Bleib bei mir, Gabriella
fragen.“
Er wirkte überrascht, sagte jedoch nichts.
Gabby gab nicht auf, sondern wartete geduldig, während er mit sich zu ringen schien.
„Connie war die Tochter einer Freundin meiner Mutter“, begann er schließlich. „Wir sind uns auf einer Weihnachtsparty begegnet, als ich auf dem College war. Wir haben geheiratet, nachdem ich bei der Polizei in Dallas angefangen hatte. Sie hat verstanden, warum ich zum Secret Service wollte, und immer zu mir gehalten. Nach meinem Einsatz als Bodyguard des Präsidenten wurde ich nach Atlanta versetzt. Dort ist Connie schwanger geworden, und ich habe mich riesig auf das Kind gefreut. Da ich mit einer Ermittlung beschäftigt und selten zu Hause war, beschlossen wir, dass sie ihre Familie hier in Dallas besucht. Sie hatte eine Freundin, die an der South Side wohnte. Ich habe Connie gebeten, sich anderswo mit ihr zu treffen, aber sie hat nicht auf mich gehört.“
Er machte eine Pause und atmete tief durch. „Sie war bei ihrer Freundin gewesen und auf dem Weg zum Wagen, als ein Auto vorbeiraste, aus dem jemand auf eine Gruppe Jugendlicher an der Straßenecke schoss. Eine Kugel traf Connie. An dem Tag habe ich meine Frau und mein Baby verloren.“
Gabby packte seinen Arm. „Rafe, es tut mir so leid. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
„Da gibt es nichts zu sagen. Es ist fünf Jahre her. Ich musste weiterleben.“
„Hat es seitdem jemanden für dich gegeben?“
Er kniff die Augen zusammen. „Du solltest wissen, wann du zu weit gehst, Gabby.“
Sie nahm die Hand von seinem Arm. „Solche Fragen stellt man, wenn man einen Menschen besser kennenlernen will.“
„Warum willst du das?“
Durfte sie ehrlich sein? Oder würde sie sich nur lächerlich machen? „Ich fange an, etwas für dich zu empfinden, Rafe“, gestand sie vorsichtig. „Vielleicht möchte ich wissen, ob du meine Gefühle erwiderst.“
Rafe nahm ihre Hand. „Ich finde dich unglaublich attraktiv. Aber wenn ich mich mit dir einlasse, gefährde ich meinen Ruf.“
„Haben wir uns denn nicht längst miteinander eingelassen? Ich glaube, wir beide haben mehr gemeinsam, als du ahnst.“
Er schüttelte den Kopf. „Mach dir nichts vor. Wir kommen aus verschiedenen Welten.“
Gabby wollte sich nicht mit ihm streiten. Sie wollte nur, dass er zugab, was er fühlte. „Ich fliege nach Los Angeles, um mich fotografieren zu lassen. Du fliegst nach Los Angeles, um die Sicherheitsmaßnahmen in einem Geschäft zu überprüfen. Ein paar Tage später fliege ich in eine andere Stadt. Genau wie du. Bist du es nicht leid, dauernd unterwegs zu sein? Möchtest du kein richtiges Zuhause haben? Ich will jeden Morgen aufwachen und wissen, wo ich bin. Das ist für mich ein richtiges Leben. Ich will Kinder haben.“ Damit war es heraus, obwohl sie es nicht hatte aussprechen wollen.
„Wann hast du die Entscheidung getroffen?“
„Ich bin achtundzwanzig, und meine biologische Uhr tickt. Mir bleiben noch ein paar Jahre, um mit dem Modeln aufzuhören, eine Firma zu gründen und in San Casciano zu leben. Der Ort würde dir gefallen. Er liegt zehn Meilen von Florenz entfernt, umgeben von Weinbergen und Olivenhainen. In Florenz gibt es viele Juweliere auf einer Brücke über dem Arno. Die Ponte Vecchio. Sie ist wirklich einzigartig.“
„Das ist eine gewaltige Veränderung.“
„So gewaltig ist sie gar nicht. Ich habe meine Agentur schon gebeten, mich nicht mehr so oft einzusetzen.“ Gabby beugte sich vor und spürte Rafes Anspannung. Trotzdem wich er nicht zurück.
„Aber ich will nicht über mich reden“, sagte sie leise. „Sondern über dich .“
„Warum glauben Frauen immer, dass Reden Probleme löst?“
„Weil es stimmt. Oft jedenfalls. Aber nur, wenn man offen über seine Gedanken und Gefühle spricht. Verstehst du das nicht?“
„Ich spreche nicht darüber, was ich nach Connies Tod gedacht und gefühlt habe. Nach der Beisetzung habe ich einen Monat lang getrunken und erst durch ein striktes Fitnessprogramm damit aufhören können. Ich weiß noch immer nicht, wie ich mit dem Schmerz umgehen soll, aber vielleicht kann ich es eines Tages. Manche Leute behaupten, dass der Schmerz einen zu einem besseren Menschen macht. Dass man einfühlsamer und verständnisvoller wird. Mich macht der Schmerz nur wütend. Davon will niemand etwas hören.“
„Ich will es.“
Rafe stand auf. „Das denkst du nur.“
„Was machst du mit deiner Wut?“
„Ich arbeite, stemme Gewichte, laufe. Wenn ich lange genug an
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