Bleib doch für immer!
Straßen noch sehr belebt. Becca konnte sich nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal so früh nach Hause gegangen war. Sie hoffte, dass ihre Verabredung sich verspätete, damit sie sich noch ein bisschen erholen konnte …
Andererseits würde es nicht für ihn sprechen, wenn er sich gleich beim ersten Treffen verspätete.
In der Lobby des schicken Apartmenthauses entschied sie sich spontan, bis zum dritten Stock zu laufen, anstatt den Aufzug zu nehmen. Als sie in den Korridor einbog, der zu ihrer Wohnung führte, sah sie bereits den Mann neben ihrer Tür.
Ihr Herz machte einen Sprung. Den Satz hatte sie schon oft gelesen, aber noch nie am eigenen Leib erfahren. Jetzt wusste sie, wie sich so etwas anfühlte. Der Mann sah verdammt gut aus – war schlank, groß und hatte blondes Haar, das ihm lockig bis in den Nacken fiel. Die Hände hatte er lässig in die Taschen gesteckt.
Seine Augen waren grün. Sein Blick war offen und ehrlich. Außerdem hatte er strahlend weiße Zähne. Das alles bemerkte sie beim Näherkommen.
Sie hatte das große Los gezogen!
Es dauerte eine Weile, bis sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. „Gavin Callahan?“
„Richtig! Rebecca Sheridan?“ Sein Blick war so bewundernd, dass er ihr das Gefühl vermittelte, sie sei die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte.
„Alle nennen mich Becca. Entschuldigen Sie meine Verspätung.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen. Als er sie ergriff, durchfuhr es sie wie ein Blitz.
Wenn das bloß keine Probleme gab!
„Ich bin ein bisschen früh dran“, entschuldigte er sich und ließ ihre Hand los. Das Prickeln auf ihrer Haut hielt an.
„Kommen Sie rein.“ Sie schloss die Tür auf und betrat die Wohnung. Leider war sie unordentlicher, als sie in Erinnerung hatte. „Entschuldigen Sie das Chaos. Ich bin erst gestern Nacht aus Chicago zurückgekommen. Ich war eine Woche unterwegs.“ Sein Blick fiel auf den Koffer, der mitten im Zimmer stand. Zum Chaos trugen auch Magazine und Zeitungen bei, die auf Stühlen und Tischen verstreut lagen, sowie die Umzugskisten, die sich an den Wänden und in den Ecken stapelten.
„Ich brauche unbedingt eine Putzfrau“, erklärte sie mit einem zerknirschten Lächeln. „Möchten Sie etwas trinken?“
„Ein Wasser, gern.“
Sie schaute in den Kühlschrank. „Es gibt auch Eistee.“ Bevor sie am Morgen zur Arbeit gegangen war, hatte sie eingekauft. „Außerdem Käse und Cracker. Möchten Sie etwas essen? Ich habe einen Mordshunger.“ Sie redete wie ein Wasserfall. Auf einmal war ihr die Situation ziemlich peinlich. Wie sollte sie ihm bloß erklären, was sie von ihm wollte?
„Hm … gern.“ Er trat an die Bar, die die Küche vom Wohn-Ess – Bereich trennte und ebenfalls voller Papiere und Zettel lag. „Sind Sie gerade eingezogen?“
„Vor fünf Monaten.“ Sie riss die Plastikfolie vom Käseteller. „Wissen Sie, ich habe kaum Freizeit. Ich lebe fast mehr im Büro als hier. Ein Arbeitstag von zwölf Stunden ist für mich fast normal.“
„Was machen Sie denn beruflich?“
„Ich bin Geschäftsführerin von Umbrella Masters GmbH. Wir entwickeln Cloud-Computing-Technologien.“
„Das sagt mir überhaupt nichts.“
Die Antwort hatte sie schon oft gehört. Deshalb hatte sie eine Erklärung parat, die selbst Laien verstanden. „Wir stellen Kunden, die keine ausreichenden Rechnerkapazitäten haben, eben diese Kapazitäten auf Mietbasis zur Verfügung“, erklärte sie, während sie Tee in zwei Gläser goss. „Mithilfe der Cloud, also der Wolke, wie das genannt wird, kann der Nutzer das Netzwerk eines dritten Anbieters je nach Bedarf mieten, ohne es selbst anschaffen zu müssen. So spart er Zeit, Geld und Speicherkapazitäten. Die Branche steckt noch in den Anfängen, aber die Resonanz wird immer größer.“
„Macht es Ihnen Spaß?“
„Sehr sogar.“ Ich bin nur jeden Abend schrecklich groggy. „Ich habe die Firma mitgegründet. Es ist toll, etwas zu erschaffen und zu erleben, wie es wächst und gedeiht.“
„Und was haben Sie in Chicago gemacht?“
Sie verteilte ein paar Käsechips auf einen Teller und stellte diesen auf die Küchentheke. „Mit einem neuen Anbieter einen Vertrag ausgehandelt.“
„Erfolgreich?“ Er nahm die beiden Teller, während sie mit den Gläsern vorausging, die sie auf den Couchtisch stellte, ehe sie sich aufs Sofa fallen ließ.
„Sehr sogar. Ach, ich habe die Weintrauben vergessen.“
„Bleiben Sie sitzen, ich hole sie schon. Wenn Sie nichts dagegen
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