Bleib bei mir, Gabriella
Gabby sich für ein Treffen mit der Pressesprecherin eines Kosmetikkonzerns in Schale geworfen. Aber jetzt trug sie Top, Shorts und Pferdeschwanz, und Rafe gestand sich ein, dass sie ihm so besser gefiel.
Sein Blick fiel auf ihre nackten Füße. „Ich muss kurz telefonieren. Zieh dir Schuhe an. Vielleicht kann ich dir helfen, dich für eine Weile frei zu fühlen.“
Verwirrt sah sie ihn an, aber er lächelte nur und holte sein Handy heraus.
Eine halbe Stunde später geleitete Rafe Gabby durch den Hintereingang des Hotels. Davor stand nicht sein Wagen, sondern ein zweisitziges Elektromobil.
„Was ist das denn?“, fragte sie verblüfft.
„Dein Gefährt in die Freiheit. Na los, steig ein. Ich bin ein toller Fahrer. Mit so einem habe ich noch nie einen Unfall gebaut.“
Lachend setzte sie sich neben ihn, zog das Band von ihrem Pferdeschwanz und ließ das Haar auf die Schultern fallen. „Wohin fahren wir?“
Er bog zum Golfplatz ab. „Ich möchte, dass du die Augen schließt.“ Er beschleunigte. „Stell dir vor, du sitzt auf einem Pferd und kannst reiten, wohin du willst. Du bist wild und frei. Keine Mauern, keine Ketten, keine Paparazzi.“
So hatte Gabby ihre Fantasie schon lange nicht mehr spielen lassen. Jetzt tat sie es und vergaß Klatschspalten, Blitzlichter, aufdringliche Fragen und sogar das, was Miko ihr angetan hatte, während der Wind ihr Haar flattern ließ. Nach einer Weile wusste sie nicht mehr, ob sie fünf oder zwanzig Minuten unterwegs waren.
Als Rafe etwas langsamer fuhr, drehte sie sich zu ihm und legte eine Hand auf seinen Arm. „Danke.“
„Keine Ursache. Ich hatte Angst, dass du schreiend aus dem Hotel rennst und von glühenden Fans entführt wirst.“
Sie lachte. „So schlimm war es doch nicht, oder?“
Er warf ihr einen Blick zu. „Ich kann dich gut verstehen. Es ist schwer, sich dauernd einschränken zu müssen.“
Einschränkung. Selbstkontrolle. Wie sehr beherrschte sich Rafe, wenn er in ihrer Nähe war? Vielleicht überhaupt nicht. War das hier für ihn nur ein Job?
„Würdest du gern mehr Zeit mit deiner Familie verbringen?“, fragte Gabby.
Er dachte kurz nach. „Meine Mutter wird älter. Sicher, sie hat ihre Freunde, ihren Beruf und meine Schwester Julie, aber wenn ich mal nach Hause komme, leuchten ihre Augen. Ich weiß, dass sie mich vermisst. Sie will mich immer füttern.“ Er lächelte. „So zeigt sie ihre Liebe. Dann sitzt sie mit mir am Tisch, und wir reden. Es erinnert sie an die Zeit, als mein Vater noch lebte. Als Julie und ich Kinder waren. Sie glaubt, ich weiß es nicht.“
Rafes Einfühlungsvermögen beeindruckte Gabby. Aber er war neun Jahre älter als sie, hatte mehr erlebt. Wie wirkte ein Altersunterschied sich auf eine Beziehung aus? Zwischen ihren Eltern betrug er zehn Jahre.
Wie kam sie darauf?
Rafe gab ihr ein Gefühl von Geborgenheit. Wann hatte ein Mann das geschafft?
Noch nie.
„Und deine Familie? Wenn du in der Toskana lebst, siehst du deine Mutter häufiger, aber was ist mit deinem Vater?“, fragte er.
„Kannst du ein Geheimnis bewahren?“
„Das gehört zu meinem Job.“
„Mein Vater denkt daran, sich zur Ruhe zu setzen. Natürlich erst, wenn McCord’s seine Krise überwunden hat oder wenigstens auf dem richtigen Weg ist. Aber er hat es vor.“
„Du würdest dich wirklich ganz aus der Öffentlichkeit zurückziehen?“
„Aus den richtigen Gründen.“
„Und was wären das für Gründe?“
„Mich selbstständig zu machen. Eine Zukunftsperspektive zu haben.“
„Du hast vermutlich so viel Geld, dass du nie wieder arbeiten müsstest.“
„Das stimmt, aber ich kann nicht untätig sein. Wenn ich Kinder hätte, würde ich mich vor allem um sie kümmern.“
Rafe schwieg.
„Möchtest du eines Tages Kinder haben?“, fragte Gabby.
„Darüber spreche ich nicht.“
Seine Stimme hatte sich verändert. Er klang traurig. Jetzt war er wieder der unnahbare Secret-Service-Agent, und sie wusste nicht warum. Waren Kinder für ihn ein heikles Thema?
Sie wollte dieses herrliche Abenteuer nicht verderben. Das Gefühl von Freiheit, das Rafe ihr geschenkt hatte. Deshalb stellte sie keine Fragen mehr, sondern hielt den Kopf in den Wind und atmete die Freiheit ein.
Gabby holte sich einen Apfel aus der Küche und ging damit auf den Balkon. Mit jeder Minute, jeder Stunde, jedem Tag fühlte sie sich Rafe näher. Sie hatte andere Bodyguards, Chauffeure und Assistenten gehabt. Aber das hier war ganz anders.
Rafe kam aus dem
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