Bleib bei mir, Gabriella
sonst tun sollen? Inzwischen ist mir klar, dass ich mein Kind allein hätte aufziehen sollen. Aber das habe ich nicht. Und zwischen Blake und mir war es nie so, wie es zwischen einer Mutter und ihrem Sohn sein sollte. Auch Devon und ich waren uns nie richtig nah – nicht so wie Rex und ich.“
„Wie ist Rex wieder in dein Leben getreten?“, fragte Katie.
Eleanor betrachtete ihre Hände. „Devon war immer häufiger weg. Ich hatte den Verdacht, dass er mir untreu ist, und fühlte mich schrecklich einsam. Irgendwann habe ich Rex angerufen. Er empfand noch immer viel für mich, und wir hatten eine Affäre. Aber der Kinder wegen habe ich sie beendet.“
„Da warst du schon mit Charlie schwanger“, folgerte Gabby.
„Ja. Um meine Familie zu schützen, habe ich Devon gesagt, dass es sein Baby ist. Die Liebe lässt uns manche Dummheit begehen.“
Eleanors Offenheit imponierte Gabby. Vielleicht sollte sie selbst auch ehrlich sein – und über das Zeitungsfoto reden, dass vermutlich jedem in der Familie peinlich gewesen war. „Das stimmt. Ihr habt euch sicher gefragt, ob das Foto aus dem Londoner Club echt war.“
„Du musst es uns nicht erzählen, wenn du nicht willst“, sagte Katie mitfühlend.
„Es ist keine Fälschung.“ Gabby schilderte, was vorher passiert war. „Da wusste ich, dass ich Miko nie wirklich geliebt hatte. Sofort danach habe ich London verlassen. Ich fühlte mich schuldig, weil ich so blind gewesen war. Und jetzt, da ich Rafe begegnet bin …“
„Ja?“, drängte Eleanor sanft.
„Rafe ist wie mein Vater – ehrlich und loyal. Seine Familie bedeutet ihm viel. Er ist ein feiner Mensch, und meine Gefühle für ihn … machen mir Angst. Sie sind so stark, obwohl ich ihn erst seit Kurzem kenne. Deshalb frage ich mich, ob ich schon wieder eine Dummheit begehe.“
Katie drehte sich zu ihr. „Ich glaube, du hast gelernt, zwischen einem Blender und einem anständigen Mann zu unterscheiden. Das ist gut, Gabby. Hab keine Angst vor deinen Gefühlen. Warte einfach ab, wohin sie dich führen.“
„Ich habe wohl nichts zu verlieren, oder?“, fragte Gabby leise.
„Nur dein Herz“, sagte Eleanor.
Nur ihr Herz. Ja, darauf lief es hinaus. War sie bereit, es zum zweiten Mal aufs Spiel zu setzen?
Gabby lächelte Rafe strahlend an, als sie ihn am Eingang des Wellnessbereichs sitzen sah. Sie hatte ihn vermisst.
Als sie auf ihn zuging, stand er auf. Er trug einen Anzug, weil er sie zu einem Interview bei einem Fernsehsender begleiten sollte, und wirkte selbst darin unglaublich sexy.
„Wartest du schon lange?“
„Nein. Ich habe gefrühstückt, und hier bin ich.“
„Seit wann bist du wieder da?“, fragte sie misstrauisch.
„Ich war gar nicht weg, sondern habe in dem Zimmer neben der Suite übernachtet.“
„Rafe! Ich habe dir doch gesagt, dass Eleanor und Katie auf mich aufpassen.“
„Ich wollte nur sichergehen.“
Gabby wusste nicht, ob sie sich darüber freuen oder ärgern sollte. „Gut, dass die beiden nichts davon gemerkt haben. Bestimmt hätten sie sich ausspioniert gefühlt.“
„Eleanor McCord wusste es. Wir sind uns am Eisautomaten begegnet. Sie hat mir nur zugezwinkert und einen Finger an die Lippen gelegt“, erzählte er.
Sie schüttelte den Kopf. „Warum hast du es mir nicht erzählt? Du hättest mit uns zusammen eine Pediküre haben können.“
Rafe verdrehte die Augen. „Ich wollte, dass du dich frei fühlst.“
„Das habe ich auch, und dabei wurde ich die ganze Zeit beobachtet.“
„Nicht beobachtet. Beschützt. Das ist ein Unterschied. Schließlich war ich nicht mit in der Sauna.“
Unwillkürlich stellte Gabby sich Rafe dort vor, von Dampf umgeben, nur mit einem locker um die Hüften geschlungenen Handtuch bekleidet.
Offenbar dachte auch er daran. „Ihr wart lange dort.“
„Wir hatten eine ernste Unterhaltung.“
„Vertraulich?“
„Sehr. Frauen neigen dazu, ihre Seelen bloßzulegen, wenn sie verwöhnt werden.“
„Das muss ich mir merken.“
Ihre Blicke trafen sich.
„Wann legen Männer ihre Seelen bloß?“, fragte Gabby neugierig.
„Wahrscheinlich nie. In der Sauna reden sie meistens über Sportergebnisse.“
„Hast du keinen guten Freund, bei dem du ganz offen sein kannst?“
„Ich hatte mal einen.“
Auf dem College? Beim Secret Service? Oder war es seine Frau gewesen? Sie wagte nicht, ihn zu fragen.
„Was machst du, wenn du wieder in New York bist?“, wechselte sie das Thema. „Gehst du in Clubs, Restaurants oder
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