Bleib doch, liebes Hausgespenst!
zu. „Puh!“ sagte sie. „Jetzt habe ich aber die Nase voll!“
„Denkst du, wir nicht?“ erwiderte Liane.
Aber Amadeus gab noch lange keine Ruhe.
Als Peter heimkam, fand er das Haus dunkel. Er betätigte den Lichtschalter, aber nichts geschah.
„Was ist denn hier los?“ rief er. „Wo seid ihr?“
„Hier!“ Monika kam gerade mit einer Kerze aus der Küche. „Wir sind alle hier! Setz dich zu uns! Du kommst gerade recht zum Abendbrot.“
„Aber wieso brennt kein Licht?“
„Amadeus!“
„Aha. Hat ihm die Geisterbeschwörung also nicht gefallen?“
„Das kann man sagen. Er ist außer Rand und Band.“
„Wasch dir die Hände, Peter!“ bat die Mutter.
Er verschwand in der Küche. „Hier brennt Licht!“ rief er über die Schulter zurück.
„Freu dich drüber und beeil dich!“ rief Monika ihm zu. „Wer weiß, wie lange es dauert!“
Der Rat war berechtigt. Kaum, daß Peter sich am Spülbecken die Hände eingeschäumt hatte, begannen die elektrischen Birnen zu flackern und verlöschten dann ganz.
„Verflixter Kobold!“ schrie Peter. „Laß dich bloß nicht von mir erwischen! Dann kannst du was erleben!“
Als Antwort fühlte er, wie ihm etwas Glattes, Feuchtes durch das Gesicht fuhr. Im ersten Schreck dachte er, es wäre eine Geisterhand. Dennoch nahm er allen Mut zusammen, griff danach und — schnappte das Stück Seife, mit dem der unsichtbare Amadeus ihn eingeschmiert hatte.
„Verflixt und zugenäht! Jetzt reicht’s mir aber!“ schrie er.
Er spürte eine Berührung auf der Schulter, schoß herum und packte, was er für das Gespenst hielt. „Jetzt hab ich dich!“ rief er triumphierend.
„Aber Peter!“ sagte eine Mädchenstimme. „Ich bin’s doch... Monika!“
„Ist nicht wahr! Du bist Amadeus! Du verstellst dich nur!“
„Bitte, Peter, spiel du bloß nicht auch noch verrückt! Ein Gespenst kann man gar nicht packen, das habe ich dir doch oft genug erzählt. Man greift durch. Aber ich bin von Fleisch und Blut, das mußt du doch merken.“
Peters Augen hatten sich allmählich an die Dunkelheit gewöhnt, und er merkte, daß er tatsächlich seine Schwester gepackt hielt.
„Jetzt laß mich endlich los!“ bat sie. „Du mit deinen glitschigen Fingern.“
Er gab sie frei. „Was willst du denn hier?!“ fragte er unfreundlich, denn irgendwie mußte er seinem Ärger über den Irrtum Luft machen.
„Ich wollte dir nur raten, Amadeus nicht noch mehr zu ärgern, sondern es lieber mit Güte zu versuchen.“
Wieder begannen die Birnen zu flackern, und endlich leuchteten sie voll auf. Peter, der jetzt damit rechnete, daß es nicht immer so bleiben würde, spülte sich rasch die Seife von den Händen und wusch sein Gesicht ab. Dann nahm er das Küchenhandtuch und rubbelte sich ab.
„Warum ist er denn so aufgebracht?“ wollte er wissen.
„Anscheinend hat er sich wahnsinnig geärgert, weil wir die Steins eingeladen haben. Während sie da waren, hat er keinen Mucks getan... aber gleich danach ging’s los.“
Unvermittelt begann das elektrische Licht wieder aufzuflammen.
„Da siehst du!“ Monika faßte Peter bei der Hand. „Komm zum Essen!“
In der Wohndiele war es nach wie vor dunkel; nur die einzige kleine Kerze, die Monika aus der Küche geholt hatte, brannte in einem Halter.
„Warum zündet ihr dann nicht wenigstens ein paar Kerzen mehr an?“ fragte Peter.
„Du hast Begriffe! Glaubst du, für Amadeus ist es ein Problem, eine Kerze auszupusten! Diese eine läßt er uns vielleicht.“
Aber diese Worte nahm Amadeus anscheinend als Herausforderung. Alle spürten den kalten Zug, der durch den Raum ging. Die Kerze flackerte und verlöschte.
Das war zuviel. Eine Weile saßen sich alle stumm gegenüber.
Endlich sagte Herr Schmidt: „Wir hätten das Haus nicht kaufen sollen.“
„Doch, Max“, widersprach seine Frau, „es ist ein schönes Haus, und wir waren ja auch glücklich hier...“
„...bis Monika auf die Idee gekommen ist, die Steins einzuladen!“ ergänzte Liane.
„Ja, warum hast du das bloß gemacht?“ fragte Peter.
„Das wißt ihr doch genau! Weil ich Mitleid mit Amadeus hatte! Weil ich wissen wollte, wer oder was er wirklich ist! Weil ich ihm helfen wollte.“
„Mitleid mit einem Gespenst!“ wiederholte Peter. „So was Deppertes habe ich noch nie gehört!“
„Selber deppert!“ verteidigte sich Monika, deren Stimme schon nicht mehr ganz fest klang.
„Mir ist das auch von Anfang an ziemlich idiotisch vorgekommen“, stimmte Liane
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