Bleib cool Samantha
»Hör auf! O Gott, du bist so unglaublich witzig, Random!« Aber es war eindeutig, dass sie eigentlich nur seine Brust anfassen wollte.
Random sah nicht so aus, als würde ihm das besonders viel ausmachen, weil er sich kurz darauf hinunterbeugte und Kris etwas ins Ohr flüsterte. Ihr Gesicht nahm eine interessante Rosafärbung an, aber sie nickte begeistert. Dann klatschte ihr Random auf den Po.
Echt wahr.
Ich sah David an. »Kotz!«, war alles, was ich dazu sagen konnte.
»Wen sucht Lucy denn?«, fragte er und zeigte auf meine Schwester, die immer noch die Stuhlreihen in der mittlerweile abgedunkelten Turnhalle mit wachsender Verzweiflung nach der Liebe ihres Lebens absuchte.
»Sie sucht Harold«, sagte ich. Ich hatte ihm im Auto auf dem Weg vom Atelier zur Schule alles über Lucy und ihren Nachhilfelehrer erzählt. David hatte nur weise genickt und gesagt: »Okay, alles klar. Sie hat sich in ihn verknallt, weil er der einzige Typ der Welt ist, der sich nicht für sie interessiert. Natürlich fasziniert sie das.«
Ich zog die Augenbrauen hoch. »Inwiefern?«
»Na ja, wenn jemand wie Lucy, der immer alle Typen hinterherrennen, auf jemanden trifft, der sie nicht will, ist das natürlich etwas ganz Neues für sie. Natürlich verknallt sie sich in ihn.«
So hatte ich das bisher noch nicht gesehen. Aber es klang einleuchtend.
»Ich muss schon sagen, das hat dieser… äh… wieheißt-er-noch-mal echt geschickt eingefädelt.«
»Eingefädelt?« Ich verzog das Gesicht, wobei ich hoffte, dass ich dabei nicht so grotesk aussah wie Brittany Murphy, wenn sie ihr Gesicht verzieht. »Du glaubst, dass Harold das geplant hat?«
»Na klar«, sagte David. »Er wollte, dass sie sich in ihn verknallt. Du musst zugeben, dass er das genial hingekriegt hat. Er tut so, als sei sie ihm egal, treibt sie in den Wahnsinn… und innerhalb einer Woche frisst sie ihm aus der Hand.«
»Hm«, sagte ich zweifelnd. »Wenn du Harold kennen würdest, wüsstest du… dass er so nicht ist.«
David sah mich überrascht an. »Echt nicht?« Dann schüttelte er den Kopf. »Wow. Arme Lucy.«
Als er jetzt beobachtete, wie sie versuchte, cool auszusehen, während sie mit wachsender Verzweiflung nach Harold Ausschau hielt, sagte er wieder: »Arme Lucy.«
Wie wahr.
Die Stimme des Regisseurs ertönte über Lautsprecher. »Okay, Herrschaften, in zehn Sekunden sind wir live auf Sendung. Alle an ihre Plätze.«
»Ach so, noch was«, flüsterte mir David ins Ohr. »Das hätte ich fast vergessen. Gerade eben hat meine Mutter sich mit deiner unterhalten und sie wegen Thanksgiving gefragt. Du weißt schon, ob du mit uns nach Camp David fahren darfst?«
Jeder Tropfen Blut in meinen Adern gefror augenblicklich zu Eis.
»Und deine Mutter hat gesagt, dass sie es dir natürlich erlauben«, erzählte David weiter. »Ich hoffe, das ist okay. Ich meine, dass meine Mutter deine Mutter angesprochen hat, bevor du Gelegenheit hattest, sie selbst zu fragen. Aber sie wollte es wirklich dringend wissen. Wegen dem Truthahn, du weißt schon.«
»Neun – acht – sieben…«, ertönte wieder die Stimme des Regisseurs. Random kam angeschlendert und setzte sich auf den Platz neben mich. Der Präsident saß uns bereits gegenüber. »Sechs – fünf – vier – denken Sie daran, einander anzusehen und nicht in die Kameras zu schauen…«
»Bis später.« David drückte mir schnell einen letzten Kuss auf die Wange und rannte genau in dem Moment an seinen Platz, in dem der Regisseur rief: »Okay, wir sind drauf!« Und jede einzelne Kamera im Raum zoomte auf mein schreckensbleiches Gesicht.
»Hallo! Ich bin Random Alvarez und möchte euch alle zur heutigen Diskussionsrunde begrüßen«, sagte Random mit einer Stimme, die viel männlicher und tiefer klang als die, mit der er gesprochen hatte, bevor die Kameras liefen. Er schien gar nicht zu bemerken, dass die weibliche Hälfte der Schülerschaft der Adams Highschool einschließlich Kris Parks ihn mit so seliger Verzückung ansah, als stünde sie neben ihm in einer Hochzeitskapelle in Las Vegas vor dem Pfarrer.
»In der heutigen Sendung habt ihr Gelegenheit, etwas über ein wichtiges Thema zu erfahren, das junge Wähler bei den kommenden Wahlen nächstes Jahr etwas angeht. Ich freue mich, neben einem Mann sitzen zu dürfen, den ich euch nicht extra vorstellen muss. Der Präsident der Vereinigten Staaten wird uns heute etwas über seine neueste Kampagne erzählen, die unter dem Motto ›Rückkehr zur Familie‹ steht.
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