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Bleib bei mir, kleine Lady

Bleib bei mir, kleine Lady

Titel: Bleib bei mir, kleine Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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gegenseitig fragen. „In Barons’ Hall.“
    „Das kann nur Lord Damiens Machenschaft sein.“
    „Aber woher kennt sie ihn denn?“
    „Ist das wichtig? Sie ist bei ihm – nur darauf kommt es an.“
    „Bei ihm? Wollen Sie damit sagen, daß sie in Barons’ Hall wohnt? Aber ich habe ja schon immer den Verdacht gehabt, daß es dieses Mädchen faustdick hinter den Ohren hat.“
    „Ein Glück, daß ihr der Herzog auf die Schliche gekommen ist, ehe er sie geheiratet hat.“
    „Damit hat sie sich ihr Leben ruiniert. So eine findet keinen Ehemann. Nach dem Skandal nicht mehr.“
    Schadenfrohes Gelächter.
    „Und eines steht fest, Lord Damien heiratet sie nicht, da lege ich beide Hände ins Feuer. Keine von den vielen Frauen, mit denen er sich die Zeit vertrieben hat, konnte ihn einfangen. Warum dann ausgerechnet dieses Mädchen?“
    Gracila kicherte.
    Doch sie war schnell wieder ernst. Daß sie unter demselben Dach lebte wie Lord Damien, durfte nicht herauskommen – niemals.

3
     
     
    Gracila huschte durch eine Seitentür aus dem Haus. Im Schutz der Hecken lief sie zu dem Bach hinunter, der durch den See floß.
    Seit ihrer Ankunft in Barons’ Hall war dies das erstemal, daß sie sich nach draußen gewagt hatte.
    Blütenduft erfüllte die Luft. Die Wiesen standen voll Narzissen, der Park war eine einzige Pracht. In den zwei Jahren seit Lord Damiens Tod war er verwildert.
    Wie sie von ihrem Vater wußte, hatten die Vermögensverwalter beschlossen, das junge Personal zu entlassen und nur die Dienstboten zu behalten, die schon seit vielen Jahren in Barons’ Hall tätig waren und sowieso in absehbarer Zeit in den Ruhestand treten sollten.
    Während Mrs. Hansell das Haus so sauber und gepflegt hatte halten können wie zu Lebzeiten des Herrn, waren die Gärtner vor lauter Arbeit nicht nachgekommen. Und so wuchs alles zu, keine Hecke war mehr gestutzt und die Überfülle an Wachstum war, zumindest für Gracila, die reinste Augenweide.
    Der Goldregen fing gerade an zu blühen, Flieder gab es in Hülle und Fülle, und die Rhododendronsträucher schienen schwer zu tragen an der Last ihrer tief roten Blüten.
    Konnte der Mai irgendwo schöner sein als in England? War Lord Damien vielleicht deshalb ausgerechnet jetzt nach Hause zurückgekehrt?
    Obwohl Gracila mit ihm unter demselben Dach lebte, erfuhr sie kaum etwas über ihn. Jedesmal, wenn sie Mrs. Hansell oder Mitty eine Frage stellte, bekam sie lediglich knappe Antworten.
    „Und was bekommen Seine Lordschaft zum Abendessen, Mitty?“ hatte sie erst am Abend zuvor gefragt, als Millet ihr das Tablett auf ihr Zimmer gebracht hatte.
    Sie nahm ihre Mahlzeiten in dem kleinen Salon neben ihrem Schlafzimmer ein. Mrs. Hansell hatte ihn extra für Gracila eingerichtet.
    „Also, ich finde es einfach nicht passend“, hatte sie zu Gracila gesagt, und diese hatte sich ein Lächeln nicht verkneifen können, „daß eine junge Dame Ihrer Herkunft in einem Schlafzimmer speist.“
    Gracila hatte zu protestieren versucht und gesagt, sie solle sich doch keine Umstände machen, aber Mrs. Hansell hatte sich nicht dreinreden lassen.
    „Dasselbe wie Sie, Mylady“, hatte Millet geantwortet.
    Er hatte sofort das Thema gewechselt und kein weiteres Wort über Lord Damien gesagt.
    Mrs. Hansell und Millet schienen eine solche Angst zu haben, sie könne sich für Lord Damien interessieren, daß Gracila ihnen fast gesagt hätte, sie interessiere sich schon seit vielen Jahren für ihn.
    Und irgendwann, das hatte sie längst beschlossen, wollte sie ihn sehen. Wie sie das anstellen sollte, wußte sie allerdings noch nicht.
    Lord Damien schlief in der Herrensuite am entgegengesetzten Ende des Hauses, und dort gab es nirgends eine Möglichkeit, sich zu verstecken.
    Ich muß eben abwarten, sagte sich Gracila immer wieder.
    Eines stand fest – von Mrs. Hansell oder Millet konnte sie keine Hilfe erwarten.
    „Ich muß aus den vier Wänden raus“, hatte sie am Tag zuvor zu Mrs. Hansell gesagt. „Ich brauche frische Luft.“
    Sie war gezwungen gewesen, den lieben langen Tag in ihrem Schlafzimmer oder dem kleinen Salon zu verbringen, und hatte sich wie in einem Gefängnis gefühlt.
    Die Sonne hatte durch die Fenster gelacht, und sie war von Stunde zu Stunde unruhiger geworden.
    „Also, das ist völlig unmöglich“, hatte Mrs. Hansell entgegnet. „Ich habe keine Ahnung, wo sich Seine Lordschaft jeweils aufhalten, und Sie wissen so gut wie ich, Mylady, was passiert, wenn Sie ihm begegnen.“
    „Was

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