Bleib bei mir, Gabriella
bemerkte er, wie aufgewühlt sie war. Ihre Wangen röteten sich, als sie ihr Höschen hochzog.
„Ich wollte nicht, dass wir ganz aufhören“, gab sie mit zitternder Stimme zu.
„Womit wolltest du aufhören?“, fragte er mit der Sachlichkeit, an die er sich in kritischen Situationen klammerte.
„Rafe, ich fand es wirklich schön und aufregend. Aber du darfst nicht glauben, dass ich so etwas jeden Tag tun würde. Ich bin kein Flittchen. Miko war mein erster Mann.“
„Ist es dir zu schnell gegangen?“
„Wir hatten es beide eilig. Und gerade deshalb habe ich aufgehört. Weil ich daran gedacht habe, was danach kommt.“
„Dass du nach Italien fliegst? Und ich nach New York?“
„Nein. Mir ist nur eine Frage in den Sinn gekommen.“
„Welche?“
„Du hast erzählt, dass du seit dem Tod deiner Frau keine Dates hattest.“
„Das stimmt.“
„Hattest du … hattest du mit jemandem Sex?“
Rafe schwieg, ließ Gabby nicht los und sah ihr in die Augen. Plötzlich fiel der Ärger über ihre Frage von ihm ab. Er musste ihr die Wahrheit sagen. „Etwa einen Monat nach Connies Tod hatte ich einen One-Night-Stand mit einer Kollegin. Aber die Nacht war das genaue Gegenteil dessen, was Connie und ich hatten. Ich habe es nie wieder getan.“ Er zögerte. „Warum fragst du, Gabby?“
„Es fällt mir schwer, aber ich muss auch das wissen. Liebst du Connie noch?“
Damit hatte er nicht gerechnet. Er ließ Gabby los und machte einen Schritt zurück. Der Schmerz, den er fünf Jahre lang verdrängt hatte, sprudelte aus ihm heraus. „Verstehst du denn nicht, Gabby? Es ist kein Schmerz, wie man ihn fühlt, wenn man sich den Zeh stößt oder sich in den Finger schneidet. Dieser Schmerz geht nie weg. Er verheilt nicht. Man denkt, man vergisst, was man am meisten geliebt hat. Ich wache auf und kann mich nicht mehr daran erinnern, wie Connies Lachen geklungen hat. Wie das Haar ihr morgens in Gesicht gefallen ist. Hast du eine Ahnung, wie es ist, die Erinnerung an einen geliebten Menschen zu verlieren?“
„Ich kann es mir nicht mal vorstellen“, flüsterte sie. Dann wurde ihre Stimme kräftiger. „Ich muss wissen, ob du sie noch liebst, denn ich will mich nicht wie ein Ersatz fühlen.“
„Du bist kein Ersatz“, widersprach er heftig.
„Was dann, Rafe? Ein hübsche Frau, mit der du gern schlafen würdest?“
Die Frage überraschte ihn. „Zwischen uns ist es so schnell gegangen. Wir wollten es beide erkunden. Weiter habe ich nicht gedacht.“
„Das ist keine Antwort. Sei einfach nur ehrlich. Was sollte hier oben passieren, Rafe? Und vor allem – was sollte danach passieren?“
„Darüber habe ich nicht nachgedacht! Du auch nicht, glaube ich. Was ist falsch daran, im Hier und Jetzt zu leben? Die Gegenwart zu genießen? Den Moment?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nichts, wenn du das willst. Ich bin nur nicht sicher, ob ich es auch will.“
„Gabby“, begann er frustriert. „Du bist prominent. Du fliegst um die Welt. Du gehörst zur High Society. Du hast Modedesignerinnen, die nur für dich Kleider entwerfen. Du hast jemanden in Rom, der für dich eine Taschenkollektion kreieren will. Du kannst dir so viele Schuhe kaufen, wie du willst, und sie tragen, wo du willst. Du redest gern mit Menschen und stehst gern im Rampenlicht.“
„Und deswegen bezweifelst du, dass ich eine ernsthafte Beziehung will?“
Das hatte er sich noch nie gefragt. Schließlich wollte er keine. „Ich weiß es nicht. Willst du denn eine?“
„Nur mit jemandem, der die Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Mit jemandem, der ebenfalls eine ernsthafte Beziehung will. Der keine Angst hat, in die Zukunft zu blicken.“
Rafe traute seinen Ohren nicht. Gabby hatte selbst erst kürzlich eine Beziehung beendet, unter der sie gelitten hatte. „Vielleicht glaubst du nur, dass du eine willst. Aber du hast gerade erst eine Trennung hinter dir und bist noch verletzt. Du brauchst jetzt das Gefühl, dass du schön und begehrenswert bist. Das ist alles.“
Sie kniff die Augen zusammen. „Du glaubst also, dass ich mich von dir nur trösten lassen will.“
„Stimmt das denn nicht?“
„Ich gebe zu, Miko hat mich verletzt. Aber ich bin über ihn hinweg. Oder besser gesagt – ich bin über das hinweg, von dem ich geglaubt habe, dass wir es hatten, weil wir es eben nicht hatten. Ich bin keine Sechzehnjährige, die von einer Verliebtheit zur nächsten springt, weil sie nicht versteht, wie verschieden Beziehungen sein können.“
„Du
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