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Bleib bei mir – bleib in Sydney

Bleib bei mir – bleib in Sydney

Titel: Bleib bei mir – bleib in Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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trug das goldblonde Haar zu einem glatten, seidig schimmernden Pagenkopf frisiert und wirkte in ihrem schwarzen Samtkostüm überaus schick und kultiviert. Ihre Figur war knabenhaft zierlich und ihr Gesicht schmaler als das ihrer Schwestern ... schmaler und schärfer geschnitten. Sie hatte auch immer eine scharfe Zunge, wie Leigh sich gut erinnerte.
    War sie deshalb mit siebenundzwanzig noch nicht verheiratet?
    Nadine hatte inzwischen neben Caroline Platz genommen, wobei sie vergessen hatte, auch Leigh eine Tasse Kaffee anzubieten. Da saßen sie nun alle beisammen, ihre vier Schwestern, und alle sichtbar bemüht, Richards Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wollten sie ihn, oder brauchten sie ihn?
    Da Leigh den Wortlaut von Lawrence' Testament nicht kannte, hatte sie keine Ahnung, in welcher Form er seine Frau und seine Töchter bedacht hatte. Sie traute ihm die Gemeinheit zu, ihr Erbe an einschränkende Bedingungen geknüpft zu haben, um sie auch noch über seinen Tod hinaus zu tyrannisieren. Wenn es so war, dann konnte sie, Leigh, sich wesentlich glücklicher schätzen. Sie war zumindest frei, ihre Zukunft so zu gestalten, wie es ihr gefiel.
    Unwillkürlich fiel ihr Nadines "Cinderella-Vorwurf" wieder ein. Ihr schwarzes Kostüm war von der Stange und trug nicht den Namen eines berühmten Modedesigners. Und ihre schlichten Pumps waren nicht italienischer Herkunft. Anders als mein wirklicher Vater, dachte sie ironisch. Sie musste eben mit einem begrenzten Etat auskommen, ihre Schwestern nicht. Aber Leigh hatte lange genug in diesen luxuriösen Kreisen gelebt, um Haute-Couture-Modelle zu erkennen, und was ihre Mutter und ihre Schwestern an diesem Tag trugen, war -
    einschließlich der Schuhe und übrigen Accessoires - gut und gern einige Tausend Dollar wert.
    Sie neidete es ihnen nicht. Es war lediglich ein Hinweis auf einen sehr luxuriösen Lebensstil, den alle fünf vermutlich beibehalten wollten.
    Richard konnte ihnen diesen Lebensstil natürlich sichern. Aber trotz ihrer angestrengten Bemühungen um seine Aufmerksamkeit wirkte er, soweit Leigh es beurteilen konnte, eher gleichgültig: höflich und aufmerksam zwar, aber distanziert. Wollte er sich die Wahl noch offen halten?
    Ein Gedanke, der Leigh mit Eifersucht erfüllte. Sie wollte für ihn etwas Besonderes sein.
    Nur, warum sollte sie?
    Warum hatte er sie zuerst gefragt? Langweilten ihn ihre Schwestern, weil er sie einfach länger kannte? Glaubte er vielleicht, sie, Leigh, am leichtesten nach seinen Vorstellungen beeinflussen zu können? Oder hatte ihm die nicht zu verleugnende sexuelle Anziehung zwischen ihnen den Kopf vernebelt? Leigh durchzuckte es heiß, als sie daran dachte, wie wild und heftig sie im Sommerhaus zusammengekommen waren. Begierde ... war das der Schlüssel?
    Leigh versuchte, Richard objektiv zu betrachten, um herauszufinden, welche Motive sein Handeln bestimmten. Als hätte er gespürt, dass sie ihn beobachtete, warf Richard ihr einen kurzen, durchdringenden Blick zu. Im nächsten Moment stellte er seine Kaffeetasse auf den Tisch, stand auf und lächelte ihre Mutter gewinnend an.
    "Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft..."
    "Sie können gern noch zum Abendessen bleiben, Richard", unterbrach Alicia ihn rasch.
    "Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, aber ich möchte jetzt lieber gehen", erwiderte er fest.
    Felicity sprang auf. "Für mich wird es auch Zeit. Ich begleite Sie hinaus, Richard."
    Richard ließ den Blick bedeutsam zu Leigh schweifen. "Haben Sie nicht vergessen, dass Sie Ihre Schwester sechs Jahre nicht gesehen haben?"
    Leighs Herz krampfte sich zusammen. Sie wollte nicht, dass Richard befahl, was nichts wert war, wenn es nicht aus freien Stücken gegeben wurde. Doch schon im nächsten Moment musste sie erkennen, dass in Bezug auf sie nicht einmal Richards Meinung zählte.
    "Ach Leigh ..." Felicity lachte wegwerfend. "Worüber in aller Welt sollten wir nach sechs Jahren sprechen können?" Ihr Blick schweifte kühl zu dem schwarzen Schaf der Familie.
    "Wir hatten doch nie etwas gemeinsam, nicht wahr, Süße?"
    Diese herablassende Bemerkung verschlug Leigh die Sprache.
    "Nun, das könnte sich ja möglicherweise geändert haben, Felicity", gab Richard bedrohlich freundlich zu bedenken. "Warum bleiben Sie nicht und finden es heraus?"
    Leigh hielt den Atem an. Wie oft hatte sie sich gewünscht, dass er ihr zur Seite stehen würde! Und ausgerechnet jetzt, da es völlig unangemessen war, tat er es. Oder versuchte er vielleicht nur, ihr ganz

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