Bleib bei mir, Gabriella
sich nicht bildlich vorstellen.
„Es wird immer voller. Wir probieren es für eine Viertelstunde aus“, entschied er. „Wenn ich Sie aus den Augen verliere, brechen wir ab.“
Einige Sekunden lang verblassten die Menschen um sie beide herum. Rafe und Gabby waren nur noch ein Mann und eine Frau, die sich voneinander angezogen fühlten. Und wussten, dass sie es nicht durften.
Vor einem Monat hatte der Mann auf dem Foto Gabby McCord so angesehen. Gerade erst vor einem Monat. Wie konnte sie jetzt einen anderen Mann so ansehen? Noch dazu ihren Bodyguard? Selbst nach fünf Jahren hatte er den Klang von Connies Stimme in den Ohren. War Gabby ein bunter Schmetterling, der von Blüte zu Blüte flatterte?
Rafe wich zurück, weg von der Versuchung.
Gabby wirkte verwirrt, als wüsste sie nicht, was sie getan hatte.
Jemand rief ihren Namen. Eine mit Schmuck behängte Frau, die aussah, als wollte sie noch mehr davon kaufen.
„Deedee!“, rief Gabby und ließ ihn stehen.
Rafe wurde aus ihr nicht schlau. Sie war so widersprüchlich. Vorhin hatte sie Libby Dalton besucht, und jetzt scherzte und lachte sie mit der Schickeria von Dallas. Wer war Gabriella McCord wirklich?
Das brauchte ihn nicht zu interessieren. Er musste sie nur beschützen, mehr nicht.
Als die Schar der geladenen Gäste abnahm, tauchte Blake neben Rafe auf. „Bald öffne ich den Laden für die Laufkundschaft. Ich schlage vor, Sie bringen Gabby von hier weg.“
„Soll sie nicht mit den Kunden reden?“
„Nein. Sonst kommen sie nur, um sie anzustarren und nicht, um Schmuck zu kaufen.“
„Und was ist, wenn Gabby bleiben will?“
„Ich rede mit ihr.“
Gabby wollte tatsächlich bleiben. „Lass immer nur zehn Kunden gleichzeitig herein“, hörte er sie zu Blake sagen. „Sie werden sich geschmeichelt fühlen. Du brauchst neue Kunden.“
Blake stimmte zu, und Rafe blieb in ihrer Nähe.
Nach einer Stunde bestellte Rafe die Limousine zum Hintereingang.
Gabby stieg ein, legte den Kopf an die Lehne und schloss die Augen.
Diesmal setzte Rafe sich neben sie, nur für den Fall, dass sie reden wollte. Er ließ die Scheibe zwischen ihnen und dem Chauffeur nach oben gleiten. Dann nahm er eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank und reichte sie ihr.
„Hier, Sie brauchen etwas zu trinken.“
Sie öffnete die Augen. „Sind Sie jetzt auch noch mein Ernährungsberater?“
„Dann hätte ich Ihnen bestimmt keinen Pfannkuchen aufgedrängt.“
Sie lachte. „Als Sicherheitsberater müssen Sie ziemlich vielseitig sein, was?“
„Was soll das heißen?“
„Dass es beim Beschützen nicht nur um Sicherheit geht.“ Sie schraubte die Flasche auf und trank. Als sie sie wieder absetzte, starrte Rafe auf den Lippenstift, der daran haften geblieben war.
„Trinken Sie auch etwas? Ihnen scheint heiß zu sein“, sagte sie spöttisch.
Ihr Lächeln war zu freundlich, ihr Mund zu einladend. Das Verlangen, das in ihm aufstieg, machte ihn wütend. „Wissen Sie, Gabby, es gibt keinen Grund, mit mir zu flirten. Ich passe auch so gut auf Sie auf. Betrachten Sie mich nicht als kleine Erholung vom Stress des Jetset-Lebens.“
Sie wirkte schockiert und verletzt zugleich. Einen Moment lang war sie sprachlos, und das überraschte ihn. Er hatte mit einer schnippischen Antwort gerechnet. Sie schien keine zu haben.
Stattdessen sah sie einige Sekunden lang aus dem Fenster, bevor sie sich ihm wieder zuwandte. „Ich wollte nur freundlich sein, Rafe. Offenbar sehen Männer das anders als Frauen. Das hätte ich nicht vergessen dürfen.“ Sie trank noch einen Schluck Wasser und sprach auf der Fahrt zum Hotel nicht mehr mit ihm.
Rafe ärgerte sich über sich selbst und war heilfroh, dass Gabriella McCord in ein paar Wochen einem anderen Bodyguard Kopfschmerzen bereiten würde.
Hatte sie wirklich mit Rafe geflirtet?
Gabby saß in Shorts und T-Shirt am Küchentisch und versuchte vergeblich, sich auf die Fanpost zu konzentrieren.
Rafe hatte es sich mit seinem Laptop auf der Couch bequem gemacht.
Nein, sie hatte im Wagen nicht mit ihm geflirtet. Sie hatte nur versucht, die Atmosphäre etwas aufzulockern.
Kein Zweifel, er fand sie nicht attraktiv. Für ihn war sie nur ein oberflächliches Model, das von Bett zu Bett hüpfte. Der Mann hatte keine Ahnung. Er konnte nicht wissen, dass Miko ihr erster Liebhaber gewesen war. Sie hatte sich für den perfekten Mann aufgehoben.
Aber den gab es nicht. Ebenso wenig wie die perfekte Frau. Ihre romantischen Vorstellungen
Weitere Kostenlose Bücher