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Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Titel: Bleib doch, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Schlafengehen festgebunden, so daß er sie ihnen nicht, wie es seine Art war, wegziehen konnte.
    Dafür hob er Monika samt ihrem Bett in die Luft und ließ sie durch den Raum segeln. Aber da sie durchaus wußte, wie ihr geschah, hatte sie keine Angst, sondern fand es ganz lustig.

    Punkt ein Uhr war der Spuk zu Ende, und Stille trat im Haus am Seerosenteich ein.

Ein neuer Pakt

    Drei Tage und drei Nächte tobte Amadeus wie losgelassen durch die Gegend.
    Er trieb die Schmidts, vor allem aber die Mutter, die sich morgens allein mit ihm herumärgern mußte, bis an den Rand der Verzweiflung. Nicht einmal in ihrer geliebten Töpferwerkstatt konnte sie Zuflucht finden, denn auch dort trieb Amadeus sein Unwesen.
    Alle flehten Monika an, Verbindung mit ihm aufzunehmen und ihn zur Ruhe zu bringen.
    Aber Monika schüttelte den Kopf. „Lassen wir ihn sich erst mal austoben. Wenn er so außer sich ist, kann man nicht in Ruhe mit ihm sprechen.“
    „Und wie soll ich das aushalten?!“ fragte ihre Mutter.
    „Mit Humor, Mutti. Du weißt doch, daß er dir nicht wirklich etwas tun kann.“
    „Na, danke. Das ist ein feiner Trost. Glaubst du, es ist angenehm, wenn er mir dreimal hintereinander die gemachten Betten zerwühlt?“
    „Dann laß sie einfach so, wie sie sind“, riet Herr Schmidt. „Dein Gesicht möchte ich sehen, wenn du abends in die ungemachten Betten steigen mußt!“
    „Unter den gegebenen Umständen werde ich keine Miene verziehen. Wir richten sie einfach erst im letzten Augenblick, bevor wir hineinsteigen...“
    „...und außerdem kann man im Notfall auch im ungemachten Bett schlafen“, erinnerte Peter.
    „Ja, du kannst das, ich weiß!“ fauchte Frau Schmidt ihn an. „Mir graut’s, sooft ich in dein Zimmer schaue...“
    „Also, bitte, Hilde“, mischte Herr Schmidt sich ein, „das ist wirklich nicht der rechte Augenblick, Peter Vorhaltungen wegen seiner Unordnung zu machen!“
    „Stimmt, Mutti!“ sagte Monika. „Amadeus lacht sich ins Fäustchen, wenn wir uns streiten. Das will er ja gerade erreichen.“
    „Meinst du?“
    „Ganz sicher.“
    Frau Schmidt fuhr ihrem Sohn durch das strubbelige blonde Haar. „Tut mir leid, Peter... ich hab’s nicht so gemeint. Es kommt nur, weil mich das alles wahnsinnig nervös macht.“
    „Sollte es aber nicht, Hildchen“, sagte Herr Schmidt, „Monika hat ganz recht: nimm es von der komischen Seite!“
    „Auch wenn die geschnittenen Kartoffeln aus dem Topf springen?“
    Sekundenlang starrten alle sie verblüfft an.
    „Tun sie das denn?“ fragte Liane.
    „Ja! Ich mußte sie dreimal wieder einsammeln und in den Topf bugsieren. Dann habe ich den Deckel darauf getan und ihn ganz fest mit der Hand zugepreßt, bis das Wasser zu kochen begann.“
    Aber die anderen konnten ihre Empörung nicht teilen, sondern brachen in ein herzliches Gelächter aus.
    „Aber das ist doch komisch!“ rief Monika. „Begreifst du denn nicht, wie komisch? Ich glaube, Amadeus ist gar nicht mehr böse, sonst würde er sich nicht solche Witze ausdenken!“
    „Wenn du es sagst“, meinte Frau Schmidt, aber ihre Miene erhellte sich nicht.
    Monika war überzeugt, daß Amadeus sich schon ausgetobt hatte. Auch der Lärm, den das Gespenst in dieser Nacht machte, schien ihr nicht mehr so wüst wie zuvor.
    Nachdem sie zu Bett gegangen war, rief sie ein paarmal: „Amadeus! Lieber Amadeus! Laß dich blicken! Ich muß mit dir sprechen!“
    Es geschah nichts, und das Stöhnen, Ächzen und Trapsen im Haus wurde nicht leiser. Monika begriff, daß sie etwas Besonderes tun mußte, um wieder mit Amadeus in Verbindung zu kommen. Sie beschloß, bis zur Geisterstunde wach zu bleiben. Das fiel ihr nicht allzu schwer, weil sie sich nach Tisch ausgeruht und außerdem ein interessantes Buch zu lesen hatte. Ganz konnte sie sich auf den Inhalt der spannenden Geschichte allerdings nicht konzentrieren, dazu war der Krach zu groß. Außerdem mußte sie darüber nachdenken, was sie Amadeus sagen wollte. Aber das war nicht weiter schlimm. Sie würde das Buch bei nächster Gelegenheit eben noch einmal lesen. Die Hauptsache war, daß sie bis zwölf Uhr wach blieb. Das gelang ihr auch. Als sie die Uhr der kleinen Kirche in Heidholzen zwölfmal schlagen hörte, schlüpfte sie aus ihrem Bett und in ihre Pantoffeln. Die Nacht war kühl, und so zog sie ihren schottisch karierten Hausmantel über, den sie im vorigen Jahr von Liane geerbt hatte. Leise, ganz leise, um niemanden aus der Familie zu wecken — wobei sie sich

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