Bleib für immer!: Roman (German Edition)
Evie.«
»Was?«
»Ich sagte, genau da irrst du dich«, fährt sie fort, das Gesicht jetzt flammend rot. »Patrick und ich könnten sehr wohl zusammenkommen. Wir waren es nämlich schon.«
109
W IE BITTE?« Ich will die Antwort gar nicht hören.
»Auf der Hochzeit deiner Mutter«, sagt Charlotte. »Weißt du noch, dass ich dir erzählt habe, ich hätte jemanden geküsst? Das war Patrick.«
Ich schweige.
»Um genau zu sein«, fährt sie fort, »haben wir uns nicht nur geküsst.«
»Was willst du damit sagen?«
Charlotte ist sichtlich unentschlossen, ob sie weiterreden soll.
Doch es gibt jetzt kein Zurück mehr – und das weiß sie auch.
»Ich … ich war spazieren gegangen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen«, sagt sie mit unsicherer Stimme. »Ich fühlte mich ein bisschen betrunken und – tja, er tat dasselbe. Saß einfach nur da, um den Kopf freizubekommen. Also kamen wir ins Gespräch. Und redeten und redeten. Und er hat mir Dinge erzählt, von denen du keine Ahnung hast, Evie. Von denen nicht einmal Grace eine Ahnung hat.«
»Und?«
»Dann … na ja … es ist einfach passiert. Wir haben uns geküsst.«
Sie hält zögernd inne.
»Und?«
Seufzend erzählt sie: »Eins führte zum anderen, wie man so schön sagt. Und … wir … wir …«
»Ihr was?«
»Wir hatten Sex«, erklärt sie trotzig. »Da – bist du jetzt zufrieden? Patrick und ich, wir hatten Sex.«
Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf.
»Auf der Wiese?«, frage ich entsetzt. »Auf der Wiese, wo nebenan die Hochzeitsfeier meiner Mutter stattfand?«
Charlottes Lippe zittert weiterhin, aber sie gibt nicht klein bei.
»Ja, auf der Wiese«, sagt sie und hält entschlossen den Kopf hoch. »Ja.«
»Das glaube ich dir nicht.« Aber ich glaube ihr doch.
»Es stimmt. Du kannst ihn ja selbst fragen, wenn du willst. Aber es stimmt.«
An sich werde ich ja fürs Formulieren bezahlt, aber aus irgendeinem Grund fehlen mir die Worte. Ich sitze einfach nur da und brabble vor mich hin wie die Patienten aus Einer flog übers Kuckucksnest .
»Wie konntest du?«, stoße ich schließlich hervor. »Wie konntest du Grace das antun?«
»Ich konnte nicht anders«, wimmert sie jetzt schon weniger trotzig. »Ganz ehrlich, Evie, ich kam nicht dagegen an.«
»Natürlich konntest du anders!«, rufe ich.
»Lass es mich anders sagen. Was du im Augenblick wegen Jack empfindest: die Traurigkeit, die Intensität, den Schmerz – das fühlst du jetzt seit ein paar Wochen. Mir geht es seit sieben Jahren so. Sieben lange Jahre . Du kannst dir nicht annähernd vorstellen, wie das war.«
Ich schließe die Augen.
»Ich glaube, ich kenne dich kaum noch, Charlotte«, flüstere ich. Etwas anderes fällt mir nicht ein.
Sie greift nach meiner Hand.
»Sag das nicht, Evie«, fleht sie. »Du bist meine beste Freundin. Versuch doch bitte zu verstehen.«
»Ist dir denn überhaupt klar, dass das falsch war?«, frage ich.
Charlotte seufzt. »Natürlich weiß ich, dass das nicht richtig war. Immerhin sind sie verheiratet. Aber ich weiß auch, dass es mich nicht weitergebracht hat, das Richtige zu tun. Kein bisschen.«
Ich sehe ihr in die Augen.
»Charlotte, du bist eine meiner ältesten Freundinnen. Du weißt, dass ich alles für dich tun würde. Aber wenn durch deine Schuld diese Ehe zerbricht, dann könnte ich dir das möglicherweise nie verzeihen.«
Sie legt den Kopf in die Hände und weint leise. Sie weint und weint, ich weiß nicht, wie lange. Endlich hebt sie den Kopf.
»Ich werde ihre Ehe nicht zerstören«, sagt sie.
»Warum bist du dir da so sicher?«
Sie schnieft. »Glaub mir, ich bin ganz sicher.« Nach einer kleinen Pause fährt sie fort. »Er … er … hat fast sofort wieder aufgehört.«
»Erzähl weiter.«
Sie schüttelt den Kopf.
»So schnell hat er es bereut. Gott im Himmel. Ich habe mir vorgemacht, dass das vielleicht der Anfang von etwas hätte sein können. Aber ich habe es geschafft, dass jemand bereut, mit mir geschlafen zu haben, noch bevor es vorbei ist.«
»Was ist passiert?«, erkundige ich mich zögerlich. Eigentlich möchte ich die schmutzigen Details nicht hören, aber ich muss.
»Er war so betrunken«, bekennt sie. »Nicht einfach nur betrunken, er konnte kaum gerade stehen. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er hektisch an seinem Reißverschluss fummelt und praktisch von mir wegrennt. Und seitdem hat er nicht einmal mit mir gesprochen. Er hasst mich.«
Jetzt schluchzt Charlotte unkontrolliert, aber ich kann mich kaum
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