglichen mit Nadine, die ein exklusives Kostüm aus weichem schwarzem Leder mit dazu passenden halbhohen Stiefeln trug, wirkte ihre Kleidung vermutlich wirklich ... billig.
"Jetzt sieh, was du getan hast, indem du mich aufgehalten hast", zischte Nadine ihr zu, als sie den Salon betraten. "Felicity hat sich Richard gekrallt."
Leighs überaus elegante älteste Schwester zog Richard gerade neben sich auf das Sofa.
"Warum verschwindest du nicht einfach wieder, Leigh? Keiner will dich hier haben."
Nadines unverhohlene Feindseligkeit veranlasste Leigh, bestürzt stehen zu bleiben. Ihre Schwester stolzierte zum Kaffeetisch und übernahm dort die Regie, indem sie Richard mit einem strahlenden Lächeln nach seinen Wünschen fragte.
"Steh nicht da herum, Leigh", sagte ihre Mutter tadelnd. "Komm her und setz dich." Dabei deutete sie auf einen Sessel in ihrer Nähe. Leigh fiel ein Stein vom Herzen. Zumindest ihre Mutter schien bereit, sie willkommen zu heißen, nachdem sie nicht mehr die offizielle Rolle der Gastgeberin spielen musste.
Während Leigh um die Sofas herumging, auf denen sich ihre Schwestern verteilt hatten, rief sie sich ins Gedächtnis, dass Nadine die "kleine Schwester", auf die sie gelegentlich hatte aufpassen müssen, als besonders lästig empfunden hatte. Und obwohl sie jetzt beide erwachsen waren, schien Nadine in dieser Hinsicht immer noch nachtragend zu sein, vor allem wenn ihre egoistischen Pläne durchkreuzt wurden.
Leigh setzte sich und lächelte ihre Mutter dankbar an. Doch Alicia Durant hatte längst keinen Blick mehr für sie. Ihre Aufmerksamkeit galt ausschließlich ihren vier anderen Töchtern und Richard. Leigh hatte plötzlich den unangenehmen Verdacht, dass ihre Mutter sie bewusst in diesem Sessel platziert hatte, um sie. abseits zu halten. Wieder einmal wurde sie völlig ignoriert, doch sie war entschlossen, geduldig abzuwarten.
Nadine brachte ihrer Mutter eine Tasse Kaffee, wobei sie verführerisch die Hüften schwang.
Leider blickte Richard gar nicht hin, was Leigh amüsiert registrierte. Er war ganz mit Felicity beschäftigt, die einen Arm über die Rückenlehne des Sofas gelegt hatte, so dass sie immer wieder die Fingerspitzen über Richards Schulter gleiten lassen konnte, während sie ihn angestrengt in ein Gespräch verwickelte.
Felicity, die älteste der Schwestern, war immer "die Prinzessin" gewesen - eine Porzellanschönheit mit makellosem hellem Teint, himmelblauen Augen, ebenmäßigen Zügen und seidigem aschblondem Haar, das jetzt elegant hochgesteckt war. Ihre gertenschlanke Modelfigur kam in einem exklusiven Mantelkleid aus fernstem Wollcrepe mit Satinkragen und - manschetten voll zur Geltung. Als Teenager war Felicity Leigh immer als ein Bild unerreichbarer Perfektion erschienen. Auch mit dreißig war sie noch perfekt.
Leigh ließ den Blick zu Vanessa schweifen, die jetzt neunundzwanzig war. Sie hatte die Pumps abgestreift und rekelte sich sinnlich auf der Chaiselongue, die etwas üppigeren Rundungen in kostbare schwarze Spitze gehüllt. Ihr weizenblondes schulterlanges Haar umschmeiche lte in kunstvollen Locken und Wellen ihr Gesicht, der betont träge Blick der graublauen Augen wirkte genauso sexy wie der gut einstudierte Schmollmund. Offenbar war sie gar nicht glücklich darüber, dass Felicity ihr den Platz an Richards Seite streitig gemacht hatte.
Beide, Felicity und Vanessa, hatten vermögende Männer geheiratet, als Leigh noch im Haus gewohnt hatte. Natürlich war sie als Brautjungfrau nicht infrage gekommen, denn schwarzes Haar hätte auf den Fotos fehl am Platz gewirkt. Wobei sich inzwischen sowieso keiner mehr für die Fotos interessierte ... genauso wenig wie für die Ehemänner. Ihre Schwestern waren beide geschieden, wie ihre Mutter Leigh einsilbig erklärt hatte, als sie sich über die Abwesenheit der Ehemänner bei der Beerdigung gewundert hatte.
Caroline hockte auf der Ecke des Sofas, das direkt neben dem stand, auf dem Richard saß.
Sie
Weitere Kostenlose Bücher