Bleib für immer!: Roman (German Edition)
Seitenblick zu. Sie starrt mit sehr eigenartigem Gesichtsausdruck geradeaus durch die Scheibe.
»Ist alles in Ordnung?«, erkundige ich mich.
Sie reagiert nicht gleich.
»Kann ich dir etwas erzählen, Evie?«, fragt sie dann.
»Aber natürlich«, antworte ich wie aus der Pistole geschossen. »Nur zu.«
»Ich bin verliebt.«
Sie klingt so sachlich, als hätte sie mir mitgeteilt, sie müsse noch Kartoffeln kaufen gehen. Mein Unterkiefer klappt vor Verblüffung nach unten.
»Aber das ist ja fantastisch!«, rufe ich. »In wen denn?« Sie zögert, dann holt sie tief Luft und wendet mir das Gesicht zu.
»In Patrick«, sagt sie. »Ich bin in Patrick verliebt.«
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E S GESCHIEHT zu hundert Prozent unterbewusst, aber Starsky und Hutch sind ein Dreck gegen mich, als ich meinen VW Golf auf den Seitenstreifen manövriere. Charlotte wird durch den Schlenker heftig gegen die Seitentür geschleudert. Nachdem ich mich davon überzeugt habe, niemanden aus Versehen überfahren zu haben, ziehe ich die Handbremse und drehe mich zu ihr um. Ich kann nicht fassen, was ich gerade gehört habe.
»Patrick wer?«, frage ich in der vagen Hoffnung, es läge eine schreckliche Verwechslung vor und sie spräche von einem vollkommen anderen Kerl, der im Imbiss bei ihr um die Ecke arbeitet. Nicht dem Mann unserer besten Freundin.
» Patrick Patrick«, sagt sie.
» Patrick Patrick wer?«
»Patrick Cunningham .«
Ich schüttle den Kopf, unfähig, diese Information zu verarbeiten.
»Jetzt noch mal ganz langsam. Du willst mir erzählen, dass du in Patrick verliebt bist? In unseren Patrick? In Graces Patrick?«
»Ich weiß, es ist schwer zu glauben.«
»Schwer zu glauben? Charlotte, er ist mit unserer besten Freundin verheiratet.«
»Mit deiner besten Freundin, Evie«, murmelt sie.
Ich reiße die Augen weit auf.
»Dann bist du also nicht nur in ihren Mann verliebt, sondern sie ist auch nicht mehr deine Freundin?«, frage ich entgeistert.
»Das habe ich nicht gesagt«, entgegnet sie.
Ich starre vor mich hin, die Hände um das Lenkrad geklammert.
»Wie lange empfindest du schon so?«, frage ich bemüht ruhig.
»Seit ich ihn kenne. Seit sieben Jahren, um genau zu sein. Seit ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Ich habe ihn immer geliebt.«
Der letzte Satz lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Wie konnte ich das übersehen? Wie konnten wir alle das übersehen?
In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken, nicht zuletzt wegen der Nüchternheit, die Charlotte in dieser Situation an den Tag legt.
»Aber Charlotte.« Meine Stimme schwankt zwischen Mitgefühl und Verzweiflung. »Patrick liebt Grace. Und Grace liebt Patrick. Sie haben eine Familie. Was auch immer du für ihn fühlst, du musst damit aufhören. Um deiner selbst willen. Denn Patrick und Grace sind wie ein Fels in der Brandung.«
Sie stößt ein spöttisches Schnauben aus.
»Was sollte das denn?«, frage ich geschockt.
»Du weißt gar nichts, Evie.«
»Was um Himmels willen meinst du denn damit?«
»Ich will ja nur sagen«, fährt sie fort, »du redest davon, als ob die bloße Vorstellung von mir und Patrick lächerlich wäre.«
»Das ist sie doch auch.« Meine Stimme wird lauter.
Jetzt sieht Charlotte wirklich verärgert aus.
»Das war es vielleicht vor sechs Monaten«, sagt sie. »Aber ich bin jetzt genauso dünn … und modisch … und attraktiv wie alle anderen.«
»Was hat das denn jetzt damit zu tun?«, will ich wissen.
Sie runzelt die Stirn.
»Ich will doch nur sagen, dass die Vorstellung inzwischen nicht mehr so absurd ist.« Ihre Wut ist jetzt greifbar.
Ich glaube einfach nicht, was ich da höre. Ich denke an Grace und die Kinder. Ich denke daran, wie niedergeschlagen sie wegen Patrick war. Ich denke daran, dass sie erst seit wenigen Monaten verheiratet sind. Zum allerersten Mal habe ich Charlotte gegenüber nicht nur positive Empfindungen.
»Charlotte, dein Abnehmen hat doch überhaupt nichts damit zu tun. Die Vorstellung ist lächerlich – nicht, weil du nicht hübsch genug für ihn bist, sondern weil du von unserer Freundin und ihrem Mann sprichst. Von Grace und Patrick. Wo ist deine Loyalität?«
Wieder schnaubt sie. Und das bringt bei mir das Fass zum Überlaufen.
»Jetzt hör mal«, wende ich mich ihr wieder zu. »Du musst die ganze Sache vergessen, Charlotte. Weil du niemals mit Patrick zusammenkommen wirst, verstehst du? Niemals.«
Jetzt steigt Charlotte das Blut in die Wangen.
»Und genau da«, sagt sie ruhig, »irrst du dich,
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