Bleib bei mir, Greg
hinunterlief. Fiona… Er hatte diesen Namen schon mal gehört. Kannte er Fiona? Er konnte sich nicht erinnern?
Oh, jetzt fiel es ihm wieder ein. Er suchte nach einer Fiona. Er konnte sich nicht erinnern, warum, aber er wusste, dass es aus irgendeinem Grund wichtig für ihn war, sie zu finden. Und offensichtlich hatte er sie gefunden, und das war gut. Er musste nämlich unbedingt nach Hause.
Tina brauchte ihn.
Jill brauchte ihn.
Nein. Es war zu spät, um Jill zu helfen. Er konnte nichts mehr tun, um sie zu retten.
Jill war tot, und es war seine Schuld. Sein Leben lang würde die Schuld ihn quälen.
Und er zahlte den Preis. Jetzt saß er dafür in der Hölle. Ja, es musste die Hölle sein.
Ein junges Mädchen besuchte ihn hin und wieder. Sie bot ihm etwas zum Trinken an, nahm seine Temperatur, wusch ihn und half ihm, seine Bedürfnisse zu verrichten.
Eigentlich hätte es ihn verlegen machen sollen, schließlich kannte er dieses Mädchen nicht. Aber irgendwie spielte alles keine Rolle mehr. Dennoch fragte er sich, was sie getan hatte, um hier in der Hölle zu sitzen. Das arme Ding. Aber er war viel zu müde, um zu fragen, warum sie da war.
Bilder eines unbekannten Schlafzimmers stiegen immer wieder vor ihm auf.
Manchmal war der Raum so hell, dass ihn die Augen schmerzten, dann war es wieder so dunkel, dass er nur Schatten sah. Aber ob hell oder dunkel, die glühende Hitze und die Erinnerungen ließen ihn nicht los.
Greg sah den Revolver. Er gab Jill ein Zeichen, das Geschäft zu verlassen, bevor der Gangster mit der 38er sie entdeckte.
Doch wo war plötzlich der andere Verbrecher hergekommen? Die Polizei hätte längst hier sein müssen.
Ein Kugelhagel zerschmetterte das Glas um ihn herum. Er musste diesen Schießwütigen aufhalten. Er musste sich um Jill kümmern.
Blut. So viel Blut.
„Um Himmels willen“, stieß er mit gebrochener Stimme hervor. „Jill!“
„Sie träumen“, redete Fiona ihm tröstlich zu. „Sie sind hier in Sicherheit. Es wird alles gut. Ruhen Sie sich einfach aus.“
Die Stimme wirkte so sanft, so liebevoll.
„Tina?“
„Ich bin Fiona. Ich werde Sie nicht allein lassen. Die Medizin wird Ihnen helfen.
Es wird Ihnen bestimmt bald besser gehen. Sie sind hier in Sicherheit“, wiederholte sie.
Natürlich war er in Sicherheit. Es war Jill, die er unbeschützt gelassen hatte.
Fiona hatte geahnt, dass in dieser Nacht die entscheidende Krise stattfinden würde. Drei Nächte waren vergangen, seit ihr Besucher vor ihrem Haus erschienen war. Abgesehen von kurzen Unterbrechungen, um zu essen oder zu duschen, hatte sie ihn rund um die Uhr betreut. Wenn er ausnahmsweise mal friedlich schlief, hatte sie in ihrem Sessel genickt, doch allzu oft schien er von Albträumen geplagt gewesen zu sein.
Sie hatte das Gefühl für die Zeit verloren. Sie wusste nicht mehr, wie oft sie den Mann gewaschen oder in feuchte Tücher gewickelt hatte, um sein Fieber zu senken. Löste sich sein Husten bereits ein wenig? Atmete er inzwischen leichter?
Sie war sich nicht sicher. Sie wusste nur, dass sie ihn in seinem Kampf nicht allein lassen durfte.
Irgendwann zwischen vier und fünf Uhr morgens war die Kraft des Fiebers gebrochen, und Greg fiel in einen tiefen, heilenden Schlaf.
Fiona war ebenfalls erschöpft.
Sie zwang sich, die Treppen zu ihrem Schlafzimmer hinaufzugehen, ließ sich in ihr Bett fallen und schlief sofort ein.
4. KAPITEL
Fiona wurde von einem Klopfen geweckt. Als sie schließlich aus ihrem tiefen Schlaf erwachte, wurde ihr bewusst, dass sie das Geräusch schon seit einer Weile gehört haben musste. Benommen öffnete sie die Augen und schaute sich um.
Helles Sonnenlicht strömte durch die Fenster. Erstaunt blinzelte sie.
Normalerweise erwachte sie bereits bei Sonnenaufgang.
Dann fiel ihr Greg ein und gleich darauf die vergangenen Tage und Nächte. Sie hatte ihn in den letzten Stunden nicht mehr husten gehört und hoffte, dass es ihm tatsächlich besser ging.
Fiona warf einen Blick auf die Uhr und erschrak. Es war bereits drei Uhr nachmittags, und jemand klopfte an ihre Haustür.
McTavish hatte nicht gebellt, also war es jemand, den er kannte.
Sie ging zum Fenster hinüber und wollte gerade hinausschauen, als sie eine Frauenstimme hörte.
„Fiona, bitte, öffnen Sie die Tür. Ich muss unbedingt mit Ihnen reden!“
Mrs. Cavendish.
Oh, nein. Sarah Cavendish war eine Seele von Mensch, hilfsbereit und liebenswert, aber sie war auch die größte Klatschtante der ganzen Gegend.
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