Bleib bei mir – bleib in Sydney
hart.
"Fünf Töchter", sagte Clare Seymour und wandte sich wieder an Leigh. "Nein, natürlich nur vier. Richard hätte Sie nicht heiraten können, wenn Sie wirklich Lawrence' Tochter gewesen wären. Richard legt größten Wert auf Gesetzmäßigkeit, und die Heirat mit einer Halbschwester wäre natürlich nicht infrage gekommen."
Leigh erstarrte. Richard hätte sie nicht heiraten können, wenn sie seine Halbschwester gewesen wäre? Dann musste Richard ... Lawrence' Sohn sein! Lawrence Durant war Clares Liebhaber gewesen ... Richards Vater!
"Verdammt! Behalt deine Gemeinheiten für dich!" Richard war außer sich vor Zorn aufgesprungen.
Seine Mutter tätschelte ihm ungerührt die Schulter. "Ich gratuliere dir, mein Lieber. Mit welch bemerkenswertem Erfolg du deinen Plan durchgeführt hast! Ich hoffe, Lawrence dreht sich im Grabe herum. Es soll die Hölle für ihn sein, weil er verachtet hat, was ich ihm hätte geben können!"
Richard packte sie beim Arm. "Meine gesamte Kindheit habe ich für dein Schweigen bezahlt, Mutter", stieß er leise hervor. "Ich verspreche dir, jetzt wirst du bezahlen, solltest du dein Schweigen noch einmal brechen!"
Diese unmissverständliche Drohung ernüchterte Clare. Als Richard sie losließ, ging sie langsam zum Tisch ihrer Freundinnen zurück ... und hinterließ einen Scherbenhaufen.
Leigh saß wie versteinert da.
"Leigh..."
Sie wollte Richard nicht ansehen. Denn dann wurde sie anfangen, in seinem Gesicht nach Ähnlichkeiten mit seinem wirklichen Vater zu suchen. Zum Beispiel seine Augen. Waren sie nicht von dem gleichen Blau, wie die von Lawrence Durant gewesen waren? Und dieses markante Kinn? Nun, da sie es wusste ...
"Leigh ..." Richard setzte sich wieder hin und beugte sich beschwörend vor.
Sie faltete die Hände im Schoß und saß ganz still da, als könnte sie so das Böse abwehren, das sich um sie zusammenbraute. Hartnäckig konzentrierte sie sich auf ihre Hände, um alles andere auszuschließen. Sogar Richards Stimme konnte sie ausschließen, wenn sie sich genug anstrengte.
Genau das hatte sie auch immer am Tisch ihres Vaters gemacht, als sie noch klein gewesen war. Nur dass Lawrence nicht ihr wirklicher Vater gewesen war. Er war Richards Vater.
Schon seltsam, dass sie geboren worden war, um der ersehnte Sohn zu sein ... und es war gar nicht mehr nötig gewesen. Der Sohn war längst da gewesen, nur leider war er mit der falschen Frau gezeugt worden. Wirklich dumm, dass Lawrence es nicht erfahren hatte. Dann wäre das alles wahrscheinlich nicht passiert.
Obwohl... ihrer Mutter hätte das gar nicht gefallen. Nein, vielleicht hätte sie trotzdem versucht, einen Sohn zu bekommen, und dafür die Dienste des italienischen Gärtners in Anspruch genommen. Aber Richard hätte nicht den Kuckuck im Nest heiraten müssen, um an sein rechtmäßiges Erbe zu kommen, wenn er Lawrence mit der Wahrheit konfrontiert hätte.
Die Macht wäre direkt vom Vater auf den Sohn übergegangen, und sie, Leigh, hätte nichts damit zu tun gehabt.
Der Diamant am Ringfinger ihrer linken Hand funkelte. Ihr Verlobungsring. Davor schimmerte der goldene Ehering. Die einzige Durant-Tochter, die Richard hatte heiraten können, weil sie nicht wirklich Lawrence Durants Tochter war. Die Braut seiner Wahl? Was für eine schreckliche Lüge! Sie war die Einzige, die für ihn zur Wahl gestanden hatte, um das zu bekommen, was er wollte, worauf er ein Anrecht zu haben glaubte.
Es war, wie ihre Mutter es heute Nachmittag ausgedrückt hatte: Es gab keine wirkliche Wahl, sondern nur Entscheidungen, die einem von einem komplizierten Zusammenspiel von Mächten aufgedrängt wurden.
Es hatte nichts mit Liebe zu tun. Oder damit, etwas Besonderes zu sein. Sie war für Richard das einzig mögliche Mittel zum Zweck gewesen. Und ein Jäger ergriff alle verfügbaren Mittel, um sein Ziel zu erreichen.
Leigh fühlte sich am Arm gepackt und hochgezogen. "Wir fahren nach Hause", sagte Richard sanft.
Zuhause ... wo war das? Dort, wo dein Herz ist, schoss es Leigh durch den Kopf. Doch ihr Herz war in tausend Scherben zersprungen, und sie zweifelte, ob sie es je wieder würde zusammenflicken können. Willenlos ließ sie sich von Richard aus dem Restaurant fuhren. Ehe sie sich's versah, saß sie auf dem Beifahrersitz im Auto und wurde angeschnallt.
Im Grunde war es ihr egal, wohin Richard sie brachte. Ihr war der Boden unter den Füßen entzogen worden. Wieder einmal gehörte sie zu niemandem und nirgendwohin ... sie war
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