Bleib bei mir – bleib in Sydney
ironisches Lächeln eintrug.
"Richard vergeudet keine Zeit", sagte Alicia und sah ihre Tochter prüfend an. "Dir ist klar, dass er genauso ehrgeizig ist, wie Lawrence es war."
"Tatsächlich?" erwiderte Leigh skeptisch.
Alicia lehnte sich zurück. "Ich frage mich, ob es dein Leben genauso zerstören wird, wie es meines zerstört hat."
Das Gespräch hatte in Leigh beunruhigende Gedanken hervorgerufen. Sie hatte tapfer versucht, sie zu verdrängen, indem sie sich immer wieder alle Gründe aufgezählt hatte, warum Richard nicht vom gleichen Schlag wie Lawrence war und ihr Leben nicht den gleichen Weg wie das ihrer Mutter1 ne hmen würde.
Diese Gedanken beschäftigten Leigh jetzt auch wieder auf der Heimfahrt. Die Erinnerung an die Worte ihrer Mutter ließen sie nicht los. Sobald sie im Haus war, ging sie deshalb in ihr Studio und wählte Alicias Nummer.
"Leigh?" fragte ihre Mutter erstaunt. Offenbar konnte sie sich nicht vorstellen, warum ihre jüngste Tochter sie anrufen sollte.
"Es wird bei mir nicht das Gleiche sein, Mutter", sagte Leigh ohne Umschweife. "Ich bin gerade bei der Ultraschalluntersuchung gewesen. Mein Baby ist ein Junge."
Schweigen. Leighs Genugtuung über ihre Ankündigung währte nur kurz. Die Tatsache, dass sie einen Sohn bekam, bewies im Grunde nichts.
"Ich verstehe", antwortete ihre Mutter schließlich langsam. "Bereitet es dir Freude, mir das brühwarm aufzutischen, ja?"
Diese Reaktion hatte Leigh nicht erwartet. "Nein!" rief sie schuldbewusst aus. "Ich wollte doch nur ..." Sie verstummte. Wie sollte sie ihrer Mutter den verzweifelten Wunsch erklären, sich endlich von der Vergangenheit zu befreien und völlig neue Wege zu beschreiten?
"... dein Glück mit mir teilen?" vollendete Alicia spöttisch ihren Satz.
"Nein." Leigh seufzte niedergeschlagen. "Das kann ich wohl niemals erwarten. Bitte, sag es Caroline, ja? Und meinen anderen Schwestern. Dass ich einen Sohn bekomme, bedeutet, dass sie ihr Erbe gleich nach der Geburt des Babys erhalten werden."
Mit Tränen in den Augen stellte sie das Telefon beiseite und begann, hemmungslos zu schluchzen. Sie musste die Dinge so akzeptieren, wie sie waren. Verstandesgemäß hatte sie das längst begriffen, aber manchmal tat es einfach zu weh. Sie wünschte sich eine Mutter. Sie wünschte sich einen Vater. Sie wünschte sich Geschwister, an die sie sich hätte wenden können. Sie wünschte sich, dass Richard sie lieben würde. Hatte sie nicht auch das Recht auf ein bisschen Liebe?
Langsam verebbten ihre Tränen. Leigh legte sich die Hände auf den Bauch und dachte an ihr Baby, dieses winzige Menschlein, das sie auf dem Ultraschallbildschirm gesehen hatte.
Mit seiner Geburt würde ein neues Leben beginnen. Dann würde sie Liebe haben, Mutterliebe zumindest. Und sie würde ihrem Kind all das geben, was wirklich wichtig war.
Nachdem sie sich wieder gefasst hatte, ging Leigh nach oben ins Schlafzimmer, wusch sich das Gesicht und zog sich Shorts und ein T-Shirt an. Dann ging sie wieder nach unten, um etwas zu arbeiten. Die kreative Arbeit mit dem Ton war immer sehr beruhigend und tröstlich für sie. Ihr leerer Magen riet ihr, etwas zu essen, auch wenn sie keinen Appetit verspürte.
Deshalb machte sie einen Umweg über die Küche, wo Rene Harper, die Haushälterin, gerade die Lebensmitteleinkäufe wegräumte.
"Soll ich Ihnen etwas Schönes zum Mittagessen machen, meine Liebe?" fragte Rene in der für sie typischen fröhlichen, mütterlichen Art.
"Lassen Sie nur, Rene. Mir genügt ein Sandwich und ein Glas Saft."
"Ich habe hier schöne Avocados gekauft. Die sind sehr nahrhaft und gut für das Baby."
"Na gut, dann nehme ich auch eine davon."
Während sie aß, erzählte sie Rene von der Ultraschalluntersuchung. Die Haushälterin war begeistert von den Neuigkeiten und plauderte bereitwillig über ihre Erfahrungen mit Babys.
Das Gespräch heiterte Leigh entschieden auf, so dass sie mit wesentlich besserer Laune ins Studio zurückkehrte und sich voller Elan an die Arbeit machte.
Irgendwann am Nachmittag klopfte es an die Studiotür. Leigh, die gerade konzentriert an einer Vase arbeitete, schreckte auf. Der Ton auf der Scheibe fiel in sich zusammen, und Leigh drehte sich gehörig verärgert um. "Was ist denn?" Alle Angestellten wussten, dass sie im Studio nicht gestört werden durfte.
Die Tür öffnete sich, und Rene führte mit einem entschuldigenden Lächeln Leighs Mutter herein! "Verzeihen Sie, aber Mrs. Durant bestand darauf ..."
Leigh erhob
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