Bleib bei mir – bleib in Sydney
hatte ... getrieben durch das Unerträgliche. Sogar ihre Entscheidung, Richard zu heiraten, war von vielen Gefühlsmächten beeinflusst gewesen.
"Warum bist du hergekommen, Mutter?" fragte sie neugierig.
Alicia zuckte die Schultern. "Es muss dich wundern nach all den Jahren der Gleichgültigkeit, aber ich wollte dich plötzlich kennen lernen, Leigh." Sie lächelte ironisch.
"Ein bisschen spät für eine rührselige Mutter-Tochter-Szene ... das wäre wohl für uns beide unmöglich. Aber ich würde gern die Person kennen lernen, die du jetzt bist."
Leigh sah ihre Mutter ungläubig an. Dieses Angebot, die Kluft zwischen ihnen zu überbrücken, war wie ein Regenbogen nach Jahren des Regens. Sie beeilte sich, Alicia auf halbem Weg entgegenzukommen. "Das würde ich auch ge rn", sagte sie heiser, "dich kennen lernen, meine ich."
"Ich bin kein sehr netter Mensch", warnte Alicia.
"Ich bin trotzdem interessiert." Ein kleines Lächeln huschte über Leighs Gesicht. "Du bist immerhin meine Mutter."
"Ja, das bin ich", räumte Alicia ein. "Vielleicht sollten wir uns in ein oder zwei Wochen zum Mittagessen treffen ... und danach Babysachen einkaufen."
"Warum nicht? Ruf mich an, wenn es dir passt."
"Ein Junge." Alicia schüttelte den Kopf. "Ich hätte alles für einen Jungen gegeben!"
"Genauso habe ich heute früh gedacht, bevor ich es wusste", sagte Leigh mitfühlend.
Die Augen ihrer Mutter leuchteten auf. "Es ist gut, so mit dir reden zu können ... ohne Beschuldigungen."
Leigh konnte es ihr nicht verübeln. Wer wollte schon Schuldgefühle?
"Wir werden also neu anfangen." Alicia seufzte zufrieden. "Und jetzt überlasse ich dich wieder deiner Arbeit." Ihre Mutter ging zu ihr und berührte sie sacht am Arm. "Danke, Leigh.
Ich melde mich."
Und plötzlich war Leigh die Kehle wie zugeschnürt. Diese kleine Berührung war wie das zögernde Ausstrecken einer Hand. Ihre Mutter ging ohne ein weiteres Wort zur Tür, öffnete sie, ging hinaus und schloss sie hinter sich. Doch Leigh hatte das Gefühl, dass eine wesentlich wichtigere Tür in der Beziehung zwischen ihrer Mutter und ihr geöffnet worden war.
Sie nahm ihre Arbeitsschürze ab und ging durch die großen Schiebetüren hinaus in den Garten. Ein neuer Anfang, dachte sie und atmete die frische, salzige Meeresluft ein. Zärtlich fasste sie sich an den Bauch. Ein neuer Anfang für uns alle, nahm sie sich entschlossen vor.
Von jetzt an würde sie offener mit Richard sein und ihn ermutigen, offener mit ihr zu sein.
Gefühle mussten ausgedrückt und durften nicht versteckt werden, sonst sammelten sich zu viele Missverständnisse, die Zweifel schürten. Sie wollte wissen, welche Ziele Richard verfolgte und was ihn wirklich antrieb. Der Jäger...
Heute Abend. Heute Abend würde sie die Antworten suchen, die sie brauchte.
13. KAPITEL
"Für die Mutter meines Sohnes" lauteten die einleitenden Worte der Nachricht, die den Blumen beigegeben war. Immer wieder betrachtete Leigh glücklich das wunderschöne Bouquet aus dunkelroten Rosen. Sie hatte es nach oben ins Schlafzimmer mitgenommen, um es ansehen zu können, während sie sieh zum Ausgehen umzog. Denn Richard hatte zur Feier des Tages einen Tisch in einem exklusiven Restaurant bestellt. Der Duft der Rosen erfüllte den Raum und nährte Leighs hoffnungsvolle Gedanken: rote Rosen als Zeichen der Liebe.
"Ich bin um halb sieben zu Hause", hatte Richard geschrieben. Jeden Moment würde es jetzt so weit sein. Leigh hatte sich mit besonderer Sorgfalt zurechtgemacht. Sie trug ein rotes Kleid, das ihre Rundungen reizvoll umschmeichelte, aber in der Taille lose genug fiel, um die leichte Wölbung ihres Ba uchs zu überspielen. Es war von dem spitzen Ausschnitt bis hinunter zum Saum durchgeknöpft, und Leigh fühlte sich unglaublich sexy, als sie sich ausmalte, wie Richard die winzigen Knöpfe einen nach dem anderen öffnen würde.
Noch eine Goldkette mit einem Medaillon, goldene Sandaletten, ein Hauch von Parfüm.
Dann eilte Leigh nach unten ins Fernsehzimmer, um sich zu vergewissern, dass das Videoband auch wirklich eingelegt war.
Im nächsten Moment hörte sie bereits Richards Wagen vor dem Haus vorfahren und lief zur Tür. Doch er kam schon herein, als sie das Foyer betrat. Leigh blieb stehen und betrachtete den Mann, den sie geheiratet hatte, den Vater ihres Kindes.
Würde sie alles tun, um ihn zu halten? Die Antwort lautete ... vermutlich ja.
"Nun, kann ich vor deinen kritischen Augen bestehen?" fragte Richard selbstbewusst
Weitere Kostenlose Bücher