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Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Titel: Bleib doch, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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erscheinen?“ fragte Monika ungläubig.
    „Sich bemerkbar machen zumindestens Klopfzeichen geben... wenn du dich bereit erklärst, als Medium mitzumachen.“
    Monika zögerte. Die Schwestern von Amadeus oder immerhin ihre Imitationen kennenzulernen erschien ihr reizvoll.
    Aber ihr Vater erklärte entschlossen: „Nein, das wird sie nicht. Es wäre nicht gesund für sie, und außerdem, ein Hausgespenst genügt mir voll und ganz. Wenn wirklich seine Schwestern hier auch noch rumgeistern, so sollten wir dankbar sein, daß sie sich nicht hören und sehen lassen. Punktum. Ich habe gesprochen.“
    „Schade“, sagte Herr Stein.
    „Ja, wirklich schade, daß Amadeus sich nicht rührt!“ stimmte Monika ihm zu.
    „Vielleicht hat er sich für immer verzogen?“ fragte Liane.
    „Nicht auszudenken!“ rief Frau Schmidt.
    „So solltet ihr aber nun wirklich nicht reden“, verteidigte Monika ihren Freund, das Hausgespenst, „wenn er das hört — und woher wollt ihr wissen, daß er es nicht mitanhört?! — , dann könnt ihr was erleben!“

Amadeus übertrifft sich selber

    Monika behielt wieder einmal Recht. Die Schmidts erlebten wirklich etwas. Kaum daß Herr und Frau Stein mit ihrem Sohn das Haus verlassen hatten — genauer gesagt: genau in der Minute, als sie außer Hörweite waren —, ging es los. Es knallte und dröhnte wie bei einem Feuerwerk, es fehlten nur die bunten Sterne, Lichtgarben und Kaskaden am Himmel.
    Der Lärm war so gewaltig, daß das alte Haus in seinen Grundfesten erbebte.
    Frau Schmidt, die gerade dabei gewesen war, das Abendessen zu bereiten, stürzte aus der Küche in die Wohndiele: „Um Himmels willen, was ist los?!“
    „Eine Explosion!“ sagte Liane, die weiß wie die Wand geworden war.

    „Unsinn!“ widersprach Monika. „Das ist Amadeus!“
    „Unmöglich!“ widersprach ihre Mutter. „Solchen Krach bringt ein einzelnes Gespenst ja gar nicht zustande!“
    „So hat Amadeus jedenfalls noch nie getobt“, sagte Herr Schmidt.
    „Wir haben ihn ja auch nie so geärgert!“ gab Monika zu bedenken. „Wahrscheinlich war es ihm schon nicht recht, daß wir Herrn Stein ins Haus geholt haben... und was ihr dann alles über ihn gesagt habt! Mir schwante gleich, das würde schiefgehen.“
    Man darf sich dieses Gespräch nun nicht als eine friedliche Unterhaltung vorstellen. Das war es ganz und gar nicht. Die Schmidts mußten schreien, um sich gegenseitig verständlich zu machen. Der Lärm war so ungeheuer, als befänden sie sich im Zentrum eines Gewitters.
    „Das ist ja grauenhaft!“ Erschüttert ließ Frau Schmidt sich auf einen Stuhl sinken und preßte die Hände vor die Ohren.
    Monika riß ihr eine Hand fort. „Mach dir nichts draus!“ brüllte sie ihr ins Ohr. „Amadeus wird sich schon wieder beruhigen!“
    „Aber bis dahin bin ich fertig mit den Nerven.“
    „Am besten tun wir so, als wäre nichts!“ meinte Liane. „Komm, Mutti, wir begleiten dich in die Küche und helfen dir beim Abendbrot!“
    Monika ballte die Faust und schrie in den ohrenbetäubenden Krach hinein. „Hör auf mit dem Blödsinn, Amadeus! Du glaubst doch wohl nicht, daß du dich auf diese Art beliebt machen kannst!“
    Es wurde so urplötzlich still, daß es geradezu weh tat.
    Alle atmeten auf. Frau Schmidt, Liane und Monika gingen in die Küche. Da es am Nachmittag Kuchen gegeben hatte, hatte Frau Schmidt nur ein leichtes, aber pikantes Abendessen vorbereitet, einen Wurstsalat mit Zwiebeln und Gurken, der schon fertig im Eisschrank stand. Monika und Liane hatten ihr beim Schneiden geholfen. Inzwischen hatte Frau Schmidt schon die Semmeln — in anderen Teilen Deutschlands als Brötchen bekannt, Norbert würde sie wohl als „Runds-tücke“ bezeichnen — zum Aufrösten in den Backofen getan. Es galt also eigentlich nur noch, das nötige Geschirr auf dem Tablett zusammenzustellen und den Tisch zu decken. Sehr erleichtert darüber, daß wieder Ruhe eingetreten war, machten sich die drei an die Arbeit.
    Monika war gerade dabei, eine Flasche Bier für den Vater zu öffnen, als Herr Schmidt in der Wohndiele brüllte: „Da hört sich aber alles auf!“
    Monika, Liane und ihre Mutter stürzten zu ihm. Herr Schmidt hatte den Fernseher eingeschaltet, aber auf der Mattscheibe war nicht das gewünschte Programm zu sehen, sondern ein buntes Muster, das sich ständig änderte, etwa wie das Muster in einem Kaleidoskop, wenn man es schüttelt. Dazu war eine sonderbare Musik zu hören. Sie klang, als würde sie von einem

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