Bleib bei mir, Gabriella
warmen Hände am Nacken. Er stand so dicht hinter ihr, dass sie sich nur etwas zurückzulehnen brauchte … Als sie sich geküsst hatten, hatte sie gespürt, wie sehr er sie begehrte, und es hatte ihr eigenes Verlangen gesteigert. Wenn sie jetzt …
Sie fühlte, wie der Verschluss einschnappte, aber er ließ seine Finger, wo sie waren, und beugte sich vor. „Sie sieht wunderschön an dir aus“, flüsterte er.
Seine Wange streifte ihre, und Gabby brachte kein Wort heraus. Sie musste erst tief durchatmen. „Danke.“
Sie war nicht ganz sicher, wofür sie ihm dankte. Dafür, dass er ihr bestätigte, wie begehrenswert sie war? Oder dafür, dass er in ihr Empfindungen weckte, die sie noch nie gehabt hatte? Dass er sie vor den Paparazzi beschützte? Ihr ein Gefühl von Sicherheit gab?
Ihre Finger zitterten, als sie nach der Halskette tastete und sie festhielt, als wäre sie so etwas wie eine Rettungsleine. Sie drehte sich zu Rafe um und sah ihm an, dass er sie küssen wollte. Aber in seinen Augen las sie auch, dass er fest entschlossen war, der Versuchung zu widerstehen.
„Ich weiß, es kommt überraschend, aber ich würde gern Schuhe kaufen“, begann sie. „Und ich möchte nicht den Wagen nehmen. Können wir zu Fuß gehen, in der Menge verschwinden und für ein paar Minuten so tun, als wären wir ganz normale Menschen?“
Er ließ den Blick über ihr elegantes apricotfarbenes Etuikleid und die Diamanten wandern. „In der Menge verschwinden? Wohl kaum. Irgendjemand wird dich mit Sicherheit erkennen.“
„Nicht wenn ich mich umziehe. Deshalb habe ich immer meine Reisetasche dabei. Ich kann unauffällig aussehen, wirklich.“
„Darauf würde ich nicht wetten.“ Rafe seufzte. „Na gut, versuchen wir es.“
Ihr gefiel, dass er flexibel war und ihr etwas Freiraum ließ. Wenn sie ehrlich war, gefiel ihr viel zu viel an ihm.
Sie waren so sehr aufeinander fixiert, dass sie Pennys Schritte erst hörten, als sie schon in der Tür stand. „Störe ich?“
„Nein“, antworteten sie wie aus einem Mund, was Penny verriet, dass sie genau das tat.
Sie zog die Augenbrauen hoch, aber dann lächelte sie. „Die Diamanten sehen wundervoll an dir aus. Willst du sie tragen?“
„Ich glaube nicht. Nicht weit von hier ist ein kleines Schuhgeschäft, und ich möchte dort vorbeigehen. Ich ziehe mich schnell um, damit ich wie eine Touristin aussehe und niemand mich erkennt. Kann ich den Schmuck mitnehmen, wenn wir zurückkommen, um den Wagen zu holen?“
„Natürlich.“
Gaby legte den Schmuck ab. Als sie nach dem Verschluss der Kette tastete, dachte sie an Rafes Finger an ihrem Nacken. Seine Miene verriet nichts, aber Gabby wusste, dass auch er sich lebhaft daran erinnerte.
„Ich hole die Reisetasche“, sagte er, und die Anspannung in seiner Stimme bewies ihr, dass sie recht hatte.
Penny warf ihr einen fragenden Blick zu, aber Gabby war zu verwirrt, um über ihre Gefühle zu reden. „Nach dem Treffen mit Tara Grantley berichte ich dir, wie ihre Entwürfe zu deinen passen. Wahrscheinlich werde ich auch gleich ein paar Sachen kaufen.“
Ihre Cousine lächelte verständnisvoll. Sie war viel zu taktvoll, um Gabby nach Rafe zu fragen. „Die Kollektion wird spektakulär. Danke für deine Hilfe.“
„Ich freue mich, dass ich mitmachen darf. Das gibt mir das Gefühl, zur Familie zu gehören.“
„Du gehörst zur Familie.“ Penny umarmte sie. „Ich bin wirklich gespannt, wie du als Touristin aussiehst.“
Gabby hoffte, dass ihr die Verwandlung gelingen würde.
5. KAPITEL
Rafe ging neben Gabby und zwang sich, sie nicht zur Eile anzutreiben. Mit der großen Sonnenbrille und Pferdeschwanz, in Top, Shorts und Sportschuhen war sie fast nicht zu erkennen.
Sie lächelte unbeschwert beim Schaufensterbummel. Er musste zugeben, dass er sie ohne Make-up und in lässigem Outfit ebenso attraktiv fand wie gestern beim Fotoshooting. Während sie sich vor der Kamera bewegte, geradezu mit ihr spielte, hatte er ein paar Flaschen Mineralwasser trinken müssen, damit ihm nicht zu heiß wurde.
Gabby stieß ihn mit dem Ellbogen an. „Hör auf, dir Sorgen zu machen. Ich mache das nicht zum ersten Mal.“
„Trotzdem ist es riskant.“
„Rafe, du musst dich entspannen. Sonst verschwinden deine Stirnfalten gar nicht mehr.“
Unwillkürlich strich er mit der Hand darüber, und sie lachte. Plötzlich blieb sie vor einer Geschenkboutique stehen. Im Schaufenster schien sie nur ein Gegenstand zu interessieren – ein kleiner
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